Kürzlich hat das Bundesministerium für Gesundheit seine Pläne bekannt gemacht, die Zahl der Berufungsperioden der ehrenamtlichen Mitglieder der Ständigen Impfkommission (STIKO) ohne Übergangsfristen zu begrenzen – damit werden zwölf der 17 Mitglieder direkt ausscheiden. Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) kritisiert diesen Einschnitt und weist auf den Verlust an wertvoller Expertise hin.
Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) plant, die Ständige Impfkommission – kurz STIKO – deutlich umzubauen. Das Ministerium hat bekanntgegeben, die Zahl der Berufungsperioden auf höchstens neun Jahre oder maximal drei Zeitperioden zu begrenzen. Konkret bedeutet das, dass zwölf der jetzigen 17 ehrenamtlichen Mitglieder das Gremium in Kürze verlassen müssen. Pläne für den Übergang sind derzeit nicht bekannt. Bisher war die Anzahl der Berufungsperioden in der STIKO unbegrenzt.
Die DEGAM kritisiert diesen Einschnitt: Grundsätzlich ist nichts dagegen einzuwenden, die Zahl der Berufungsperioden zu begrenzen. Allerdings stört das gleichzeitige Austauschen von mehr als zwei Dritteln der bisherigen Mitglieder die Kontinuität in der Arbeit des Gremiums empfindlich. Das Aufgabenfeld der STIKO ist äußerst komplex und braucht viel Expertise und Erfahrung. Im kommenden Jahr wird es schwierig bis unmöglich, den neuen Mitgliedern eine ausreichende Einarbeitungszeit zu ermöglichen, da die erfahrenen Kolleginnen und Kollegen fehlen, die diese Einarbeitung übernehmen können. Wie wichtig diese Kontinuität ist, zeigte sich insbesondere in den Pandemie-Jahren: Ohne intensiv und interdisziplinär eingearbeitete STIKO-Mitglieder wäre es zum Beispiel garantiert nicht möglich gewesen, innerhalb kurzer Zeit 25 Empfehlungen zur COVID-Impfung zu veröffentlichen.
„Dieser radikale Umbau ist für uns nicht nachvollziehbar, denn dabei geht wichtige praktisch-wissenschaftliche Expertise verloren. Deutschland leistet sich mit der STIKO zurecht ein unabhängig agierendes Gremium für Impfempfehlungen – die darin enthaltene Erfahrung und Kontinuität sollten wir nicht leichtfertig aufs Spiel setzen“, kommentiert Prof. Dr. Martin Scherer, Präsident der DEGAM. „Leider hat das BMG den angekündigten Umbau bisher auch nicht genutzt, um für die Berufung der STIKO-Mitglieder transparente Regeln zu veröffentlichen. Wir hoffen, dass dies nachgeholt wird und regen zugleich an, die wissenschaftlichen Fachgesellschaften in diese Entscheidungen miteinzubeziehen.“
Für die DEGAM ist klar, dass die Expertise der Hausärztinnen und Hausärzte, die die größte impfende Berufsgruppe sind, sowie die der Kinderärztinnen und Kinderärzte in der umgebauten STIKO unbedingt erhalten werden muss. „Für die künftigen Berufungen bieten wir als wissenschaftliche Fachgesellschaft für die Allgemeinmedizin dem BMG an, unsere Erfahrung in die Auswahl der Expertinnen und Experten einzubringen“, so Martin Scherer abschließend.
Pressekontakt:
Natascha Hövener
Pressesprecherin
Telefon: 030 – 20 966 98 16
E-Mail: hoevener@degam.de
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)
Schumannstraße 9, 10117 Berlin
Präsident: Prof. Dr. med. Martin Scherer (Hamburg)
http://www.degam.de
Über die DEGAM:
Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) ist eine wissenschaftliche Fachgesellschaft. Ihre zentrale Aufgabe ist es, die Allgemeinmedizin als anerkannte wissenschaftliche Disziplin zu fördern und sie als Rückgrat der Patientenversorgung weiterzuentwickeln. Die DEGAM ist Ansprechpartnerin bei allen Fragen zur wissenschaftlichen Entwicklung der Allgemeinmedizin an den Hochschulen, zur Fort- und Weiterbildung sowie zum Qualitätsmanagement. Sie erarbeitet eigene wissenschaftlich fundierte Leitlinien für die hausärztliche Praxis und beteiligt sich auch an interdisziplinären Leitlinien anderer Fachgesellschaften. Die Aktivitäten der Nachwuchs- und Forschungsförderung sind in der Deutschen Stiftung für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DESAM) zusammengefasst.
Prof. Dr. med. Martin Scherer, Präsident der DEGAM
E-Mail: m.scherer@uke.de
Expertise der STIKO muss für künftige Empfehlungen erhalten bleiben
Nataliya Vaitkevich
pexels.com / Nataliya Vaitkevich
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
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German
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