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12/09/1998 17:03

Ökonomische Konsequenzen beruflicher Aus- und Weiterbildung

Claudia Braczko Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut Arbeit und Technik

    SAMF-Tagung am Institut Arbeit und Technik

    Ist berufliche Qualifizierung der "Schlüssel" für wettbewerbsfähigere Unternehmen? Schafft sie bessere Arbeitsmarktchancen für Beschäftigte und Arbeitslose? Diese Fragen standen jetzt im Mittelpunkt einer Fachtagung, die das Institut Arbeit und Technik gemeinsam mit dem Arbeitskreis Sozialwissenschaftliche Arbeitsmarktforschung (SAMF) veranstaltete. Wirtschafts- und SozialwissenschaftlerInnen aus Universitäten und Forschungsinstituten stellten neuere Ergebnisse über die Wirkungen betrieblicher und öffentlich geförderter beruflicher Weiterbildung vor.

    Rolf Becker von der Universität Dresden untersuchte mit Daten des Max-Planck-Instituts, ob die betriebliche Weiterbildung langfristig zu Lohnsteigerungen führt. Er konnte diese Annahme bestätigen, insbesondere gilt sie für Frauen. Allerdings sind die "Renditen" der betrieblichen Weiterbildung in den letzten zwanzig Jahren gesunken, weil sich immer mehr ArbeitnehmerInnen beruflich fortbilden. Daß betriebliche Weiterbildung auch einen positiven Effekt auf die Stabilität von Beschäftigungsverhältnissen hat, konnten Hedwig Prey/ FAA St. Gallen und Werner Fitzenberger/ Universität Mannheim mit Daten des Sozioökonomischen Panels nachweisen.

    Allerdings ist betriebliche Weiterbildung stark selektiv: 45% der Teilnehmer kommen aus dem Management, 26% aus den Reihen der Facharbeiter und 7% aus den Reihen der an- und ungelernten Beschäftigten. Betriebe und Beschäftigte stellen eine Kosten/Nutzen-Rechnung an, die bei den Ungelernten negativ ausfällt. Im Rahmen eines Leonardo-Projektes der Europäischen Union untersuchte Doris Beer vom Institut Arbeit und Technik, warum dennoch einige Betriebe Weiterbildung für ungelernte ArbeitnehmerInnen anbieten. In Fallstudien zeigte sich, daß mit einer arbeitsplatz- und praxisnahen Weiterbildung erhebliche Kosten für Fehlproduktion und Material gespart werden können. Diese Möglichkeit wird in den meisten Betrieben vom Management und den unmittelbaren Vorgesetzten jedoch übersehen.

    Zwischen Qualifikation der Belegschaft, Produktivität des Betriebes, Arbeitsorganisation und betrieblicher Weiterbildung bestehen enge Zusammenhänge. Karin Wagner von der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin verglich in Deutschland und den USA diese Faktoren mit Fallstudienpaaren in zwei ausgewählten Branchen (Pumpenindustrie/Hotelgewerbe). Die US-amerikanischen Betriebe beschäftigten weniger Facharbeiter, arbeiteten mit hoher Produktivität und vergleichsweise stärker in Teamwork und Gruppenarbeit als die deutschen Betriebe. Sie erreichten eine hohe Produktivität durch intensive Weiterbildung am Arbeitsplatz. Training on the Job hat in den USA eine höhere Bedeutung als in Deutschland.

    Inwieweit verbessert eine Berufsausbildung die Arbeitsmarktchancen? Renate Neubäumer von der Universität Frankfurt konnte zeigen, daß sich die Ausbildungsqualität von kleinen und von großen Betrieben stark unterscheidet. Die Auszubildenden in Kleinbetrieben wollen und müssen nach ihrem Berufsabschluß häufiger den Arbeitgeber wechseln und Arbeitslosigkeit in Kauf nehmen. Sie zog daraus den Schluß, daß eine Ausbildungsabgabe nicht um jeden Preis eingeführt werden solle, sondern nur in den Branchen, die Berufe mit Zukunftsperspektiven anbieten.

    Inwieweit erhöht öffentlich geförderte Weiterbildung die Wiederbeschäftigungschancen von Arbeitslosen? Prof. Hujer von der Universität Frankfurt zeigte mit Daten des Sozioökonomischen Panels, daß insbesondere kurze Anpassungsqualifizierungen von einer Dauer bis zu sechs Monaten eine signifikante Verbesserung bewirken. Allerdings wurde in der Diskussion seine Schlußfolgerung, längerdauernde Qualifizierungen würden den Arbeitslosen wenig bei der Wiedereingliederung helfen, heftig bestritten.

    Die Beiträge zur Konferenz werden im nächsten Jahr als Buch veröffentlich.

    Für weitere Fragen steht
    Ihnen zur Verfügung:
    Doris Beer
    Durchwahl: 1707-134
    Pressereferentin
    Claudia Braczko

    Munscheidstraße 14
    45886 Gelsenkirchen

    Tel.: +49-209/1707-176
    Fax: +49-209/1707-110
    E-Mail: braczko@iatge.de
    WWW: http://iat-info.iatge.de


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    Criteria of this press release:
    Economics / business administration
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
    German


     

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