idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
12/13/2022 11:36

Nature-Studie: Verschwörungsglaube und Windkraft-Widerstand hängen eng zusammen

Simone Falk von Löwis of Menar Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Wissensmedien

    Um den CO2-Ausstoß zu reduzieren und die Pariser Klimaziele einzuhalten, hat sich die Bundesregierung ehrgeizige Ziele zum Ausbau der Windenergie gesetzt. Doch häufig scheitert der Bau von Windkraftanlagen am Widerstand der lokalen Bevölkerung. Forschende des Leibniz-Instituts für Wissensmedien (IWM) in Tübingen konnten nun zeigen, dass der Glaube an Verschwörungstheorien einen entscheidenden Anteil an der Ablehnung von Windrädern hat. Außerdem fanden sie heraus, wann Informationen dabei helfen, den Widerstand zu reduzieren, und wann diese wirkungslos bleiben.

    Die Windkraft könnte bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes und in der aktuellen Energiekriese eine entscheidende Rolle einnehmen, um den Energiebedarf in Deutschland zu decken. Doch der Ausbau stockt seit einigen Jahren. Neben bürokratischen Hürden zieht häufig der Widerstand aus der Bevölkerung den Bau von Windkraftanalagen in die Länge oder verhindert diesen ganz. „Falschinformationen und Verschwörungstheorien über Windräder – beispielsweise über scheinbare negative gesundheitliche Folgen – sind in sozialen Medien weitverbreitet“, erklärt Dr. Kevin Winter, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Soziale Prozesse am IWM, die Ausgangslage. Zudem konnte in früheren Forschungsarbeiten gezeigt werden, dass Verschwörungsglaube mit einem erhöhten Miss-trauen gegenüber Autoritäten und Institutionen einhergeht – also den Akteuren, die den Ausbau der Windenergie vorantreiben.

    Verschwörungsglaube reduziert die Akzeptanz von Windrädern
    In Zusammenarbeit mit der University of Queensland (Australien) konnten Forschende des IWM in einer repräsentativen Umfrage in der deutschen Bevölkerung mit über 2000 Teilnehmenden nun erstmals nachweisen, dass der Glaube an Verschwörungstheorien eine entscheidende Rolle bei der Ablehnung von Windrädern spielt. Um dies zu untersuchen, wurden die Teilnehmenden gebeten, sich vorzustellen, wie sie in einem Referendum über den Bau von Windrädern in ihrem Wohnort abstimmen würden. „Verschwörungsglaube hatte hier einen weitaus größeren Einfluss als demographische Faktoren wie Alter, Bildungsgrad oder die politische Orientierung“, fasst Projektleiter Winter die Studienergebnisse zusammen.

    Informationen nur teilweise wirksam
    Weiterhin fanden die Forschenden in acht Studien mit über 4000 Teilnehmenden heraus, dass sich das Bereitstellen von Informationen über den Nutzen der Windräder positiv auf die Zustimmung auswirkte – auch bei Menschen, die eine Neigung zum Glauben an Verschwörungstheorien aufweisen. Diese positi-ve Wirkung der Kommunikation fiel allerdings deutlich geringer aus, wenn Menschen an eine konkrete Verschwörungstheorie rund um das Referendum glaubten oder ihnen zeitgleich negative Informationen über die Windräder präsentiert wurden. „Unter realistischen Bedingungen scheint es also schwierig zu sein, nur mit Informationen gegen den Verschwörungsglauben anzukommen“, resümiert Winter. Hier könnte es ratsam sein auf präventive Maßnahmen wie hohe Transparenz und frühe Kommunikation zu setzen, die verhindern, dass Verschwörungstheorien und Falschinformationen ihre Wirkung entfalten.


    Contact for scientific information:

    Dr. Kevin Winter
    Telefon: +49 7071 979-206
    E-Mail: k.winter@iwm-tuebingen.de


    Original publication:

    https://www.nature.com/articles/s41560-022-01164-w


    Images

    Dr. Kevin Winter, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der IWM-Arbeitsgruppe Soziale Prozesse
    Dr. Kevin Winter, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der IWM-Arbeitsgruppe Soziale Prozesse

    Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM)


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Environment / ecology, Psychology
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Dr. Kevin Winter, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der IWM-Arbeitsgruppe Soziale Prozesse


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).