Pumpspender mit Seife oder Desinfektionsmittel sind nicht erst seit der Corona-Pandemie allgegenwärtig. Auch die jährlichen Grippeperioden und Erkältungswellen erinnern daran, dass Händewaschen eine wichtige Maßnahme ist, um Infektionen vorzubeugen. Ein Team der Hochschule Rhein-Waal um Dr. Dirk Bockmühl, Professor für Hygiene und Mikrobiologie an der Fakultät Life Sciences, hat nun allerdings herausgefunden, dass auch der Seifenspender selbst ein potentielles Infektionsrisiko birgt.
„Das Ergebnis unserer Untersuchungen ist von großer Tragweite für die Händehygiene“, sagt Bockmühl über diese einfache, aber sehr wichtige Praxis zur Verringerung der Infektionsgefahr im Alltag. Die Förderung des Händewaschens in Kindertagesstätten oder Schulen kann Studien zufolge rund ein Drittel der Durchfallerkrankungen in Ländern mit hohem Einkommen verhindern. Aus diesem Grund fördern Institutionen wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Händehygiene als Präventionsmaßnahme. Der positive Effekt des Händewaschens könnte allerdings reduziert werden, wenn Flüssigseifenspender verwendet werden, die mit Mikroorganismen kontaminiert sind.
„Mit unserer aktuellen Studie wollten wir zeigen, wie die Bakterien in die Flüssigseife gelangen“, sagt Professor Bockmühl. Zu diesem Zweck hat sein Team mehr als hundert Seifenspender aus Hotelzimmern in ganz Deutschland beprobt. Die Untersuchung berücksichtigte dabei unterschiedliche Spendersysteme, also etwa die gängigen Pumpspender, aber auch solche, bei denen die Seife durch direktes Pressen der Flasche entnommen wird. Die Hypothese war, dass vor allem das Nachfüllen von Flaschen ein Risiko für die Kontamination mit Bakterien ist. Hier wurden die Forscher*innen allerdings eines Besseren belehrt. „Der Nachfüllprozess selbst stellt unter normalen hygienischen Bedingungen tatsächlich kein Problem dar“, erklärt Professor Bockmühl. Das Problem liegt vielmehr in der Konstruktion der Spendersysteme.
„Bei den gängigen Pumpspendern gelangt durch die Betätigung der Pumpe mehr oder weniger schmutzige Flüssigkeit von der Hand in die Seife“, sagt Professor Bockmühl. „Bakterien können über die Ventilfunktion der Pumpen in die Flüssigseife gelangen, in der sich dann oft Biofilme bilden, die selbst durch die Konservierung nicht am Wachstum gehindert werden.“
In seiner Studie fand Bockmühl heraus, dass von den 57 beprobten Pumpspendern 70% Prozent mit Mikroorganismen kontaminiert waren, darunter gram-negative Bakterien, Hefen und Schimmelpilze. Hier zeigte sich auch der große Unterschied zu Pressspendern, die fast niemals kontaminiert waren. Die Ergebnisse konnte er im Labor reproduzieren.
Natürlich stellt sich die Frage, ob die Kontamination negative Auswirkungen auf den menschlichen Organismus haben kann. Problematisch kann dabei zum Beispiel die auch in der aktuellen Studie häufig nachgewiesene Art Pluralibacter gergoviae sein. „Laut einer Empfehlung des Bundesinstituts für Risikobewertung sollen Seifenspender nicht mit diesen Bakterien verunreinigt sein, um ein gesundheitliches Risiko, insbesondere empfindlicher Risikogruppen, zu vermeiden“, so Professor Bockmühl.
Nun muss aber nicht die Angst umgehen, durch jede Benutzung krank zu werden. Einmalspender, die nur eine begrenzte Zeit genutzt werden, sind aus diesem Grund unkritisch. Und auch die in Hotels durchaus verbreiteten Pressspendersysteme sind durch ihre Konstruktion sehr sicher. Kontaminationen traten hingegen regelmäßig in Pumpspendern auf, die nicht über einen Flüssigkeitsablauf im Pumpkopf verfügen. Diese Systeme sind durchaus als mikrobiologisch kritisch einzustufen.
Prof. Dr. Dirk Bockmühl
02821 80673 208
dirk.bockmuehl@hochschule-rhein-waal.de
http://doi.org/10.1002/mbo3.1384
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Biology, Environment / ecology, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Research projects, Research results
German
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