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01/05/2023 15:10

Digitaler, keine Noten, weniger Frontalunterricht: Wie könnte Schule in Zukunft aussehen?

Claudia Kallmeier Pressestelle
Technische Universität Dresden

    Veraltete Unterrichtskonzepte, schleppende Digitalisierung, zu wenig individuelle Förderung: Die Kritik am Schulsystem in Deutschland ist groß. Wie es besser gehen könnte, daran forschen Wissenschaftler:innen an der TU Dresden. Die Universitätsschule entwickelt neue Lernformen, am Exzellenzcluster CeTI untersucht man den Einsatz digitaler Lernmittel und die Psychologie des Lehrens und Lernens geht der Frage nach, wie Schüler:innen stärker motiviert werden können.

    Auch die Ausbildung der angehenden Lehrer:innen steht auf dem Prüfstand. „Wir stehen vor der Herausforderung, Lehrkräfte auszubilden, die ihre Schüler:innen auf das nächste Jahrhundert vorbereiten“, weiß Professor Rolf Koerber vom Institut für Berufspädagogik und Berufliche Didaktiken. Lehrerkräfte von heute werden Schüler:innen unterrichten, die noch weit über das Jahr 2100 hinaus leben werden. Ziel des Lehramtsstudium sei es deshalb, die Studierenden dafür zu sensibilisieren, sich und ihre Methoden regelmäßig selbst zu reflektieren und immer weiterentwickeln zu wollen. Projektarbeit, gut und professionell gemacht, aber auch das Classroom Management sind Aspekte der Didaktik, die heute einen viel höheren Stellenwert im Lehramtsstudium genießen als früher.

    An der Universitätsschule Dresden gehört das längt zum Alltag. Der gemeinsame Schulversuch der Landeshauptstadt Dresden und der TU Dresden wurde als öffentliche Schule in kommunaler Trägerschaft im Schuljahr 2019/20 gestartet. Aktuell ist eine Gemeinschaftsschule vom ersten bis zum zwölften Jahrgang im Aufbau. Professorin Anke Langner hat das Forschungsprojekt Universitätsschule maßgeblich konzipiert und kann erklären, worin sie sich von anderen Schulen unterscheidet. „Der Unterricht erfolgt projektbezogen. Das heißt, die Kinder gehen einer Forschungsfrage nach und lernen in diesem Prozess, sich zu strukturieren und Methoden der Wissensaneignung zu verinnerlichen“, erklärt die Bildungswissenschaftlerin. Während Schüler:innen sich mit dem Thema weitgehend selbstständig, aber unterstützt durch Lernbegleiter:innen beschäftigen, eignen sie sich Fachwissen an.

    Daneben unterscheidet sich die Universitätsschule in weiteren Aspekten von anderen Schulen. So haben die Schüler:innen hier keine Ferien zu festen Zeiten, sondern können flexibel Urlaub nehmen. Es gibt über den gesamten Tag Lernangebote, um den Lernprozess zu entschleunigen. Auch auf eine Benotung wird verzichtet. „Was aber nicht bedeutet, dass es kein Feedback gibt“, fügt Anke Langner hinzu. Auch an der Universitätsschule wird genau beobachtet, auf welchem Stand sich ein Schüler oder eine Schülerin gerade befindet. „Wenn zu wenig transparent gemacht wird, wie die Noten zustande kommen, kann das dem Lerneffekt schaden“, weiß auch Professorin Susanne Narciss. Die Psychologin plädiert daher für klare Leistungskriterien und Feedback, aus dem die Schüler:innen Rückschlüsse ziehen können, wie sie sich verbessern können.

    Einen großen Stellenwert legt die Universitätsschule auf digitale Wissensvermittlung. Das Digitale wird neben Schreiben, Rechnen und Lesen als vierte Kulturtechnik in den Lernprozess eingebunden. Wie das funktionieren kann, weiß Katharina Porepp vom Exzellenzcluster CeTI. Ihrer Meinung nach hängt Schule in Deutschland hinsichtlich der Digitalisierung gut 20 Jahre hinterher. Sie ist sich dennoch sicher, dass im Klassenraum der Zukunft verstärkt digitale Medien zum Einsatz kommen. Mithilfe von Tablets mit Eingabestiften oder VR-Brillen lasse sich Unterricht viel interaktiver gestalten. „Man behält nur 10 Prozent von dem, was man liest, aber 90 Prozent von dem, was man tatsächlich erlebt“, erklärt Katharina Porepp. Mithilfe von VR-Brillen werden immersive Lernerlebnisse erzeugt. Die Größenverhältnisse im Universum, mathematische Ebenenberechnungen oder andere abstrakte Unterrichtsinhalte werden so anschaulicher und damit verständlicher.

    „Der zentrale Motor für Lernen aber ist“, macht die Psychologin Susanne Narciss deutlich, „dass wir feststellen, dass wir etwas dazulernen.“ Wenn Lehrkräfte Fehler als Lerngelegenheiten und nicht als Misserfolge vermitteln, kann dies zur Steigerung der Lernbereitschaft bei Schüler:innen beitragen. Während „One-size-fits-all“-Strategien und klassischer Frontalunterricht die Motivation zum Lernen zerstören können, führen neue didaktische Ansätze, innovative Unterrichtskonzepte sowie mehr digitale Lernunterstützung zu einer Steigerung des Lernanreizes.

    Kontakt:
    Pressestelle der TU Dresden
    pressestelle@tu-dresden.de


    Contact for scientific information:

    Prof. Rolf Koerber
    Institut für Berufspädagogik und Berufliche Didaktiken
    Tel: +49 351 463-42333
    E-Mail: rolf.koerber@tu-dresden.de

    Prof. Anke Langner
    Projektleiterin Universitätsschule Dresden
    Tel: +49 351 463-32235
    E-Mail: anke.langner@tu-dresden.de

    Prof. Susanne Narciss
    Professur für Psychologie des Lehrens und Lernens
    Tel.+49 351 463-36059
    E-Mail: Susanne.Narciss@tu-dresden.de

    Katharina Porepp
    Exzellenzcluster CeTI
    E-Mail: katharina.porepp@tu-dresden.de


    More information:

    Video zur Schule der Zukunft


    Images

    Blick in einen Lehrraum der Universitätsschule
    Blick in einen Lehrraum der Universitätsschule

    Karl J. Donath


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Teaching / education
    transregional, national
    Schools and science
    German


     

    Blick in einen Lehrraum der Universitätsschule


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