Die Bedeutung von Museen als Quelle fundierter Information und als Plattform für den gesellschaftlichen Diskurs steigt in Zeiten von Klimawandel und Biodiversitätsverlust, Fake News und zunehmender Wissenschaftsskepsis. Mit seinen vielfältigen Ausstellungen und Vermittlungsangeboten ist das Naturkundemuseum Stuttgart einer der wichtigsten Erlebnisorte der naturwissenschaftlichen und kulturellen Bildung in Baden-Württemberg.
„Im Auftrag der Vielfalt“ war der Titel der gestrigen Veranstaltung (10.11.2022) im Museum am Löwentor mit Gästen aus Politik und Gesellschaft. Prof. Dr. Lars Krogmann wurde offiziell in sein neues Amt als Wissenschaftlicher Direktor des Naturkundemuseums Stuttgart eingeführt, eine Funktion, die der Insektenspezialist interimistisch bereits seit Februar 2021 innehatte.
„Wir sind froh, dass wir einen so ausgewiesenen Insektenforscher und Experten für den Biodiversitätswandel sowie leidenschaftlichen Museumsmann für die Leitung des Stuttgarter Naturkundemuseums gewinnen konnten, den ‚Insektenpapst‘ Prof. Dr. Lars Krogmann. Die Kombination dieser Eigenschaften macht ihn zu einer sehr guten Besetzung für die wissenschaftliche Direktion. Prof. Krogmann bringt alle Voraussetzungen mit, um das größte Naturkundemuseum des Südwestens zu einem wichtigen Ort des gesellschaftlichen Diskurses über das ganze Spektrum der Artenvielfalt zu machen und es in eine erfolgreiche Zukunft als Kultur- und Forschungseinrichtung zu führen“, sagte Staatssekretär Arne Braun.
Die Zukunft des Museums als Forschungsinstitution und Drehscheibe des Wissens will der neue Direktor mit voller Energie gemeinsam mit dem ganzen Team – „Im Auftrag der Vielfalt“ – angehen: „Ich werde das Naturkundemuseum Stuttgart zu einer Zukunftswerkstatt weiterentwickeln, in der mit exzellenter und international vernetzter Forschung an Lösungen zur Arten- und Klimakrise gearbeitet wird. Wir möchten als offene Kommunikations- und Forschungsplattform den Wissenschaftsstandort Baden-Württemberg stärken. Im Mittelpunkt stehen weiterhin unsere einmaligen Forschungssammlungen, die wir zu digitalen Archiven der Vielfalt ausbauen und der gesamten Gesellschaft zugänglich machen werden. Für die Bürgerinnen und Bürger möchte das Museum neue partizipative Vermittlungsangebote entwickeln, die die Teilhabe an naturkundlicher Forschung ermöglichen“, so der neue Direktor.
Wie das Museum der Zukunft Spitzenforschung und gesellschaftliche Teilhabe vereinen kann, war das Thema eines Podiumsgesprächs, mit Prof. Dr. Ulrike Cress, Direktorin des Leibniz-Instituts für Wissensmedien in Tübingen, Prof. Dr. Klement Tockner, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Frankfurt am Main, Prof Dr. Johannes Steidle, Geschäftsführender Direktor des Biologischen Instituts der Universität Hohenheim, Marina Moser, Sprecherin der Studierendeninitiative „Bunte Wiese Stuttgart“ und Prof. Dr. Lars Krogmann.
Im Gespräch waren sich die WissenschaftlerInnen einig, dass sich aus den ehemaligen “Kuriositätenkabinetten” in der Museumslandschaft längst Häuser entwickelt haben, die multidimensionales Erleben ermöglichen: Digitale Angebote, Blicke in die Sammlungsmagazine und ausstellungsbegleitende Veranstaltungen ergänzen die Präsentation von Objekten und schaffen so Wissen und Verständnis.
Mehr denn je wird es zukünftig zur Aufgabe musealer Bildungs- und Vermittlungsarbeit gehörten, Transformationsprozesse in der Gesellschaft anzustoßen. Mögliche Wege können dabei sein, mehr Forschungsergebnisse in Ausstellungen zu präsentieren, Citizen Science Projekte auszubauen, offene Symposien und Tagungen für Bürgerinnen und Bürger zu veranstalten und gesellschaftliches Engagement, z.B. von Studierenden, zu stärken und zu unterstützen.
„Wir möchten die naturkundliche Grundversorgung der Bevölkerung gewährleisten und eine Sensibilisierung für die Bedeutung der Ökosysteme und der Artenvielfalt schon bei den Kleinsten erreichen. Dabei geht es uns auch um gesellschaftliche Teilhabe und Bildungsgerechtigkeit“, so Krogmann.
Das Naturkundemuseum Stuttgart wird zukünftig mit seinen Forschungspartnern Baden-Württemberg zu einer Modellregion für integrative Biodiversitätsforschung entwickeln. Wichtigste Forschungsgrundlage sind dabei weiterhin die rund zwölf Millionen Objekte, die in den Forschungssammlungen des Naturkundemuseums Stuttgart lagern und neue Aufsammlungen, die zum Beispiel regelmäßig im Rahmen des landesweiten Biodiversitätsmonitorings erfolgen. Dabei ist die Paläontologie integraler Bestandteil der Biodiversitätsforschung am Museum und ermöglicht die Analyse des Biodiversitätswandels über einen Zeitraum von über 240 Millionen Jahren hinweg. Das Haus wird weiterhin eng mit der Universität Hohenheim im Bereich Forschung und Lehre kooperieren und das gemeinsame Kompetenzzentrum für Biodiversität und integrative Taxonomie (KomBioTa) ausbauen. Es wird außerdem seine bestehenden nationalen und internationalen Forschungskooperationen erweitern, wie beispielsweise mit dem Karlsruher Institut für Technologie oder den Naturkundemuseen in Frankfurt, Berlin, München, London, Paris oder Washington.
Um mit den Ausstellungen und Vermittlungsangeboten einer sich zunehmend rasant ändernden, pluralen Gesellschaft gerecht zu werden, erneuert das Naturkundemuseum Stuttgart aktuell seine biologische Ausstellung im Schloss Rosenstein grundlegend. Der frühere Walsaal wird unter dem Motto „Eintauchen in die Vielfalt“ zum Meeressaal und der Elefantensaal unter Überschrift „Evolution schafft Vielfalt“ zum Evolutionssaal. Die neue Dauerausstellung ist ab dem 17.02.2023 im Schloss Rosenstein erlebbar. In den nächsten Jahren werden weitere Ausstellungsteile im Schloss Rosenstein grundlegend erneuert.
http://www.naturkundemuseum-bw.de
Arne Braun, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg ( ...
Max Kovalenko
SMNS, M. Kovalenko
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Podiumsgespräch mit Arne Braun, Staatssekretär im Ministerium ...
Max Kovalenko
SMNS, M. Kovalenko
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
Biology, Environment / ecology, Oceanology / climate, Social studies, Zoology / agricultural and forest sciences
transregional, national
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