In einer neuen wissenschaftlichen Publikation werden die Ergebnisse einer globalen Initiative vorgestellt, um Sammlungen der weltweit größten naturkundlichen Museen öffentlich zugänglich zu machen. Ziel ist eine einheitliche Datenbank, die einen Überblick über die Sammlungsbestände von 73 Museen in 28 Ländern gibt. Auch das Naturhistorische Museum Wien unter der Leitung von Generaldirektorin Dr. Katrin Vohland ist an dieser Initiative beteiligt.
Naturkundliche und naturhistorische Museen der ganzen Welt sind reichhaltige Archive der Geschichte unseres Planeten und unseres Sonnensystems. Sie bieten tiefe Einblicke in die Vergangenheit, die zunehmend auch für Prognosen zu globalen Herausforderungen wie Klimawandel, Biodiversitätsverlust, Pandemien, Ernährungsunsicherheit oder Wildtierschutz genutzt werden.
Eine Gruppe von naturkundlichen Museen, ausgehend vom Smithsonian National Museum of Natural History in Washington DC, dem American Museum of Natural History Museum in New York City und dem Natural History Museum in London, hat nun die gesamten Sammlungen von 73 der weltweit größten Naturkundemuseen in 28 Ländern kartiert. Dies ist der erste Schritt eines groß angelegten Vorhabens zur Inventarisierung globaler Bestände, die als gemeinsame, frei zugängliche Datenbank für die Gesellschaft, für Wissenschaft, Politik und Wirtschaft zur Verfügung stehen sollen.
Die Ergebnisse der Studie wurden in Science unter dem Titel „A Global Approach for Natural History Museum Collections“ veröffentlicht.
Das Naturhistorische Museum Wien ist an dieser Studie und Initiative beteiligt. „Auch in Österreich bewahren, erschließen und öffnen wir unsere Sammlungen, damit sie zur Erforschung von Krankheiten, zum Verständnis von Ökosystemen oder zur Entwicklung nachhaltiger Materialien eingesetzt werden können“, erläutert Dr. Katrin Vohland, Generaldirektorin des NHM Wien und Co-Autorin der Studie.
Um diese immense Ressource der betreffenden Museen weltweit besser fassen zu können, haben führende Wissenschaftler*innen einen einfachen Rahmen mit einem einheitlichen Wortschatz geschaffen, um den Umfang und die Zusammensetzung der Sammlungen schnell zu bewerten. „Zentrales Element dieser Studie ist die Verständigung auf einheitliche Begriffe für die Sammlungsarten, um die Sammlungen vergleichen zu können“, ergänzt Dr. Birgitta Schmid, Stellvertretende Leiterin der Abteilung Wissenschaftskommunikation am NHM Wien, als weitere Co-Autorin dieser Publikation. Konkret heißt das, dass alle naturkundlichen Sammlungen 19 Kategorien zugeordnet wurden, beispielsweise „Botanik“ für alle Pflanzen, „Säugetiere“ bei den Wirbeltieren oder „Archäologie“ als Teil der Anthropologie, auch wenn einzelne Museen eine etwas andere Ordnung haben.
Die Erhebung bestätigte eine Gesamtsammlung von mehr als 1,1 Milliarden Objekten, die von mehr als 4.500 wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen und fast 4.000 Freiwilligen verwaltet wird. Obwohl die Gesamtsammlung riesig ist, wurde im Zuge der Studie das globale Ungleichgewicht zwischen den vielen Sammlungen des Globalen Nordens und deutlich weniger des Südens sichtbar. Deutlich wurde auch, in welchen Kategorien noch große Lücken herrschen; dazu gehören insbesondere die Insekten. Diese Lücken könnten Anstoß zu einem Fahrplan für koordinierte Sammlungsbemühungen in der Zukunft sein.
„Wissenschaftliche Sammlungen sind eine globale Forschungsinfrastruktur“, betont Dr. Katrin Vohland.
Das NHM Wien ist daher gemeinsam mit Partnereinrichtungen aus ganz Österreich im Konsortium OSCA (Open Scientific Collections Austria) vereinigt, um die großen Ideen auch in Taten umsetzen. Dieses kann dabei auf Beteilungen an internationalen Projekten zurückgreifen, wie beispielsweise auch die in der Studie erwähnte europäische Initiative DiSSCo (Distributed System of Scientific Collections), die zu einer europäischen Forschungs-Sammlungs-Infrastruktur wird.
Passend zum Thema wird beim Filmfestival „Diagonale“ in Graz am Freitag, den 24.3.2023 der Film „Archiv der Zukunft“ von Jörg Burger (Regie) und Constantin Wulff (Produktion) gezeigt, der einen intensiven Einblick in das Innere des Naturhistorischen Museums und die Tätigkeiten seiner Mitarbeitenden gibt.
Link zur Publikation „A Global Approach for Natural History Museum Collections“ in Science:
https://www.science.org/doi/10.1126/science.adf6434
Weiterführende Links:
OSCA: https://osca.science/
DiSSCo: https://www.dissco.eu/
Diagonale Graz / Archiv der Zukunft: https://www.diagonale.at/filme-a-z/?ftopic=finfo&fid=11842
Presse-Rückfragehinweis:
Mag. Irina Kubadinow
Leitung Presse & Öffentlichkeitsarbeit, Pressesprecherin
Tel.: + 43 (1) 521 77 - 410
irina.kubadinow@nhm-wien.ac.at
Mag. Magdalena Reuss
Presse & Öffentlichkeitsarbeit, Pressereferentin
Tel.: + 43 (1) 521 77 - 626
magdalena.reuss@nhm-wien.ac.at
Link zur Publikation „A Global Approach for Natural History Museum Collections“ in Science:
https://www.science.org/doi/10.1126/science.adf6434
Sammlungsbestände im NHM Wien
© NHM Wien, C. Rittmannsperger
© NHM Wien, C. Rittmannsperger
Criteria of this press release:
Journalists
Biology, Environment / ecology, Oceanology / climate, Social studies, Zoology / agricultural and forest sciences
transregional, national
Scientific Publications, Transfer of Science or Research
German
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