idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
12/05/2023 10:58

Anti-Drogen-Projekt „Mama denk‘ an mich“ ausgezeichnet

Nora Domschke Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

    Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft Drogen konsumieren, tragen oft gesundheitliche Schäden davon. // Am Uniklinikum bietet ein Projekt drogenabhängigen Frauen schon in der Schwangerschaft eine Perspektive und stärkt Familien in schwierigen Situationen. // Eine Auszeichnung würdigt das Engagement der interdisziplinären Initiative, an der drei Kliniken des Uniklinikums beteiligt sind.

    Dank einer fachübergreifenden Zusammenarbeit am Universitätsklinikum Carl Gustav Dresden steigen die Chancen drogenabhängiger Schwangerer und Mütter, die Sucht hinter sich zu lassen und sich um ihre Kinder zu kümmern. Im Mittelpunkt des Angebots „Mama denk‘ an mich“ steht der Konsum von Crystal Meth, der in Sachsen besonders hoch ist. Drei Kliniken des Uniklinikums sind an dem 2016 ins Leben gerufenen Projekt beteiligt. Die besondere Initiative verbessert die Aussichten, dass die Neugeborenen weiter von ihren Müttern betreut werden können. Ansprechpartnerinnen und -partner für Betroffene sind Mitarbeitende der Kliniken für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, für Kinder und Jugendmedizin sowie für Psychiatrie und Psychotherapie. Heute ist die Zahl der entlassenen Babys, die bei ihren Eltern bleiben dürfen, von einem Drittel auf zwei Drittel gestiegen. Den Erfolg des Projektes würdigt ein Team-Award, dessen Preisgeld Müttern von außerhalb Dresdens zugutekommt.

    Die Droge Crystal Meth ist vor allem in Mitteldeutschland ein massives Problem. 2008 war der Konsum von Crystal schlagartig angestiegen und befindet sich seitdem auf hohem Niveau. Vom Konsum sind vor allem junge Menschen betroffen, darunter auch schwangere Frauen und Mütter. Das Projekt „Mama denk‘ an mich“ schließt seit gut sieben Jahren die Versorgungslücke in diesem Bereich und hat sich sehr gut etabliert. „Die Nachfrage ist ungebrochen hoch“, sagt Prof. Maximilian Pilhatsch, Leiter der Suchtambulanz am Universitätsklinikum Dresden. Er und sein Team sind Teil des fachübergreifenden Angebots, das jungen Familien in schwierigen Lebenslagen eine Perspektive gibt. Zwischen 25 und 35 Frauen werden jährlich neu in das Programm „Mama denk‘ an mich“ aufgenommen. „Unser Ziel ist es, dass die Familien zusammenbleiben und die Kinder bei ihren Eltern leben“, sagt Prof. Pilhatsch. In gut zwei Dritteln der Fälle gelingt dies bei den Familien, die an dem Programm teilnehmen Die sogenannte Haltequote, die aufzeigt, wie viele Frauen abstinent beziehungsweise in Betreuung bleiben, ist sogar auf 75 Prozent gestiegen. „Das zeigt, dass unser Konzept erfolgreich ist.“

    Judith Kunkis ist eine von mehreren Sozialarbeiterinnen und -arbeitern, die sich um die Familien kümmern. Sie fungiert als eine Art Schnittstelle zwischen den Betroffenen, den Therapieangeboten an den Kliniken und den involvierten Behörden. „Ganz wichtig ist die enge Zusammenarbeit der verschiedenen medizinischen Fachbereiche. In Teamsitzungen wird über den jeweiligen Fall und das weitere Vorgehen beraten.“ Ein weiterer Vorteil ist die räumliche Nähe der einbezogenen Kliniken auf dem gemeinsamen Campus des Maximalversorgers Uniklinikum. So befindet sich die Kinder- und Frauenklinik in unmittelbarer Nachbarschaft zur Suchtambulanz in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. So werden die drogenabhängigen Frauen und ihre Kinder, die häufig unterentwickelt und mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen zur Welt kommen, während der Schwangerschaft und auch danach medizinisch auf höchstem Niveau von den Ärztinnen und Ärzten am Uniklinikum betreut. Das Projekt „Mama denk‘ an mich“ unterstützt die jungen Frauen insbesondere nach der Geburt in ihrer Mütterrolle und soll verhindern, dass Eltern und Kind getrennt werden müssen.

    Interdisziplinärer Lösungsansatz zeigt Erfolg

    In der Regel findet vor der Aufnahme in das Programm ein diagnostisches Erstgespräch in der Suchtambulanz statt. Der Zugang hierfür erfolgt niedrigschwellig, also auf möglichst unkompliziertem Weg. Die größte Hürde, die die drogenabhängigen Frauen meistern müssen: ihre Sucht überwinden. Abstinenz ist oberstes Ziel der Behandlung und wird mittels Urinkontrollen regelmäßig überprüft. In einer etwa sechsmonatigen Phase mit gemeinsamen Sitzungen in der Müttergruppe werden die Frauen auch durch den Sozialdienst betreut. „Stress und Drogenkonsum hängen eng zusammen. Dort setzt die Arbeit des Sozialdienstes an“, sagt Prof. Pilhatsch. Schulden, Wohnungs- und Arbeitslosigkeit, ungewollte Schwangerschaft, Überforderung – hierbei helfen die Sozialarbeiterinnen und -arbeiter des Programms. Im Idealfall können die gefestigten Betroffenen nach einem halben Jahr in die Betreuung einer Suchtberatungsstelle vermittelt werden.

    Nun soll das Angebot erweitert werden – auch mithilfe eines Preisgeldes. Das Team um Prof. Pilhatsch ist für das Projekt „Mama denk‘ an mich“ – ein interdisziplinäres, suchtspezifisches Behandlungsangebot für junge und werdende Eltern mit Methamphetaminabhängigkeit - mit dem diesjährigen Otsuka Team Award Psychiatrie+ in Höhe von 10.000 Euro ausgezeichnet worden. Über die Stiftung zur Förderung der Hochschulmedizin Dresden wird diese Summe genutzt, um Familien, die für das Programm aus dem Dresdner Umland ans Uniklinikum fahren müssen, bei den Fahrtkosten zu unterstützen.

    „Wir freuen uns, dass der Aufwand, den wir für dieses Projekt am Uniklinikum betreiben, aber auch dessen Erfolg gesehen und gewürdigt werden“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am Uniklinikum. „Es erfüllt uns mit Stolz, dass dabei vor allem die großartige Teamarbeit zwischen unseren Kliniken im Fokus steht.“

    Die Verleihung des Otsuka Team Award Psychiatrie+ fand am 1. Dezember 2023 im Rahmen des diesjährigen DGPPN Kongresses 2023, der wichtigsten Tagung deutscher Psychiaterinnen und Psychiater, in Berlin statt.


    Contact for scientific information:

    Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
    Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
    FamilieNetz - Initiative "Mama, denk an mich"
    Judith Kunkis
    Tel.: 0351 458 66 33
    E-Mail: mama.dam@ukdd.de

    Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
    Suchtambulanz
    Leiter Prof. Maximilian Pilhatsch
    Tel.: 0351 458 2760
    E-Mail: Maximilian.Pilhatsch@uniklinikum-dresden.de
    www.uniklinikum-dresden.de/psy


    More information:

    http://Medizin-Podcast Amboss über das Projekt
    https://amboss.podigee.io/118-aerztliches-engagement
    https://open.spotify.com/episode/7CE1mr9vtfN6DYqOIg4N8h


    Images

    Das psychiatrische Team um Prof. Maximilian Pilhatsch (Mitte) ist nur ein Teil des Programms „Mama denk‘ an mich“, an dem drei Kliniken des Uniklinikums Dresden beteiligt sind.
    Das psychiatrische Team um Prof. Maximilian Pilhatsch (Mitte) ist nur ein Teil des Programms „Mama d ...
    UKD/Michael Kretzschmar


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Contests / awards, Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

    Das psychiatrische Team um Prof. Maximilian Pilhatsch (Mitte) ist nur ein Teil des Programms „Mama denk‘ an mich“, an dem drei Kliniken des Uniklinikums Dresden beteiligt sind.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).