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06/27/2023 11:02

Fibrose besiegen. UMG-Forschungsprojekt gewinnt erste Startup-Förderung des neuen IBT Niedersachsen.

Stefan Weller Stabsstelle Unternehmenskommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsmedizin Göttingen - Georg-August-Universität

    Das neue Institute for Biomedical Translation (IBT), Niedersachsen, fördert Start-up-Vorhaben. Erstes Förderprojekt ist RevOFib aus der Universitätsmedizin Göttingen (UMG): 1,5 Mio. Euro für Medikamentenentwicklung im Kampf gegen Fibrose der Niere.

    (umg) Das neue StartUp-Förderprojekt des Landes Niedersachsen für den Transfer von Forschungsergebnissen gemeinsam mit der Wirtschaft in die klinische Praxis, das Institute for Biomedical Translation (IBT) Lower Saxony, ist Mitte Juni gestartet. Beim ersten Event am 16. Juni 2023 hat eine hochkarätig besetzte Jury nun das erste Förderprojekt bestimmt. Die Wahl für die erste Startup-Förderung aus sechs Anträgen fiel auf das Forschungsvorhaben RevOFib – Reversal of Fibrosis. Eingereicht hatten es Forscher*innen der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und der Universität Göttingen. Sie erhalten für die Bekämpfung chronischer Nierenerkrankungen eine Anschubfinanzierung von 1,5 Millionen Euro für zwei Jahre. Damit soll das Forschungsteam den Transfer ihrer Spitzenforschung in Form eines Startups, verbunden mit einer unternehmerischen Idee, entwickeln.

    Prof. Dr. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstandes der UMG, sieht in dem IBT die Chance für eine schnelle Translation der Wissenschaftserkenntnisse in den klinischen Alltag: „Das neue IBT fördert ganz ausdrücklich wissenschaftlich hochkarätige und wirtschaftlich aussichtsreiche Startup-Ideen. Hier liegen Kreativität, Innovationskraft, wissenschaftliche Qualifikation und unternehmerisches Wollen ganz eng beieinander. Dass die UMG nun gleich das erste StartUp-Projekt mit Prof. Michael Zeisberg und seinem Team zur Entwicklung von Therapien der Fibrose gewinnt, freut uns ganz besonders. Diese Auszeichnung bestätigt das hohe Innovationspotenzial der UMG-Forschung und den zukunftsweisenden Weg der UMG in ihrer Transferstrategie.“

    RevOFib bringt Exzellenz aus Medizin, Chemie und Medikamentenentwicklung zusammen. Es hat ein Portfolio von anti-fibrotischen Ansätzen entwickelt, die sich bereits in multiplen Entwicklungsstadien befinden. „RevOFib hat eine Perspektive auf eine schnelle Weiterentwicklung und Ausgründung zum Wohle von Millionen von Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen“, sagt Prof. Dr. Michael Zeisberg, Direktor Klinik für Nephrologie und Rheumatologie der UMG zum Projektvorhaben.

    In der ersten Phase der Förderung durch das IBT erfolgt die zügige wissenschaftliche und marktorientierte Weiterentwicklung unter Beachtung der regulatorischen Rahmenbedingungen, damit aus der Forschungsidee eine Geschäftsidee bzw. ein Medikament wird und mit einem klaren Businessplan zeitnah eine Unternehmensgründung erfolgen kann. Danach liegt der Fokus auf der Aufnahme der Geschäftstätigkeit sowie darauf, die Attraktivität für weitere externe Finanzierung bzw. Investoren zu steigern.

    „Dieses Zusammenspiel neuer Ideen mit wirtschaftlicher Kraft nachhaltig auf den Weg zu bringen, geht nur mit Unterstützung des Landes Niedersachsen, das dieses Potenzial erkannt hat. Für diese mutige Entscheidung sind wir dem Land dankbar. Damit ist die UMG auf der Landkarte des Transfers in Niedersachsen und in Deutschland gesetzt“, so Brück.

    Das Ziel: Fibrose heilbar machen

    Einer von zehn Erwachsenen hat eine chronische Nierenerkrankung. Die Fibrose ist dabei der gemeinsame Pathomechanismus, der zum Nierenversagen und Dialysepflichtigkeit führt, ungeachtet der Grunderkrankung. Somit ist die Verhinderung, oder gar Rückbildung, von Fibrose das wichtigste therapeutische Ziel bei allen Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen. Fibrose im allgemeinen ist ein pathologischer Vernarbungsprozess, der zur Zerstörung der Organarchitektur und zum Verlust der Organfunktion führt. Sie ist in der Regel mit chronischen Krankheiten verbunden und kann jedes Organ betreffen, einschließlich Herz, Lunge, Leber und Niere. Schätzungen zufolge sind 40 Prozent der natürlichen Todesfälle weltweit auf Fibrose zurückzuführen. Es gibt noch keine spezifischen antifibrotischen Therapien in der klinischen Anwendung. Daher stellen Behandlungen einen großen ungedeckten klinischen Bedarf dar, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen oder sogar bestehender fibrotische Läsionen umzukehren. Es wird zudem angenommen, dass es organübergreifende gemeinsame Mechanismen gibt, die die Fibrose in jedem Organ vorantreiben. Dies eröffnet die attraktive Perspektive, dass ein Medikament gegen Nierenfibrose auch in anderen Organen wirksam wäre. Aktuell gibt es weltweit in der Pharmaforschung, ein großes Interesse daran, solche antifibrotischen Therapien zu finden.

    Pilotprojekt „RevOFib, Reversal of Organ Fibrosis (Umkehrung der Organfibrose)“

    Die Jury des IBT hat nun für die erste Förderung das Pilotprojekt „RevOFib, Reversal of Organ Fibrosis (Umkehrung der Organfibrose)“ ausgewählt. Es zielt darauf ab, ein Portfolio vier neuartiger antifibrotischer Wirkstoffe bis zur klinischen Reife zu entwickeln. Das vorgeschlagene Portfolio der vier Wirkstoffe ist das Ergebnis von über 20 Jahren Fibroseforschung der Forschungsgruppe um Prof. Michael Zeisberg aus der UMG. Die Forschungen führten zur Entdeckung mehrerer neuartiger Fibrose-Signalwege als therapeutische Ansatzpunkte. Sie zeigten zum ersten Mal, dass Fibrose prinzipiell rückgängig gemacht werden kann. Auf der Grundlage dieser Forschung zielt dieses Wirkstoffportfolio auf drei einzigartige Signalwege ab, die bisher noch von keinem Unternehmen aufgegriffen wurden.

    Sobald die im Projektvorhaben beschriebenen Arbeiten erfolgreich abgeschlossen sind, wird für jeden Wirkstoff ein Plan für die klinische Umsetzung durch die Zulassungsbehörden vorliegen. Das Forschungsteam um Prof. Dr. Michael Zeisberg, Direktor der Klinik für Nephrologie und Rheumatologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), Dr. Liat Hayardeny-Brück, Tech Transfer Officer UMG, und Prof. Dr. Lutz Ackermann, Institut für Organische und Biomolekulare Chemie der Georg-August-Universität Göttingen, geht davon aus: Einer dieser Wirkstoffe wird für eine klinische Prüfung der Phase II bereit sein, für zwei Wirkstoffe besteht ein klarer Weg zur klinischen Prüfung der Phase I und ein vierter, neu entdeckter Wirkstoff befindet sich im späten vorklinischen Stadium.

    Mit der Unterstützung der vorgeschlagenen Forschung durch das IBT als Startup-Vorhaben können nun zwei Patente für neuartige chemische Einheiten hervorgebracht werden und zwei bereits patentgeschützte Ansätze können zur zeitnahen klinischen Erprobung an Patient*innen mit Nierenfibrose weiterentwickelt werden.

    Geschäftsmodell für RevOFib

    Bisher gibt es sind keine Therapien verfügbar, um Fibrose in der Niere zu stoppen oder gar rückgängig zu machen. Deshalb besteht ein großer ungedeckter medizinischer Bedarf. Das geförderte Projekt RevOFib zielt darauf ab, diesen Bedarf zu decken. Hauptziel dieses Projekts ist es, ein antifibrotisches Medikament zum Nutzen von Millionen von Patient*innen in die Klinik zu bringen. Geplant ist, dass die hier entwickelten, neuen antifibrotischen Wirkstoffe den Patient*innen durch eine Partnerschaft oder Lizenzierung mit einem großen Pharmaunternehmen zur Verfügung gestellt werden.

    Die Forschungsgruppe RevOFib geht davon aus, dass mindestens eines dieser Präparate, an denen sie arbeitet, die präklinische und klinische Entwicklung erfolgreich abschließen wird. Das würde bedeuten, dass bei entsprechender Einführung innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte Millionen von Menschenleben vor einer Fibrose gerettet werden können.

    Das nun vom IBT, Niedersachsen, geförderte Projekt RevOFib, Reversal of Organ Fibrosis, wird von Prof. Dr. Michael Zeisberg; Direktor der Klinik für Nephrologie und Rheumatologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), koordiniert. Prof. Dr. rer. nat. Lutz Ackermann vom Institut für Organische und Biomolekulare Chemie der Georg-August-Universität Göttingen war Mitantragsteller bei IBT. Sie werden unter-stützt durch Dr. Liat Hayardeny-Brück, die ihre jahrelange Expertise in der Medikamentenentwicklung in der Pharmaindustrie jetzt als Tech Transfer Officer in die UMG einbringt. Die Stabsstelle Wissens- und Technologietransfer der UMG unter der Leitung von Dr. Alexander Berg unterstützt den Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis organisatorisch und berät bei Anträgen und Kontakten.

    Über das IBT Lower Saxony

    Niedersachsen zählt zu Deutschlands führenden Standorten für biomedizinische Forschung. Trotz der international anerkannten Forschungsstärke des Landes finden die gewonnenen Erkenntnisse noch zu selten ihren Weg in die medizinische Anwendung. Deshalb wurde im Jahr 2022 das IBT Lower Saxony als Leuchtturmprojekt des Landes Niedersachsen ins Leben gerufen. Es unterstützt die Gründung neuer Startups im Bereich der biomedizinischen Forschung, zieht erfolgreiche Unternehmen und Investoren an, stärkt die regionale Wirtschaft und macht sie international sichtbar.

    Mit dem IBT Lower Saxony wird ein Fast Track für die Biomedizin in der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen geschaffen: Innovative Ideen erhalten im IBT Finanzierungsoptionen und Zugang zur Infrastruktur und Expertise des gemeinsamen Wissenschaftsumfelds. Kernziel ist eine möglichst schnelle Überführung von Forschungsergebnissen in neue präventive, diagnostische und therapeutische Verfahren.

    Die Kooperation IBT wurde von drei führenden wissenschaftlichen Einrichtungen der Region initiiert: Gründungspartner sind die Medizinische Hochschule Hannover (MHH), die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig. Insgesamt stehen dem IBT Lower Saxony 25 Millionen Euro für die nächsten fünf Jahre zur Verfügung, um den Transfer von Spitzenforschung in den Lebenswissenschaften in Niedersachsen zu beschleunigen und in Form von Startups und unternehmerischen Ideen in die Welt zu tragen. Die Startfinanzierung wird vom niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und der VolkswagenStiftung zur Verfügung gestellt.

    Weitere Informationen über das IBT Lower Saxony: www.ibt-ls.de

    Bildunterschrift: Erstes Transferprojekt des IBT Niedersachsen (v.l.): Prof. Dr. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstandes der UMG, gratuliert zu 1,5 Mio. Euro Förderung für Prof. Dr. Michael Zeisberg, Direktor Klinik für Nephrologie und Rheumatologie, UMG, Dr. Liat Hayardeny-Brück, Tech Transfer Officer UMG, Prof. Dr. Lutz Ackermann, Institut für Organische und Biomolekulare Chemie, Universität Göttingen. Foto: umg/jelinek

    Weitere Informationen:
    Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
    Klinik für Nephrologie und Rheumatologie
    Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen
    Direktor: Prof. Fr. Michael Zeisberg, Telefon 0551 / 39-60470
    nephrorheuma@med.uni-goettingen.de

    Unternehmenskommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Von-Siebold-Straße 3, 37075 Göttingen
    Leitung: Stefan Weller, Telefon 0551 / 39-61020
    presse.medizin@med.uni-goettingen.de
    www.universitaetsmedizin-goettingen.de


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    Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
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    Direktor: Prof. Fr. Michael Zeisberg, Telefon 0551 / 39-60470
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    Erstes Transferprojekt des IBT Niedersachsen (v.l.): Prof. Dr. Wolfgang Brück gratuliert zu 1,5 Mio. Euro Förderung für Prof. Dr. Michael Zeisberg, Dr. Liat Hayardeny-Brück und  Prof. Dr. Lutz Ackermann
    Erstes Transferprojekt des IBT Niedersachsen (v.l.): Prof. Dr. Wolfgang Brück gratuliert zu 1,5 Mio. ...
    Foto: umg/jelinek


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Medicine
    transregional, national
    Research projects, Transfer of Science or Research
    German


     

    Erstes Transferprojekt des IBT Niedersachsen (v.l.): Prof. Dr. Wolfgang Brück gratuliert zu 1,5 Mio. Euro Förderung für Prof. Dr. Michael Zeisberg, Dr. Liat Hayardeny-Brück und Prof. Dr. Lutz Ackermann


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