Biologiedidaktiker von der Friedrich-Schiller-Universität Jena gibt Sammelband zur Jenaer Erklärung in der (Hoch-)Schulbildung heraus. Basierend auf einer Tagung im Herbst 2021 bietet das neue Buch eine Fülle an Arbeitsmaterialien für Lehrerinnen und Lehrer in der rassismuskritischen Arbeit.
Es war ein starkes und eindeutiges Zeichen gegen Rassismus: Im Oktober 2019 wurde die Jenaer Erklärung herausgegeben. Wissenschaftler verschiedener Disziplinen machten damit unmissverständlich klar, dass das Konzept von Rasse das Ergebnis von Rassismus und nicht dessen Voraussetzung ist. Die Erklärung schließt mit den Worten: „Der Nichtgebrauch des Begriffes Rasse sollte heute und zukünftig zur wissenschaftlichen Redlichkeit gehören.“ Doch bis dahin sei es noch ein langer und beschwerlicher Weg, konstatiert der Biologiedidaktiker Dr. Karl Porges von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Anlässlich des Internationalen Tages gegen Rassismus am 21. März kündigt Karl Porges eine Publikation an, die wegweisend für Lehrerinnen und Lehrer werden könnte, gleich ob in der Schule oder Universität. Unter dem Titel „Den Begriff ‚Rasse‘ überwinden“, erscheint das Buch in Kürze im Klinkhardt-Verlag, Bad Heilbrunn. Der Untertitel lautet: „Die Jenaer Erklärung in der (Hoch-)Schulbildung.“
Lernorte befähigen zur Auseinandersetzung mit dem Rassewahn
„Unser Anliegen ist es, aufbauend auf der Jenaer Erklärung den Lehrerinnen und Lehrern ein Werkzeug für die rassismuskritische Arbeit in die Hand zu geben“, sagt Karl Porges. Das beginne mit den Sachgrundlagen zur Geschichte des Rassismus und schließe praktische Beispiele für die Arbeit ein. Exemplarisch werden beispielsweise Lernorte vorgestellt, die geeignet sind, die Schüler und Schülerinnen für das Thema Rassismus zu sensibilisieren. Zu diesen Lernorten gehören das ehemalige Erfurter Unternehmen „Topf & Söhne“, das die Krematoriumsöfen für Auschwitz herstellte, und der Gedenkweg der einstigen Buchenwaldbahn auf dem Ettersberg. „Mit dieser Bahnlinie wurden vorsichtigen Schätzungen zufolge 2.000 Kinder von Buchenwald aus zur Vernichtung nach Auschwitz-Birkenau deportiert“, sagt Karl Porges. Heute werde durch ehrenamtliches Engagement versucht, die Geschichte dieser oftmals unbekannten Kinder dem Vergessen zu entreißen. Für Schulklassen eine gute Gelegenheit, Einzelschicksale zu erforschen und sich so mit den unmenschlichen Folgen der nationalsozialistischen Rassentheorie auseinanderzusetzen. Karl Porges sagt, der Schlüssel zum Abbau von Vorurteilen liege auf der Hand: „Ganz wichtig ist die Begegnung: mit anders Aussehenden, mit Andersdenkenden.“ Das Denken in rassischen Kategorien, die vielfältigen Vorurteile anderen Menschen gegenüber hätten sich über Jahrhunderte eingeschliffen, weshalb es Geduld und Beharrungsvermögen brauche, sich diesen Denkmustern zu widersetzen. „Die Forschung beispielsweise am KomRex der Universität Jena hat gezeigt, dass mit rassismuskritischer Arbeit bereits in der Grundschule begonnen werden sollte“, so Dr. Porges, „da hier die sensiblen Phasen der Vorurteils-, Moral- und Werteentwicklung liegen.“
Der Band spiegelt die interdisziplinäre Auseinandersetzung mit dem Rassismus wider
Das von Karl Porges herausgegebene Buch vereint Beiträge einer Konferenz, die unter dem Titel „Den Begriff ‚Rasse‘ überwinden. Die Jenaer Erklärung in der (Hoch-)Schulbildung“ im September 2021 in Jena stattfand. Ergänzend wurden Beiträge aus der schulischen Praxis und Beiträge von Tagungsgästen aufgenommen. Die Perspektive der Autoren und Autorinnen ist interdisziplinär, u. a. sind Biologen, Sozial-, Philosophie- und Politikwissenschaftler sowie Pädagogen vertreten. Erscheinen wird die Publikation voraussichtlich Anfang April dieses Jahres. Auch dank der Unterstützung durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung kann das zugehörige E-Book kostenlos zur Verfügung gestellt werden.
Bereits erschienen ist unterdessen „Die ‚Jenaer Erklärung gegen Rassismus‘ und ihre Anwendung im Unterricht“, eine Handreichung für Thüringer Schulen. Herausgeber ist das Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport, die Autoren sind Prof. Dr. Uwe Hoßfeld und Dr. Karl Porges von der Universität Jena. Diese Publikation über den Umgang mit der Jenaer Erklärung wird als Download oder auf Wunsch in Buchform zur Verfügung gestellt.
Dr. Karl Porges
AG Biologiedidaktik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Am Steiger 3 (Bienenhaus), 07743 Jena
Telefon: 03641 / 949493
E-Mail: karl.porges@uni-jena.de
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Criteria of this press release:
Journalists, Teachers and pupils
Biology, Cultural sciences, History / archaeology, Teaching / education
transregional, national
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