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06/27/2023 11:13

Machtmissbrauch und Fehlverhalten in der Wissenschaft: Kommission legt wegweisenden Bericht vor

Dr. Anne Klostermann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs)

    Fälle von Machtmissbrauch und Fehlverhalten in der Wissenschaft werden immer wieder öffentlich und stoßen Diskussionen über notwendige Veränderungen im Wissenschaftssystem an. Leider bleibt ethisch problematisches Verhalten oftmals unentdeckt. Dies betrifft alle Wissenschaftsbereiche, auch die Psychologie. Eine Kommission der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) hat eine systematische Ursachenanalyse durchgeführt und diese jetzt zusammen mit Lösungsvorschlägen in einem Bericht veröffentlicht. Zu den vorgeschlagenen Maßnahmen gehört unter anderem, die Betreuung und die Begutachtung von Doktorarbeiten zu trennen, und in diesem Zuge auch die Abschaffung von Noten für Doktorarbeiten.

    Ende 2021 hatte der DGPs-Vorstand die Kommission „Anreizsystem, Machtmissbrauch und wissenschaftliches Fehlverhalten“ damit beauftragt, Faktoren, die zu Machtmissbrauch und wissenschaftlichem Fehlverhalten im Wissenschaftssystem führen können, zu analysieren und Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Die Kommission hat insgesamt 12 Problembereiche identifiziert, die im Hinblick auf ethisch problematisches Verhalten in der Wissenschaft besonders relevant erscheinen. „Unsere Lösungsvorschläge setzen auf unterschiedlichen Ebenen des Wissenschaftssystems an“, erklärt Prof. Dr. Daniel Leising von der Technischen Universität Dresden, der als Vorsitzender die Kommissionsarbeit geleitet hat. „Wir alle können und sollten uns individuell für bessere Strukturen einsetzen. An vorderster Stelle betrifft das diejenigen, die aktuell eine Professur innehaben“.

    Die Kommission betont allerdings, dass individuelles Engagement allein nicht ausreichen wird, um ethisch problematisches Verhalten nachhaltig einzudämmen. Hierfür sind systemische Veränderungen notwendig, und die müssen auf den übergeordneten Ebenen wie den Instituten, Fakultäten, Hochschulen, Bund und Bundesländern verantwortet und umgesetzt werden. Vorstellbar sind Maßnahmen, die die Zusammenarbeit zwischen Professorinnen*Professoren und Wissenschaftler*innen in frühen Karrierephasen betreffen, wie zum Beispiel die Trennung von Betreuung und Begutachtung bei Doktorarbeiten und die Begrenzung der Anzahl von Doktorandinnen*Doktoranden, die gleichzeitig von einer Person betreut werden. Auch wird vorgeschlagen, Berufungsverfahren zu verbessern, indem Berufungen an die Prüfung von relevanten überfachlichen Kompetenzen gebunden werden (z. B. Führung, Konfliktmanagement, Integrität der wissenschaftlichen Arbeit).

    „Die Stärke des Berichts liegt in der systemischen Betrachtungsweise von Machtmissbrauch, Fehlverhalten und Anreizsystemen – weg vom Fokus auf vermeintlich pathologische Einzelfälle, auf extrem unethisches Verhalten einzelner „Ausreißer“, und hin zur Frage, warum unethisch handelnde Einzelpersonen so ungestört agieren können, und auch, warum manche in bestimmten Situationen vielleicht sogar ihre Machtstellung missbrauchen, ohne es zu bemerken. Der Bericht geht damit über viele der bisher von anderen Stellen veröffentlichten Berichte und Empfehlungen hinaus“, erklärt DGPs-Präsident Prof. Dr. Stefan Schulz-Hardt. „Wir werden uns jetzt konkret mit den Vorschlägen beschäftigen. Einige Veränderungen, die von uns als Fachgesellschaft ausgehen können, haben wir bereits angestoßen.“ Dazu gehört unter anderem die zweite Befragung des DGPs-Ombudsgremiums zu Machtmissbrauch und wissenschaftlichem Fehlverhalten in der Psychologie. Stefan Schulz-Hardt ergänzt: „Wir wollen mit der Veröffentlichung des Berichts aber auch explizit die anderen Fachgesellschaften und die großen Forschungseinrichtungen sowie die politischen Entscheidungsträger*innen einladen, sich an der Auseinandersetzung zu beteiligen, damit wir gemeinsam systemische Veränderungen realisieren können.“

    Der Kommissionsbericht kann hier zusammen mit einem Begleitwort des DGPs-Vorstands abgerufen werden: https://www.dgps.de/fileadmin/user_upload/PDF/Berichte/Bericht_AMWF20230626.pdf

    Kontakt bei Rückfragen:

    Prof. Dr. Stefan Schulz-Hardt
    Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychologie
    Abteilung für Wirtschafts- und Sozialpsychologie
    Georg-August-Universität Göttingen
    E-Mail: praesident@dgps.de

    Prof. Dr. Daniel Leising
    Professur für Diagnostik und Intervention
    Technische Universität Dresden
    E-Mail: daniel.leising@tu-dresden.de

    Pressekontakt:
    Dr. Anne Klostermann
    Pressestelle DGPs
    Tel.: 030 28047718
    E-Mail: pressestelle@dgps.de

    Über die DGPs:
    Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs e.V.) ist eine Vereinigung der in Forschung und Lehre tätigen Psychologinnen und Psychologen. Die über 5400 Mitglieder erforschen das Erleben und Verhalten des Menschen. Sie publizieren, lehren und beziehen Stellung in der Welt der Universitäten, in der Forschung, der Politik und im Alltag. Die Pressestelle der DGPs informiert die Öffentlichkeit über Beiträge der Psychologie zu gesellschaftlich relevanten Themen. Darüber hinaus stellt die DGPs Journalistinnen*Journalisten eine Expertendatenbank für unterschiedliche Fachgebiete zur Verfügung, die Auskunft zu spezifischen Fragestellungen geben können. Wollen Sie mehr über uns erfahren? Besuchen Sie die DGPs im Internet: www.dgps.de


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    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Psychology
    transregional, national
    Science policy
    German


     

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