Mit 135 Millionen Euro fördert das BMBF in den nächsten drei Jahren das Nationale Genomforschungsnetz (NGFN); 4,1 Millionen davon fließen an die Universität Bonn. Als einzige Institution stellt die Bonner Alma mater überdies mit Professor Dr. Max P. Baur und Professor Dr. Peter Propping zwei Mitglieder im 13-köpfigen Projektkomitee des NGFN, dem internen Selbststeuerungsgremium.
Etwa 40.000 Gene hat der Mensch. Von den wenigsten weiß man bislang ihre Funktion; entsprechend schwierig ist es, die Erbanlagen zu identifizieren, die für bestimmte Leiden wie die manische Depression besonders anfällig machen. Üblicherweise untersuchen die Forscher dazu eine Gruppe mit Patienten und vergleichen ihre genetische Ausstattung mit gesunden Personen. Erbanlagen, die bei Kranken deutlich häufiger auftauchen als bei Gesunden, könnten bei der Entstehung der Krankheit eine Rolle spielen.
Der Bonner Biometriker Professor Dr. Max P. Baur ist Sprecher der genetisch-epidemiologischen Methodenzentren (GEM) in Bonn, Berlin, München, Kiel, Lübeck, Heidelberg, Göttingen und Marburg, die unter anderem das statistische Rüstzeug für diese komplexen genetischen Analysen bereitstellen und weiterentwickeln. "Die genetischen Daten zu erheben, ist das Eine, aus ihnen Rückschlüsse zu ziehen, auf welchem Chromosom die entsprechende Erbanlage sitzt, eine ganz andere Sache", erklärt Professor Baur. Denn es ist unmöglich, die mehr als 3 Milliarden "Buchstaben" im Genom zweier Menschen direkt miteinander zu vergleichen. Genforscher greifen daher zu einem Trick: Sie untersuchen nur einige hundert kurze Sequenzen, die zufällig über alle 46 Chromosomen verteilt sind. Von jedem dieser "Marker"-Abschnitte ist genau bekannt, an welcher Stelle er sich auf welchem Chromosom befindet. Je näher sich ein Gen an einem Marker befindet, desto häufiger werden sie zusammen vererbt - Genetiker sprechen von Kopplung. Die Wissenschaftler suchen nun nach Markersequenzen, die besonders oft mit der jeweilige Krankheit zusammen vererbt werden. In der Nähe dieser Marker muss sich dann das gesuchte Gen befinden.
Professor Dr. Peter Propping koordiniert das so genannte NeuroNetz, an dem sich neben der Bonner Uni auch Institute in Hamburg, Heidelberg-Mannheim, München und Tübingen beteiligen. Die Wissenschaftler suchen nach Genen, die bei Erkrankungen des Nervensystems eine Rolle spielen - "also Alzheimer oder Parkinson, aber auch Alkoholismus", so der Humangenetiker. Die Bonner konzentrieren sich dabei auf die manische Depression - eine Krankheit, die sich noch schwer behandeln lässt und viele Betroffene in den Selbstmord treibt - sowie die Epilepsie und den Alkoholismus. "Wenn wir die molekularen Mechanismen kennen, die derartigen 'bipolaren Störungen' zu Grunde liegen, können wir mittelfristig auch Erfolg versprechendere Therapien entwickeln", ist sich Propping sicher.
Die Genetik komplexer Erkrankungen - also all jener Leiden, die durch das Zusammenspiel mehrerer Erbanlagen und zusätzlicher Umwelteinflüsse ausgelöst werden - ist einer der Forschungsschwerpunkte der Medizinischen Fakultät. Kürzlich hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) eine gleichnamige Forschergruppe verlängert, die gemeinsam von Baur und Propping geleitet wird. Fördersumme in den nächsten drei Jahren: Ebenfalls rund vier Millionen Euro.
Ansprechpartner:
Professor Dr. Max P. Baur
Institut für Medizinische Biometrie, Informatik und Epidemiologie der Universität Bonn
Telefon: 0228/287-5400
E-Mail: max.baur@ukb.uni-bonn.de
Professor Dr. Peter Propping
Institut für Humangenetik der Universität Bonn
Telefon: 0228/287-2346
E-Mail: propping@uni-bonn.de
Criteria of this press release:
Biology, Information technology, Mathematics, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Physics / astronomy
transregional, national
Organisational matters, Research projects
German
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