Prof. Dr. Stephanie Mehl von der Frankfurt UAS spricht anlässlich des Welttags für psychische Gesundheit am 10. Oktober über Methoden für die Behandlung
Weltweit erleiden rund ein Prozent aller Menschen eine Psychose. Unter diesem Begriff werden sowohl Schizophrenie als auch schizotype und wahnhafte Störungen zusammengefasst. Sie können in der Praxis entweder psychotherapeutisch oder mit Medikamenten behandelt werden. Patientinnen und Patienten mit Psychosen erhalten allerdings selten die Empfehlung, dass sie auch eine Psychotherapie beginnen können, obwohl Psychotherapie in allen Krankheitsphasen der Psychose den aktuellen Behandlungsleitlinien der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Neurologie (DGPPN) entspricht. „Psychotherapeutinnen und -therapeuten befürchten, dass sie durch das direkte Sprechen über Stimmenhören oder ungewöhnliche Überzeugungen – z. B. verfolgt zu werden – den Wahn oder die Halluzinationen fördern. Nach unseren Erfahrungen ist das Gegenteil der Fall und das Sprechen über ungewöhnliche Überzeugungen und Stimmen oder Informationen darüber, dass diese auch in der gesunden Normalbevölkerung vorkommen, wirkt sehr entlastend“, weiß Prof. Dr. Stephanie Mehl, Professorin für Lerntheoretische und verhaltensorientierte Zugänge zu sozialer Arbeit an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS). Anlässlich des Welttags für psychische Gesundheit am 10. Oktober spricht sie über mögliche Therapieformen sowie Tools für die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Psychose.
„Die Psychotherapie von Psychosen ist sehr gut zu erlernen, neben unserem Buch bietet der Deutschsprachige Dachverband für Psychosenpsychotherapie, die DDPP, Fortbildungen, Supervision sowie Austausch an. Auch die manchmal erforderliche Vernetzung mit Mitbehandlerinnen und -behandlern, das heißt mit Psychiaterinnen, Psychiatern sowie psychiatrischen Kliniken, ist sehr gewinnbringend“, erklärt Mehl. Insbesondere der Beziehungsaufbau zwischen den betroffenen Personen und den Therapeutinnen und Therapeuten sei daher von großer Bedeutung. „Beim Beziehungsaufbau ist am wichtigsten, sich in die Patientinnen und Patienten hineinzuversetzen, viele Fragen zu stellen und ihre Sichtweise genau zu verstehen. Weiterhin ist es – wie bei anderen Behandlungen auch – wichtig, Dinge nicht sofort als unwahrscheinlich zu betrachten, sondern herauszufinden, wie die Patientinnen und Patienten darauf gekommen sind und welche Beweise es gibt. Manchmal steckt dahinter auch ein wahrer Kern.“
In Bezug auf Wahnüberzeugungen und Halluzinationen sollten Therapeutinnen und Therapeuten, so Mehl, keine Bedenken haben, darüber offen zu sprechen und nachzufragen. Diese Nachfragen und Gespräche über die Symptome seien wichtig, um die Patientinnen und Patienten zu entlasten und sich ein detailliertes Bild von ihrer Lebens- und Erfahrungswelt bilden zu können. „Ein verständnisvolles Entgegenbringen von Interesse an der Situation der Patientinnen und Patienten ist ebenso essenziell, wie sich in die Situation der Erlebnisse der Betroffenen hineinzuversetzen und zu überlegen, wie man selbst darauf reagiert hätte.“
Auch durch den Einsatz verschiedener Werkzeuge könne die Behandlung von Patientinnen und Patienten, die unter einer Psychose leiden, verbessert werden. So haben Mehl und die Psychologin Dr. Eva Heibach Checklisten, Interview-Vorlagen und Therapieprotokoll-Vorlagen entwickelt, die Therapeutinnen und Therapeuten bei ihrer Arbeit unterstützen können. „Die Tools sind so konzipiert, dass man prinzipiell direkt mit den Arbeitsblättern und Instruktionen arbeiten kann. Weniger erfahrene Therapeutinnen und Therapeuten erhalten viele Anleitungen und Erklärungen sowie Formulierungsbeispiele, die erläutern, wie sie das Arbeitsblatt oder die therapeutische Technik in der Therapie einsetzen können.“
Ein Überblick wichtiger Werkzeuge und Methoden für die professionelle Behandlung von Psychosen finden sich in dem Buch „Therapie-Tools Psychosen“, das gemeinsam von Prof. Dr. Stephanie Mehl und Dr. Eva Heibach verfasst wurde. Die Publikation ist in einer 2., überarbeiteten Auflage im Beltz-Verlag erschienen.
Zur Person Prof. Dr. rer. nat. Stephanie Mehl
Mehl ist Professorin für lerntheoretische und verhaltensorientierte Zugänge zu sozialer Arbeit mit besonderem Schwerpunkt bei substanzgebundenen und substanzungebundenen Störungen an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) sowie wissenschaftliche Mitarbeiterin und Supervisorin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Philipps-Universität Marburg. Insbesondere die Psychotherapiewirksamkeit und Psychotherapieprozesse, die Identifikation von Entstehungs- und aufrechterhaltenden Bedingungen von psychotischen Symptomen (Wahn und Halluzinationen), soziale Kognitionen bei Schizophrenie, der Umgang mit negativen Emotionen und Emotionsregulation bei Personen mit Schizophrenie sowie das Electronic Mobile Assessment (EMA) sind Forschungsschwerpunkte der Diplompsychologin und Psychologischen Psychotherapeutin.
Gerne steht Prof. Dr. rer. nat. Stephanie Mehl für weitere Statements und Interviews zur Verfügung.
Kontakt: Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich 4: Soziale Arbeit und Gesundheit, Prof. Dr. Stephanie Mehl, Telefon: +49 69 1533-2873, E-Mail: mehl.stephanie@fb4.fra-uas.de
Weitere Informationen zum Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit der Frankfurt UAS unter http://www.frankfurt-university.de/fb4.
Prof. Dr. Stephanie Mehl von der Frankfurt UAS.
Manuela Windholz/UKGM
Criteria of this press release:
Journalists, all interested persons
Psychology, Social studies
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Miscellaneous scientific news/publications
German
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