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12/04/1998 12:45

Neuer Flohkrebs in norddeutschen Kanälen

Ulrike Rolf Presse und Kommunikation
Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig

    Im Mai 1998 wurde erstmals in norddeutschen Kanälen eine neue Krebsart gefunden. Der "Große Höckerflohkrebs" (Dikerogammarus villosus), der aus den Zuflüssen des Schwarzen Meeres stammt, kommt erst seit 1992 in Deutschland vor und hat durch seine hohe Wandertätigkeit und durch passiven Transport in Schiffsritzen die weiten Strecken bis in die norddeutschen Kanäle zurückgelegt. Warum diese neue Krebsart so erfolgreich ist und andere Arten verdrängen konnte, wird am TU-Institut für Zoologie, Arbeitsgruppe Ökologie, untersucht.

    "Großer Höckerflohkrebs" (Dikerogammarus villosus) haben die Mitarbeiter des Instituts für Zoologie, Arbeitsgebiet Ökologie, der Technischen Universität Braunschweig den neuen Bewohner der künstlichen Wasserstraßen getauft, weil ihm bisher ein deutscher Name fehlte.

    Diese Krebsart, die aus den Zuflüssen des Schwarzen Meeres stammt, kommt erst seit 1992 in Deutschland vor. Durch den Bau von Kanälen wurden zuvor getrennte Wassersysteme miteinander verbunden und ein europäischer Wasserrundweg geschaffen, der natürliche Ausbreitungshindernisse beseitigte. Sein Siegeszug in Deutschland begann mit der Fertigstellung des Main-Donau-Kanals.

    "Neue Bewohner bereichern unsere heimische Tierwelt", erläutert der TU-Ökologe Dr. Andreas Martens die Entwicklung. Durch die Eiszeit wurde die Anzahl der Arten erheblich reduziert. Während die Landtiere längst zurückgekehrt sind, ist die Artenvielfalt der Wasserlebewesen in Norddeutschland noch gering.

    Die hohe Wandertätigkeit des Höckerflohkrebses, der sich von anderen Flohkrebsarten durch zwei Höcker am Ende seines krummen Rückens, durch seine auffällige Körperkennzeichnung und nicht zuletzt durch seine Größe unterscheidet, ist aber nur ein Grund für seine schnelle Ausbreitung. Auch der "passive Transport" durch Schiffe spielt eine wichtige Rolle: Die kleinen Tiere heften sich in die Ritzen der Schiffskörper oder werden mit dem Ballastwasser aufgenommen und legen so weite Strecken bis in den Mittellandkanal und den Elbeseitenkanal zurück.

    Die Tierwelt der noch "jungen" Schiffahrtskanäle verändert sich ständig. Auffällig sind zur Zeit allerdings die hohe Ausbreitungsgeschwindigkeit und die Anzahl der neuen Lebewesen, die die Kanäle bevölkern. Dem Großen Höckerflohkrebs gelingt es, mit den Lebensbedingungen in diesen strömungsarmen und mit künstlichen Uferbefestigungen versehenen Wasserstraßen besser als die bisherigen Flohkrebse zurechtzukommen, als seine Artgenossen. Flohkrebse, etwa ein Zentimeter lange Tiere, mit krummen Rücken und ruckartigen Schwimmbewegungen, sind in Deutschland bislang nur mit wenigen Arten vertreten.

    Warum der Große Höckerflohkrebs so erfolgreich ist und andere Arten in so kurzer Zeit verdrängen konnte, wird zur Zeit an der TU erforscht. Fest steht, daß es sich bei der neuen Krebsart um einen besonders anpassungsfähigen, räuberischen Allesfresser handelt, der auch andere Flohkrebse nicht verschmäht. Auf weitere Fragen, unter anderem zur Vermehrung und Lebenserwartung, erhoffen sich die TU-Wissenschaftler Anworten, um beurteilen zu können, inwieweit diese Krebsart Schaden anrichten und unsere Umwelt verändern könnte. Flohkrebse sind für Fische wichtige Nahrung: Ob sich die deutliche Veränderung der Artenzusammensetzung auch auf die Fische auswirkt, kann heute noch nicht beurteilt werden.

    Aber die TU-Wissenschaftler sind noch weiteren neuen Lebewesen im Mittellandkanal auf der Spur: Eine weitere neue Flohkrebsart ist im Mittellandkanal aufgetaucht. Brandaktuell ist der Fund einer Schwebgarnele, die im November ihr Domizil im Stichkanal Salzgitter bezogen hat. Es handelt sich dabei um eine Art, die letztes Jahr erstmals in Deutschland gefunden wurde.

    Für weitere Fragen und Interviews steht Ihnen Dr. Andreas Martens, Inst. f. Zoologie, Arbeitsgruppe Ökologie, der TU Braunschweig, Tel.: 0531/391-3185, zur Verfügung.


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    Großer Höckerflohkrebs
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    Criteria of this press release:
    Biology, Environment / ecology, Information technology, Oceanology / climate, Social studies
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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