idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
09/04/2023 17:00

Neu entdecktes Ribozym macht RNA in lebenden Zellen zugänglich für die Click-Chemie

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Wichtiger Fortschritt für die RNA-Forschung: Ein Team um Chemieprofessorin Claudia Höbartner hat ein neues Ribozym entdeckt, das im Zusammenspiel mit einem neu entwickelten Cofaktor RNA-Moleküle in lebenden Zellen markieren kann.

    RNA-Moleküle sind echte Alleskönner. Sie tragen die genetische Information aus der DNA in der Zelle weiter. Sie regulieren die Aktivität von Genen. Und einige von ihnen wirken katalytisch: Genau wie Enzyme ermöglichen sie biochemische Reaktionen, die von allein nur schwer oder gar nicht ablaufen würden. RNA-Moleküle, die das leisten können, heißen Ribozyme.

    Das Team von Chemieprofessorin Claudia Höbartner von der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg präsentiert im Journal Nature Chemistry jetzt ein neu entdecktes Ribozym, das den Namen SAMURI erhielt.

    SAMURI kann andere RNA-Moleküle zielgenau verändern. Diese Fähigkeit ist für die RNA-Forschung sehr hilfreich: „Wir können solche Ribozyme als Werkzeuge nutzen, um RNA mit Farbstoffen zu markieren und sichtbar zu machen“, sagt JMU-Forscher Dr. Takumi Okuda. „So lassen sich die Wege der RNA in der Zelle und ihre Wechselwirkungen mit anderen Molekülen noch besser erforschen.“

    Ribozyme kommen zukünftig vielleicht auch für den therapeutischen Bereich in Frage. „Wir sehen neue Anwendungsmöglichkeiten für Ribozyme, wenn die für eine spezielle Aufgabe zuständigen Enzyme fehlen oder aufgrund von Mutationen nicht mehr funktionieren“, sagt Claudia Höbartner.

    Details über das neue Ribozym

    Wodurch sich das neue Ribozym SAMURI auszeichnet? Es modifiziert andere RNA-Moleküle an einer genau definierten Stelle, und zwar an einem Adenin-Baustein. Dort befestigt es Moleküle, an die sich wiederum Farbstoffe oder andere Moleküle zielsicher, schnell und stabil einklicken lassen – ähnlich wie beim Verschließen eines Sicherheitsgurts. Solche Reaktionen werden als Click-Chemie bezeichnet.

    SAMURI hat außerdem den Vorteil, dass es bei denselben physiologischen Bedingungen aktiv ist, wie sie in lebenden Zellen herrschen. Bei anderen synthetischen Ribozymen ist das nicht der Fall.

    Eine weitere Besonderheit: SAMURI ist ein Ribozym, das RNA-Moleküle im Zusammenspiel mit einem neuen synthetischen Cofaktor für die Click-Chemie zugänglich macht. Diesen Cofaktor hat Dr. Takumi Okuda entwickelt; er ist dem natürlichen Cofaktor SAM (S-Adenosylmethionin) nachempfunden. Daher leitet sich auch der Name des neuen Ribozyms ab: SAMURI steht für “SAM-analogue utilizing ribozyme”.

    Die folgenden Forschungsschritte

    Claudia Höbartners Gruppe will als nächstes die Struktur und den Wirkmechanismus von SAMURI aufklären. Außerdem möchte sie weitere Ribozyme entwickeln, die auch andere RNA-Bausteine außer Adenin modifizieren können.

    Kooperationspartner und Förderer

    Die Publikation entstand in Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe von Professor Jörg Vogel, Leiter des Würzburger Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) und Leiter des Lehrstuhls für Molekulare Infektionsbiologie I der JMU. Finanzielle Förderung kam von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Europäischen Forschungsrat (ERC).

    Der Lehrstuhl für Organische Chemie I

    Unter der Leitung von Professorin Claudia Höbartner erforscht das Team des Lehrstuhls für Organische Chemie I an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg die Chemie der Nukleinsäuren. Die Gruppe synthetisiert chemisch modifizierte DNA und RNA; sie entwickelt DNA-Katalysatoren, Ribozyme und RNA-Aptamere. Sie erforscht die Funktionen dieser Biomoleküle und entwickelt innovative Anwendungen an der Schnittstelle von Chemie und Molekularbiologie.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Claudia Höbartner, Leiterin des Lehrstuhls für Organische Chemie I, Universität Würzburg, claudia.hoebartner@uni-wuerzburg.de


    Original publication:

    A SAM analogue-utilizing ribozyme for site-specific RNA alkylation in living cells, Nature Chemistry, 4. September 2023, DOI: 10.1038/s41557-023-01320-z


    More information:

    https://www.chemie.uni-wuerzburg.de/oc/hoebartner-group Webseite Lehrstuhl Prof. Höbartner


    Images

    SAMURI ist ein neues Ribozym, das an zellulärer RNA eine zielgerichtete Modifikation (click tag) für die Click-Chemie anbringt.
    SAMURI ist ein neues Ribozym, das an zellulärer RNA eine zielgerichtete Modifikation (click tag) für ...
    Arbeitsgruppe Claudia Höbartner
    Universität Würzburg


    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Biology, Chemistry
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    SAMURI ist ein neues Ribozym, das an zellulärer RNA eine zielgerichtete Modifikation (click tag) für die Click-Chemie anbringt.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).