idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
09/12/2023 12:00

Biologische Transformation: Von Insekten inspirierte Holzbinder für den 3D-Druck

Jörg Walz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA

    Ein Forschungsteam des Fraunhofer IPA und Fraunhofer IME arbeitet daran, mithilfe von Proteinen und Enzymen aus dem Speichel von Hornissen oder der Seide von Köcherfliegenlarven einen Holzbinder herzustellen, der witterungsbeständig und biologisch abbaubar ist. Ziel ist es, einen biologischen Holzkleber zu entwickeln, mit dem Holzreste mittels 3D-Drucker zu neuen Naturstoffkomposit-Produkten verarbeitet werden können. Neben der Additiven Fertigung könnte die Kombination aus »Insektenkleber« und Holzresten auch für andere Verfahren wie den Spritzguss interessant sein. Potenzielle Anwendungen könnten eine Vielzahl von Produkten aus verschiedenen Branchen sein.

    Ein Großteil der heute im 3D-Druck hergestellten Produkte besteht aus nicht kompostierbaren Erdölerzeugnissen. Diese sind nicht nachhaltig und belasten die Umwelt. Auch biobasierte Varianten von Polylactiden sind nur bedingt wiederverwendbar, da sich diese nur in industriellen Kompostieranlagen zersetzen lassen. Gleichzeitig gibt es große Mengen an ungenutztem Holz, beispielsweise aus Sturm- und Borkenkäferschäden. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA und des Institutsteils Bioressourcen im Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME arbeiten daran, diese Holzabfälle umweltfreundlich für den 3D-Druck nutzbar zu machen. Möglich machen soll das ein Holzkleber, der unter anderem aus Enzymen oder biologischen Klebemolekülen besteht. Die dafür in Frage kommenden Proteine sollen im Speichel von Hornissen und der Seide von Köcherfliegenlarven identifiziert werden und anschließend biotechnologisch hergestellt werden.

    Der biologische Holzkleber

    Bereits heute gibt es die Möglichkeit, biobasierte (Produktions-)Restströme wie forstwirtschaftliche Abfälle als Rohstoff für den 3D-Druck einzusetzen. Jedoch gelingt das nur durch die Zugabe von nicht biologisch abbaubaren Bindemitteln oder thermoplastischen Kunststoffen. Solche Naturstoffkomposite mit nur einer Naturstoffkomponente – zum Beispiel erdölbasierte Polymere verstärkt mit Naturfasern – haben aufgrund der erzielten Gewichts- und Kosteneinsparungen bereits eine weite Verbreitung als Leichtbauwerkstoffe im Automobilinnenraum gefunden. Allerdings sind diese Materialien nicht kreislauffähig. Polymermatrix und Naturfasern müssten für eine effektive Rückführung in den Kreislauf voneinander getrennt werden. Ein Holzkleber, mit dem aus Holz nachhaltige, biologisch abbaubare Objekte gedruckt werden können, fehlt bisher. Hier kann der Speichel von Hornissen sowie die Seide von Köcherfliegenlarven als natürliches Vorbild zur Entwicklung eines Holzklebers dienen.

    Insekten wie Hornissen können mit ihrem Speichel abgefressene Partikel von unterschiedlichen Hölzern zu einem papierartigen Material verarbeiten. Dieses Material nutzen sie für den Bau komplexer Wabennester. Obwohl diese sehr leicht sind, verfügen die Wabennester über eine große Stabilität und Witterungsbeständigkeit. Zusätzlich soll die klebrige Seide der Köcherfliegenlarven untersucht werden. Mit ihrer Seide verkleben die Fliegenlarven zum Beispiel Pflanzenteile, Blätter, kleine Zweige, Steine oder Schalen von Schnecken, um so ihren wasserfesten und schützenden Köcher zu bauen. Das möchten sich die Forschenden zu Nutze machen. Basierend auf den im Insektenspeichel vorhandenen Enzymen und Klebeproteinen, soll mit molekularbiologischen Methoden ein Holzkleber entstehen, mit dem nachhaltige und biologisch abbaubare Produkte produziert werden können – ganz im Sinne der biologischen Transformation.

    3D-Druck-Verfahren »Binder Jetting« mit neuer Klebersuspension

    Die im Labor hergestellten Proteine will das Forschungsteam zu einer Klebersuspension verarbeiten. Das Stoffgemisch wird aus den isolierten Enzymen und Klebemolekülen sowie einem flüssigen Medium bestehen, das der Zusammensetzung des Insektenspeichels ähnelt. Gleichzeitig soll diese Suspension bestimmte Fließeigenschaften erfüllen, um sie mittels Inkjet – eine beispielsweise beim privaten Tintenstrahldrucker eingesetzte Technologie – verarbeiten zu können.
    Bei diesem 3D-Druck-Verfahren, auch »Binder Jetting« genannt, wird die hornisseninspirierte »Klebetinte« als Binder verwendet und mithilfe des Tintenstrahldruckers über einen Druckkopf in kleinen Tropfen schichtweise in ein Holzpulver eingebracht. So werden Schichten von Holzpulver mit der Klebesuspension miteinander verbunden. Weil das auf diese Weise gedruckte dreidimensionale Bauteil nur aus biogenen Rohstoffen besteht und frei von chemischen Bindern oder Harzen wie Formaldehyd oder Resorzin ist, können die gedruckten Produkte am Ende ihrer Nutzung dem biologischen Kreislauf vollständig zugeführt werden. Eine derartige umwelt- und ressourcenschonende Produktion entspricht ganz dem Circonomy-Prinzip von Fraunhofer.

    Steckbrief

    Projekt »IWB – INSECT INSPIRED WOOD BINDER«
    (dt.: »BIOLOGISCHER HOLZKLEBER FÜR DEN 3D-DRUCK«)
    Projektlaufzeit: 1. Mai 2023 bis 29. Februar 2024
    Projektpartner: Fraunhofer IME, Fraunhofer IPA
    Projektziel: Aus Insektenspeichel von Hornissen oder der Seide von Köcherfliegenlarven will ein Fraunhofer-Forschungsteam bisher unbekannte Klebemoleküle identifizieren und gewinnen. Daraus soll eine stabile Klebersuspension hergestellt werden, die auf ihre Verarbeitungsmöglichkeiten in Kombination mit Holzpulver im 3D-Druck-Verfahren hin überprüft wird. Erste Ergebnisse werden Mitte 2024 erwartet.
    Zielgruppe: Besonders interessant ist das Projekt für Unternehmen, die im Bereich Herstellung von Naturstoffkompositen tätig sind. Interessierte Unternehmen können sich gerne bei Tobias Granse melden.
    Fördergeber: Fraunhofer-Gesellschaft


    Contact for scientific information:

    Tobias Granse | Telefon +49 711 970-3726 | tobias.granse@ipa.fraunhofer.de
    Stephanie Eigner | Telefon +49 711 970-1357 | stephanie.eigner@ipa.fraunhofer.de


    Images

    Von Insekten inspirierte Holzbinder für den 3D-Druck.
    Von Insekten inspirierte Holzbinder für den 3D-Druck.

    Quelle: Fraunhofer IPA

    So könnte der insekteninspirierte Kleber in Kombination mit Holzpulver für das 3D-Druck-Verfahren Binderjetting eingesetzt werden.
    So könnte der insekteninspirierte Kleber in Kombination mit Holzpulver für das 3D-Druck-Verfahren Bi ...

    Quelle: Fraunhofer IPA


    Attachment
    attachment icon Pressemitteilung

    Criteria of this press release:
    Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars
    Biology, Environment / ecology, Information technology, Materials sciences, Mechanical engineering
    transregional, national
    Cooperation agreements, Research projects
    German


     

    Von Insekten inspirierte Holzbinder für den 3D-Druck.


    For download

    x

    So könnte der insekteninspirierte Kleber in Kombination mit Holzpulver für das 3D-Druck-Verfahren Binderjetting eingesetzt werden.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).