Das Risiko, schon in der Jugend aktiv oder passiv Erfahrungen mit Gewalt in Teenager-Beziehungen zu machen, ist hoch: rund 20 Prozent für körperliche und rund 9 Prozent für sexuelle Gewalt. Ein Forschungsteam hat in einer systematischen Review-Studie erhoben, inwiefern sich diese Erfahrungen langfristig auswirken. Die Ergebnisse zeigen: Jugendliche, die Beziehungsgewalt erleben oder begehen, tragen ein höheres Risiko, über Ähnliches im Erwachsenenalter zu berichten. Außerdem zeigt sich langfristig, dass Betroffene eher zu einem gesteigerten Risikoverhalten (beispielsweise Alkohol- und Marihuana-Konsum) neigen und in schlechter psychischer Verfassung sind.
„Muss man schon als Jugendliche:r über Gewalt in der Partnerschaft berichten, kann dies ein Risikofaktor für ein breites Spektrum von Langzeitfolgen sein“, fasst Antonio Piolanti, Postdoc-Assistent an der Abteilung für Gesundheitspsychologie an der Universität Klagenfurt, die Ergebnisse zusammen. Die in der Zeitschrift Pediatrics kürzlich vorgestellte Studie schließt eine wichtige Forschungslücke: Es gab zwar zahlreiche Einzelstudien zu den langfristigen Zusammenhängen zwischen Gewalterfahrungen in Teenagerbeziehungen und späteren Folgen, aber keine systematischen Überblick. Für das vorliegende Paper haben Antonio Piolanti, Franziska Waller, Iason E. Schmid und Heather M. Foran 38 Artikel identifiziert und deren Charakteristika und Erkenntnisse einer systematischen Analyse unterzogen. Der überwiegende Teil der Studien wurde nach 2010 und in den USA durchgeführt. Die teilnehmenden Personen waren zwischen 13 und 18 Jahre alt und die Follow-up-Erhebungen reichen von einem Jahr bis zu 35 Jahren. Untersucht wurden vier Typen von Beziehungsgewalt: physische Gewalt, psychische bzw. emotionale Gewalt, sexuelle Gewalt und Cyber-Missbrauch.
Antonio Piolanti erklärt zu den Erkenntnissen: „Der Zusammenhang zwischen Gewalt in Teenagerbeziehungen und ähnlichen Erfahrungen im Erwachsenenalter war am deutlichsten erkennbar. Das deutet darauf hin, dass Gewalt in Beziehungen Teil eines Kontinuums sein kann, das schon früh beginnt.“ Von den negativen Langzeitfolgen von Gewalt in Teenager-Beziehungen sind laut den Analysen Frauen stärker betroffen als Männer. Darüber hinaus zeigten die Analysen einige Zusammenhänge zwischen früher Beziehungsgewalt und einem gesteigerten Risikoverhalten, wie Piolanti erklärt: „Wir sehen, dass die Mehrheit der Studien zum Ergebnis kommt, dass Gewalterfahrungen in Teenagerbeziehungen mit späterem Zigaretten-, Alkohol- und Marihuanakonsum einhergehen.“ Auffällig sei auch die Verbindung zu gesteigertem sexuellen Risikoverhalten, beispielsweise ungeschütztem Sex oder Geschlechtsverkehr unter Alkoholeinfluss. Auch Zusammenhänge mit einer schlechteren psychischen Verfassung lassen sich bei den von Gewalterfahrungen Berichtenden feststellen.
„Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass die langfristigen Folgen von Gewalt in Teenagerbeziehungen gravierend sein können. Präventionsprogramme sind also sehr wichtig, zumal diese in anderen Untersuchungen schon unter Beweis stellen konnten, dass sie effizient wirken“, folgert Antonio Piolanti.
Postdoc-Ass. Antonio Piolanti, PhD
+43 463 2700 1676
antonio.piolanti@aau.at
Piolanti, A., Waller, F., Schmid, I. E., Foran, H. M. (2023). Long-term Adverse Outcomes Associated with teen dating violence: A Systematic Review. Pediatrics Vol. 151/6, DOI: 10.1542/peds.2022-059654.
Criteria of this press release:
Journalists, all interested persons
Nutrition / healthcare / nursing, Psychology
transregional, national
Research results
German
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