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12/03/1998 16:34

Max-Planck-Forschungspreis für Prof. Dr. Joseph Alcamo

Ingrid Hildebrand Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Kassel

    Kassel/Bonn. Der renommierte Max-Planck-Forschungspreis für internationale Kooperation wurde auch an einen Wissenschaftler der Universität Gesamthochschule Kassel (GhK) verliehen: Prof. Dr. Joseph Alcamo, Direktor des Wissenschaftlichen Zentrums für Umweltsystemforschung, erhielt den mit rund 250.000 Mark dotierten Preis am 3. Dezember in Bonn. Die von der Max-Planck-Gesellschaft und der Alexander von Humboldt-Stiftung verliehene Auszeichnung wird jährlich an eine kleine Gruppe von Spitzenforschern für ihre herausragenden, international hoch anerkannten wissenschaftlichen Leistungen vergeben. Die Preisträger - in diesem Jahr fünf deutsche und sieben ausländische Wissenschaftler - kommen aus allen Fachrichtungen. Mit Alcamo erhielt erstmals ein Umweltwissenschaftler diese Auszeichnung. Die mit der Auszeichnung verbundenen Mittel sollen für die deutschen Preisträger einen flexiblen Rahmen zur Aufnahme, Vertiefung oder Erweiterung von Forschungskooperationen mit Partnern außerhalb Deutschlands ermöglichen. Er sei besonders erfreut über den Preis, so Alcamo anläßlich der Preisübergabe, da er ihn als Anerkennung der Wissenschaftsgemeinschaft für den Wert der Globalen Umweltforschung und ihre Bedeutung für die Gesellschaft sehe.

    Alcamo ist seit Beginn der 80er Jahre bekannt für seine innovativen Arbeiten bei der Erstellung großskaliger Computermodelle der natürlichen Umwelt. Diese Modelle sind einzigartig, da sie sowohl gesellschaftliche als auch naturwissenschaftliche Aspekte vereinen. Sie können sowohl in der Forschung eingesetzt werden als auch von Entscheidungsträgern, um bei der Umsetzung internationaler Handlungsstrategien behilflich zu sein. Das RAINS-Modell, das Alcamo in den 80ern am Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Österreich entwickelt hat, simulierte das komplizierte Wirkungsgefüge der sauren Niederschläge in Europa. Das Modell wurde bei Verhandlungen über einen bedeutenden europäischen Vertrag zur Reduzierung der Schwefeldioxidemissionen in Europa zu Rate gezogen. In der ersten Hälfte dieses Jahrzehnts leitete Alcamo am National Institute of Public Health and the Environment (RIVM) in den Niederlanden ein Projekt zur Entwicklung eines Modells mit dem Namen IMAGE2, das wichtige Aspekte des globalen Umweltsystems beschreibt. In vielen Ländern werden Berechnungsergebnisse dieses Modells in internationalen Klimaverhandlungen benutzt. Diese Verhandlungen führten zu dem 1997 in Kyoto unterzeichneten internationalen Klimavertrag.

    Alcamo und seine Kollegen haben diese Modelle zur Ermittlung des derzeitigen und zukünftigen globalen Klimawandels angewendet. Alcamo wies auf eine wichtige Schlußfolgerung aus diesen Modelluntersuchungen hin: "Wir sind wahrscheinlich gerade an der Schwelle zu einem Zeitalter, in dem globale Umweltveränderungen schneller als jemals zuvor oder danach auftreten. Die Menschheit wird einen nie dagewesenen Einfluß auf die globale Umwelt nehmen, und dieser Einfluß wird auf die Menschen zurückfallen. Eine der wesentlichen Herausforderungen der Wissenschaft heutzutage ist es, die enge Verbindung zwischen Menschheit und globaler Umwelt zu verstehen, und wie wir uns an unvermeidliche globale Veränderungen anpassen bzw. unerwünschten globalen Wandel vermeiden können."

    Angesichts dieser besorgniserregenden Entwicklung hat Alcamo in jüngster Zeit seine Forschungsanstrengungen wieder verstärkt auf die Verbindung zwischen globalen Landnutzungs- und Klimaänderungen und deren mögliche Auswirkungen auf die Häufigkeit globaler Wasser- und Nahrungsmittelknappheit konzentriert. Obwohl er auch davon ausgeht, daß die meisten Nahrungsmittelknappheiten auf der Welt durch ungerechte Verteilung der Nahrungsmittel innerhalb eines Landes verursacht werden, ist er überzeugt, daß Umweltfaktoren wie Dürre und Überflutungen trotzdem eine entscheidende Rolle bei vielen Nahrungsmittelkrisen spielen. Alcamo behauptet, daß durch den Einsatz von Computermodellen und neuen Beobachtungsmethoden die Auswirkungen von Dürren und Überflutungen besser vorhergesagt und möglicherweise menschliche Tragödien vermieden werden können. Alcamo und seine Kollegen veröffentlichten diese Forschungsergebnisse kürzlich anläßlich eines internationalen Workshops mit dem Titel "Quantifying Global Environmental Security".

    Bezogen auf dieses Forschungsfeld schlägt Alcamo vor, sein Max-Planck-Preisgeld dazu zu verwenden, ein Projekt über "Klimawandel und seine Risiken für die Nahrungsmittelversorgung und die Wasserverfügbarkeit in Rußland" in Zusammenarbeit mit russischen, amerikanischen und Kolleginnen und Kollegen anderer Länder zu initiieren.

    In seinem Vortrag anläßlich der Verleihung des Max-Planck-Forschungspreises vertrat Alcamo die Ansicht, daß es für Wissenschaftler notwendig sei, Entscheidungsträgern in brennenden Fragen, denen sich die Gesellschaft gegenübersieht, beratend zur Seite zu stehen. Aber er machte auch geltend, daß die Wissenschaftsgemeinschaft die wissenschaftliche Qualität dieser Beratung selbstkritisch kontrollieren und aufrechterhalten muß.

    Alcamo ist amerikanischer Staatsbürger und wurde 1951 in New York City geboren. Er erlangte seinen Doktorgrad im Civil-Environmental-Engineering an der University of California in Davis. Seit er 1982 nach Europa kam, hat er verschiedene leitende wissenschaftliche Stellen in Österreich, den Niederlanden und in Deutschland innegehabt. Dabei hat er die Bedeutung internationaler Kooperationen in der Bearbeitung aktueller wissenschaftlicher Probleme stets hervorgehoben. Seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen während jener Jahre umfassen vier Bücher, die seinen interdisziplinären, globalen und systemischen Ansatz zur Bewältigung von Umweltproblemen hervorheben. In diesen Jahren fand er außerdem noch die Zeit, den Mont Blanc und den Kilimanjaro zu besteigen und mit seiner Frau Barbara in 20 Tagen die ganze Schweiz über die anspruchsvolle Alpenpaßroute zu durchqueren.

    1996 wurde er auf eine der ersten Professuren auf dem Gebiet der "Umweltsystemtechnik" in Westeuropa berufen. Er folgte Prof. Dr. Hartmut Bossel, einem der Pioniere auf dem Gebiet der Umweltsystemforschung in Deutschland, als Direktor des Wissenschaftlichen Zentrums für Umweltsystemforschung an der Universität Gesamthochschule Kassel.
    Neben anderen Tätigkeiten ist er offizieller Beobachter bei internationalen Klimaverhandlungen und aktiv in die Tätigkeiten des Intergovernmental Panel on Climate Change und des Scientific Panel of the World Commission on Water in the 21st Century eingebunden.


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    Criteria of this press release:
    Biology, Environment / ecology, Geosciences, Oceanology / climate
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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