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05/09/2023 11:41

„Bis heute ist al-Andalus ein Kampfbegriff“

Finnja Buttermann Zentrum für Wissenschaftskommunikation
Exzellenzcluster „Religion und Politik“ an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster

    Islamwissenschaftlerin Maribel Fierro ist neue Hans-Blumenberg-Gastprofessorin am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ – Öffentlicher Abendvortrag am 16. Mai zur Instrumentalisierung der islamischen Geschichte Europas in Konflikten bis heute – Veranstaltung im Themenjahr „Religiöse Dynamiken“

    Die Islamwissenschaftlerin Prof. Dr. Maribel Fierro ist neue Hans-Blumenberg-Gastprofessorin am Exzellenzcluster „Religion und Politik“. Sie befasst sich an der Universität Münster mit der islamischen Geschichte Europas und deren Instrumentalisierung in politischen und religiösen Konflikten bis heute, wie Historiker Prof. Dr. Wolfram Drews ankündigte. „Instrumentalisiert wird die Erinnerung an die historische Region al-Andalus in Südspanien, die zwischen dem 8. und 15. Jahrhundert unter muslimischer Herrschaft stand und oft als Symbol für friedliches Zusammenleben in multireligiösen Gesellschaften gesehen wurde und wird. Heute ist al-Andalus ein Kampfbegriff, einerseits im Einsatz gegen Islamophobie, andererseits gegen die Herausforderungen multikultureller und multireligiöser Gesellschaften.“ Maribel Fierro spricht darüber in einem öffentlichen Abendvortrag am 16. Mai.

    Der Vortrag „The politics of al-Andalus“ in englischer Sprache beschäftigt sich mit unterschiedlichen Instrumentalisierungen der islamischen Geschichte Spaniens für politische Zwecke und trägt den Untertitel „Islam and the Iberian Peninsula and the use and abuse of the past“. Die Teilnahme ist vor Ort möglich oder, nach Anmeldung unter veranstaltungenEXC@uni-muenster.de, via Videoplattform „Zoom“. Historiker Wolfram Drews führt aus, „Maribel Fierro hat zahlreiche wissenschaftlich breit rezipierte Publikationen zur Rolle von Gewalt in politischen und religiösen Konflikten und zum Verhältnis von Wissen, Häresie und politischer Kultur im islamischen Westen vorgelegt.“ Indem sie ihre Forschungsergebnisse mit den Mitgliedern des Exzellenzclusters diskutiere, könne sie den Arbeiten im Themenjahr „Religiöse Dynamiken“ in epochenübergreifender Perspektive wichtige Impulse geben.

    „Das verlorene Paradies“

    Die Wissenschaftlerin zeigt in ihrem Vortrag an verschiedenen Beispielen, wie sich das Konzept „al-Andalus“ in den Erinnerungskulturen verschiedener Gesellschaften der Neuzeit niedergeschlagen hat: „Während das Konzept im Spanien des 19. Jahrhunderts einerseits als das fundamental ‚Andere‘, andererseits als Symbol für Vielfalt verwendet wurde, betrachtete man es in der islamischen Welt als ‚verlorenes Paradies‘“, erläutert Wolfram Drews. Für die Juden Mitteleuropas wiederum wurde Sefarad, die hebräische Bezeichnung für die Iberische Halbinsel, zu einem positiv konnotierten Bezugspunkt für das vermeintlich friedliche Zusammenleben von Angehörigen unterschiedlicher religiöser Bekenntnisse. Heute ist das al-Andalus oft zum Reizwort in Debatten über multikulturelle Gesellschaften geworden.

    Hans-Blumenberg-Gastprofessorin Maribel Fierro

    Die Islamwissenschaftlerin Maribel Fierro ist Forschungsprofessorin am Zentrum für Geistes- und Sozialwissenschaften innerhalb der größten öffentlichen Forschungseinrichtung Spaniens, dem Consejo Superior de Investigaciones Científicas in Madrid. Zu ihren Büchern gehört die 2021 erschienene Biographie eines almohadischen Kalifen mit dem Titel „ʿAbd al-Muʾmin. Mahdism and Caliphate in the Islamic West“. Zum Programm der Blumenberg-Gastprofessur gehört auch eine Masterclass am 17. Mai, die sich mit lokalen Kontexten des andalusischen Islams und den von ihm ausgelösten globalen Dynamiken beschäftigt „The politics of al-Andalus: Muslims in the Iberian Peninsula, local contexts and global dynamics”.

    Die „Hans-Blumenberg-Gastprofessur für Religion und Politik“ ist benannt nach dem Münsteraner Philosophen Hans Blumenberg (1920–1996). Sie soll die interdisziplinäre Diskussion am Exzellenzcluster vertiefen und innovative Impulse aus der internationalen Forschung nach Münster bringen. In den vergangenen Jahren hatten etwa Prof. Dr. Sarah Stroumsa (Hebrew University Jerusalem), Prof. Dr. Linda Woodhead (Lancaster University, Großbritannien), Prof. Dr. Jóhann Páll Árnason (La Trobe University, Melbourne, Australien) und Prof. Dr. Mark Juergensmeyer (University of California, Santa Barbara, USA) die Gastprofessur inne.

    Anmeldung: Abendvortrag „The politics of al-Andalus: Islam and the Iberian Peninsula and the use and abuse of the past” Dienstag, 16.05.2023 | 18:15 Uhr | Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters, Raum JO 1, Johannisstraße 4, 48143 Münster

    Teilnahme per Videoplattform Zoom: Anmeldung bis zum Vortragstag unter veranstaltungenEXC@uni-muenster.de


    More information:

    https://www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik/aktuelles/2023/Blumenberg_Profe... Flyer zur Veranstaltung


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    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Cultural sciences, History / archaeology, Politics, Religion
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

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