An der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) entstehen regelmässig Projekte, die sich aktuellen Debatten widmen und Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit anbieten. Zwei Initiativen aus dem Industriedesign beispielsweise leisten zum Internationalen Tag von Menschen mit Behinderungen am 3. Dezember einen wichtigen Beitrag: mit kostengünstigen Beinprothesen und einem Regenschutz für Menschen im Rollstuhl.
Der 3. Dezember ist der Internationale Tag von Menschen mit Behinderungen. Zwei ZHdK-Initiativen unterstützen diesen Aktionstag und gehen gezielt auf zwei Lebenswelten körperlicher Beeinträchtigungen ein.
Erschwingliche und lokal produzierte Beinprothesen
Gemäss der Weltgesundheitsorganisation WHO sind 35 bis 40 Millionen Menschen weltweit auf orthopädische Produkte angewiesen. Dabei hat nur jede zehnte Person Zugang zu erschwinglichen Hilfsmitteln wie Prothesen. Die meisten kostengünstigen Prothesenlösungen sind dabei von Spendengeldern abhängig, und bei zahlreichen Produkten mangelt es an Funktionalität und Komfort.
Abhilfe schaffen will das Sozialunternehmen «Circleg», das 2018 an der ZHdK als Bachelor-Arbeit in Industriedesign zum Leben erwachte. Die Initianten Fabian Engel und Simon Oschwald brachten in der Zeit nach ihrem Studienabschluss das Projekt durch Forschung und Entwicklung zur Serien- und Marktreife. Das mittlerweile aus 13 Personen bestehende Start-up – je zur Hälfte in der Schweiz und in Kenia ansässig – setzt alles daran, eine hochwertige Versorgung mit nachhaltig und lokal produzierten Prothesen umzusetzen. Zudem will «Circleg» die Stigmatisierung von Amputationen in der Gesellschaft verringern. «Circleg» ist mehrfach ausgezeichnet worden, zuletzt mit dem «Design Preis Schweiz» in der Kategorie «Going Circular Economy» und anlässlich des Swiss Green Economy Symposium mit dem «Sustainable Development Goals Award».
In den letzten fünf Jahren hat «Circleg» ein umfassendes Netzwerk an Produzenten, Lieferanten und Unterstützern in Ostafrika, der Schweiz und Europa aufgebaut und gleichzeitig alle relevanten Spitäler mit Orthopädie-Werkstätten in Ostafrika erschlossen. Mitte Oktober erfolgte nun der Product Launch in Nairobi, zusammen mit lokalen Interessengruppen, Prothesenträger:innen als Circleg Ambassadors und Podiumsdiskussionen über die Bereitstellung einer ganzheitlichen prothetischen Versorgung in Kenia. Die Produkteinführung in Kenia soll den Auftakt darstellen für die weitere Etablierung auf dem afrikanischen Markt und darüber hinaus.
Mehr Informationen auf https://circleg.world
Smartes Modedesign: Regenschutz für Menschen im Rollstuhl
Geeignete und modische Kleidung finden, die auch den technischen Anforderungen entsprechen: Gerade Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen bereitet dies grosse Schwierigkeiten. Insbesondere bei Outdoor-Bekleidung wie dem Regenschutz besteht ein großer Bedarf an neuen und innovativen Lösungen.
Hier knüpft der Regenschutz «Para» an und trägt mit innovativen und funktionalen Detail-Lösungen zur Individualisierung und Erleichterung der Handhabung den spezifischen Anforderungen Rechnung. Beispielsweise ist das Oberteil, vergleichbar mit herkömmlichen Regenjacken, kürzer geschnitten und bietet generell eine bessere und verstellbare Passform. Oder die Kapuze dreht sich mit dem Kopf mit und gewährleistet stets freies Sichtfeld. Da Rollstuhlfahrer:innen im Schulterbereich mehr Bewegungsfreiheit der Arme für die Fortbewegung brauchen, wurde am Rücken ein Mesh-Einsatz eingenäht, der Elastizität bietet und jede Bewegung mitmacht. An die Jacke lässt sich ein Beinschutz anknüpfen, der leicht und selbständig anzuziehen und mit grossen Taschen versehen ist. Sämtliche Verschlüsse sind auch bei eingeschränkter Beweglichkeit der Hände und Finger rasch zu bedienen, die Reissverschlüsse haben grosse Laschen, alle übrigen Verschlüsse bieten integrierte Magnete zur einfachen Bedienung. Im Design setzt sich «Para» durch zahlreiche reflektierende Elemente in Szene und lässt den Regenschutz sehr modisch aussehen.
Das Resultat ist ein fertig erstellter und marktreifer Design-Prototyp, der auf die Bachelorarbeit der Industriedesign-Absolventin Tabea Wschiansky zurückgeht. Als nächstes soll der Design-Prototyp in ein marktfähiges Produkt umgesetzt werden – Ziel ist die Produktion und der Verkauf von «Para», dafür ist Tabea noch auf der Suche nach Kooperationspartnern und interessierten Investoren oder Institutionen. «Para» wurde 2023 vom «James Dyson Award» als National Winner ausgezeichnet, hinzu kamen Nominierungen im Rahmen der laufenden «Global Design Graduate Show» von Arts Thread sowie für «Prototypes For Humanity» und «Die Besten» von Hochparterre.
Mehr Informationen auf https://showcasedesign.zhdk.ch/personen/2023/para/
Circleg Ambassador Judith Namboria. Credits: Henry Robinson
«Para» im Einsatz © Tabea Wschiansky
Criteria of this press release:
Journalists
Art / design, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Social studies
transregional, national
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German
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