idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
06/13/2023 13:55

Waldbrände in Bayern – Aktuell sehr hohes Risiko, Trend jedoch rückläufig.

Dirk Schmechel Wissenstransfer, Öffentlichkeitsarbeit, Waldpädagogik
Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft

    Aktuell besteht Bayerns Wäldern akute Waldbrandgefahr. Für weite Teile des Landes ist vom Deutschen Wetterdienst die zweithöchste, vereinzelt auch die höchste Waldbrand-Gefahrenstufe ausgerufen worden. In den letzten Wochen trockneten die Streuauflage und die oberste Bodenschicht stark aus, daher gilt es jetzt im Wald besonders aufmerksam und vorsichtig zu sein. Doch auch der Blick auf das rückliegende und zukünftige Waldbrandgeschehen in Bayern bringt wichtige Erkenntnisse.

    Deshalb untersucht die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) in einem bundesweiten Forschungsvorhaben das Waldbrand-Risiko, auch unter klimatischen Veränderungen und hat dazu bereits erste Zahlen und Fakten gesammelt.

    Welches Ausmaß Waldbrände im schlimmsten Fall annehmen können, zeigen die jüngsten Bilder in den Medien, zuletzt vom ehemaligen Truppenübungsplatz Jüterbog im südlichen Brandenburg. Auch in Bayern gilt aktuell allerhöchste Vorsicht, denn durch die Trockenheit genügt eine weggeworfene Zigarettenkippe, ein Grillfeuer oder ein auf trockenem Gras im Wald geparktes Auto mit heißem Katalysator um ein Feuer zu entfachen. Zu über 90 % ist der Mensch Auslöser für einen Waldbrand.

    Im Klimawandel werden heiße und trockene Tage häufiger und das Waldbrandrisiko nimmt zu. So hat die Zahl der Tage mit den beiden höchsten Waldbrandwarnstufen im Vergleich zum Referenzzeitraum 1961-1990 in Bayern bereits von 27 auf 38 Tage zugenommen. Nach den einschlägigen Klimaszenarien wird sich dieser Trend auch in Zukunft weiter fortsetzen. Ob wir es im Wald in Bayern künftig auch mit Bedingungen wie in Kanada, Spanien, Portugal oder Griechenland zu tun bekommen, erforscht die LWF in einem bundesweiten Forschungsvorhaben (Waldklimafondsprojekt MultiRiskSuit) und Waldbrandnetzwerk.

    „Eines kann man zum Glück bereits heute festhalten“, so Dr. Lothar Zimmermann von der Abteilung Boden und Klima der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF), „in Bayern wirken eine ganze Reihe an Faktoren der Entstehung von Großbränden im Wald entgegen.“ So zeigt die Waldbrandstatistik seit 1991 für die Anzahl der Brände sowie die betroffene Fläche in Bayern einen abnehmenden Trend, lässt man den Bundesforst mit seinen großen militärischen und regelmäßig von Bränden betroffenen Übungsplätzen außen vor (2 % der Waldfläche in Bayern).

    „Im Gegensatz zu Kanada verfügen wir über andere Waldstrukturen und sind ein dicht besiedeltes Land, bei dem regelmäßig eine rasche Alarmierung der Feuerwehren erfolgt“, berichtet Lothar Zimmermann, „bei hoher Waldbrandgefahr wird zudem eine Luftbeobachtung durch die Bayerische Luftrettungsstaffel angeordnet“. Ferner sorgen in Bayern rund 330.000 Feuerwehrleute in 7.521 Feuerwehren für eine schnelle Bekämpfung entstehender Brände, so dass sie erst gar nicht groß werden können. Hierbei zeigt sich bei der Waldbrandbekämpfung auch der Vorteil einer guten Erschließung des Waldes durch Forstwege.

    So kam es zum Beispiel im heiß-trockenen Extremsommer 2022 in Bayern zwar zu einer ganzen Reihe an Waldbränden, diese hatten aber insgesamt nur einen geringen Flächenumfang (siehe Grafik). Der größte Waldbrand betrug ganze 2 Hektar (etwas mehr als 2 Fußballfelder). Auch der Waldumbau zu laubholzreicheren Wäldern wirkt dem steigenden Waldbrandrisiko entgegen, so die Experten der LWF.

    Ausnahme bilden regelmäßig die von verschiedenen Nationen genutzten militärischen Übungsplätze im Freistaat. Durch den Übungs- und Schießbetrieb kommt es auf diesen Flächen regelmäßig zu Bränden. Außerhalb der Truppenübungsplätz sind größere Waldbrände (>10 ha) in Bayern vergleichsweise selten (3 seit 2005). Sie entstehen in der Regel nur dann, wenn der Brand für die Feuerwehr schlecht zugänglich ist und durch die Geländesituation noch verstärkt wird (thermische Aufwinde), wie zum Beispiel im steilen Gelände in den Alpen.

    Zuletzt kam es so 2007 am Antoniberg bei Bad Reichenhall (30 ha), Silvester 2016 am Jochberg am Walchensee (30 ha) oder im Frühjahr 2022 auf der Tiroler Seite bei Hohenschwangau (rund 35 ha) zu größeren Bränden im alpinen Gelände. In Bayern ist man in schwierigem Gelände wie in den Alpen inzwischen mit Spezialgerät ausgestattet und für eine Löschung aus der Luft mit Hubschraubern vorbereitet.

    Also auch bei hoher Waldbrandgefahr und drastischen Bildern aus anderen Regionen Deutschlands und der Welt kein Grund zur Panik. Aber eben Grund zur besonderen Vorsicht im Wald und zur erhöhten Wachsamkeit, um entstehende Brände im Wald schnell über die 112 zu melden. Außerdem beachten: Nach dem Bayerischen Waldgesetz dürfen Waldbesucher im Wald in der Zeit vom 1. März bis 31. Oktober nicht rauchen und dürfen diese nicht ohne Genehmigung Feuer machen, d. h. auch nicht Grillen!


    Contact for scientific information:

    Dr. Lothar Zimmermann; Lothar.Zimmermann@lwf.bayern.de; +49 8161 4591-230


    More information:

    https://s.bayern.de/aktuell133_waldbrandgefahr


    Images

    Kleine Brandfläche in der Holledau
    Kleine Brandfläche in der Holledau
    Dr. Matthias Jantsch, LWF


    Attachment
    attachment icon Entwicklung der Waldbrandfläche in Bayern 1991-2022 (ohne Flächen der Bundesimmobilienverwaltung (Truppenübungsplätze);

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Environment / ecology, Social studies, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Research projects, Transfer of Science or Research
    German


     

    Kleine Brandfläche in der Holledau


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).