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03/23/2023 12:08

UKL-Geburtsmedizin startet bundesweit einmaliges Nachsorgeprogramm für Frauen mit Schwangerschaftserkrankungen

Helena Reinhardt Pressestelle / Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Leipzig AöR

    Präeklampsien gelten als Hinweis auf ein hohes Risiko späterer Herz-Kreislauf- oder Nierenerkrankungen/ Umfassende Nachbetreuung soll vorbeugen / Teilnehmerinnen für Studie gesucht

    Frauen mit schwangerschaftsbedingten Erkrankungen aufgrund einer Fehlfunktion der Plazenta haben ein hohes Risiko, später an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu leiden und Funktionsstörungen der Nieren oder Diabetes zu entwickeln. Obwohl dies in vielen Studien belegt ist, erfolgt in diesen Fällen nach der Entbindung keine oder bestenfalls eine kurzfristige Nachbetreuung. Um diese Lücke zu schließen, bietet das Universitätsklinikum Leipzig hier jetzt als erste Einrichtung bundesweit ein gezieltes Nachsorgeprogramm an.


    „Frauen mit Schwangerschaftskomplikationen wie einem Bluthochdruck, einer Präeklampsie, dem HELLP-Syndrom oder einer Plazentafehlfunktion sind zum einen in der Schwangerschaft und kurz danach gesundheitlich gefährdet, haben aber zum anderen auch später ein höheres gesundheitliches Risiko“, erklärt Prof. Holger Stepan, Direktor der Geburtsmedizin am Universitätsklinikum Leipzig (UKL).
    In fünf bis sieben Prozent der Fälle entwickeln Frauen in der Schwangerschaft einen Bluthochdruck, deutlich seltener treten das HELLP-Syndrom mit einer Störung der Leberfunktion oder eine Eklampsie mit Krampfanfällen auf. Allen diesen Leiden ist gemeinsam, dass sie als Alarmsignal für Folgeerkrankungen gelten können. „Wir wissen heute, dass diese Schwangerschaftskomplikationen nicht nur kurzfristig rund um die Entbindung, sondern auch langfristig eine Gefahr für die betroffenen Frauen bedeuten“, so Dr. Anne Dathan-Stumpf, die Leiterin des Nachsorgeprogramms. Studien zeigen, dass in diesen Fällen Jahre nach der Schwangerschaft gehäuft kardiovaskuläre und kardiometabolische Erkrankungen auftreten. Konkret bedeutet dies beispielsweise ein dreifach erhöhtes Risiko für Diabetes und ein sechsfach erhöhtes Risiko für Nierenversagen im Lebensverlauf der Betroffenen.

    Damit gilt Bluthochdruck in der Schwangerschaft als Risikofaktor Nummer eins für spätere Erkrankungen des Herzens und der Gefäße bei Frauen. Der Hintergrund ist, dass eine Schwangerschaft offenbar ein früher natürlicher „Stresstest“ für den Organismus ist, der Anfälligkeiten und verdeckte Störungen aufdeckt. „Dadurch gewinnen wir einen enormen Wissensvorsprung, weil wir so erkennen, welche Frauen die Veranlagung für spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben“, so die Geburtsmedizinerin.
    Doch dieses Wissen wird bisher nur unzureichend genutzt, um Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen. „Es gibt keine strukturierten Nachsorgeprogramme oder Empfehlungen für eine gezielte Prävention“, bemängelt Prof. Stepan. Dabei seien Frauen, die um ihr Risiko wissen, nachweislich sehr motiviert, hier gegenzusteuern und vorzubeugen.

    Teilnehmerinnen für Nachsorgeprogramm gesucht

    Das kann und sollte durch gezielte Präventionsprogramme umgesetzt werden, um zu verhindern, dass Gefäßschädigungen entstehen oder weiter fortschreiten. Aus diesem Grund startet die Geburtsmedizin zusammen mit Kardiolog:innen und Nephrolog:innen am Universitätsklinikum Leipzig jetzt das bundesweit erste gezielte Nachsorge- und Interventionsprogramm, um betroffene Frauen auch nach der Entbindung zu begleiten. Beginnend mit April 2023 wird allen Schwangeren, die am UKL entbinden und an Schwangerschaftkomplikationen leiden, auch nach dem Klinikaufenthalt eine Weiterbetreuung durch die Klinikumsexpert:innen angeboten. Dabei erfolgen in gesonderten interdisziplinären Sprechstunden regelmäßige Kontrollen des Blutdrucks und anderer Werte. Wenn diese sich verändern, wird bei Bedarf konsequent mit einer Therapie begonnen. Ziel ist es, ernste gesundheitliche Probleme in den Folgejahren zu verhindern. „Wir wissen, dass zum Beispiel durch ein frühzeitiges Erkennen einer asymptomatischen Herzschwäche und entsprechende Maßnahmen das Fortschreiten der Erkrankung wirksam verhindert werden kann“, erläutert Prof. Stepan. „Allerdings müssen die Warnhinweise dafür ebenso rechtzeitig gefunden werden.“

    Die Erfahrungen aus dieser einmaligen Form der Nachsorge sollen zunächst zwei Jahre in einer Studie erfasst und ausgewertet werden. Ziel ist es, ein Vorgehen zu entwickeln, dass künftig möglichst vielen Frauen zugute kommt.
    Ab sofort werden daher Teilnehmerinnen für diese Studie und das Nachsorgeprogramm gesucht.

    Betroffene Frauen können sich dazu an die Abteilung für Geburtsmedizin am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) unter Tel. 0341- 9720701 oder E-Mail sarah.matthess@medizin.uni-leipzig.de wenden.


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    Criteria of this press release:
    Journalists
    Medicine
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

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