Bernstein-Analysen zeigen: Bereits vor 100 Millionen Jahren nutzten Insektenlarven verschiedenste Taktiken, um sich gegen Fressfeinde zu schützen.
Jungstadien von Insekten erfüllen wichtige Funktionen in unseren Ökosystemen. Sie zersetzen Kadaver und Holz, bilden dadurch Boden und führen so verschiedene Elemente wieder in die Stoffkreisläufe ein. Nicht zuletzt sind sie eine wichtige Futtergrundlage für viele größere Tiere wie Vögel und Säuger. Letzteres hat dazu geführt, dass viele Insektenlarven Strukturen und Strategien entwickelt haben, welche die Gefahr reduzieren, gefressen zu werden. Dazu gehören Stacheln, Haare, aber auch Tarnung und versteckte Lebensweisen. Über die Jahrmillionen hat sich eine große Vielfalt derartiger Anpassungsstrategien entwickelt.
Forschende der LMU und der Universitäten Greifswald und Rostock haben besonders gut erhaltene Fossilien aus dem Bernstein Myanmars untersucht und konnten nachweisen, dass solche Verteidigungsmechanismen bei Insektenlarven bereits in der Kreidezeit vor 100 Millionen Jahren sehr divers ausgeprägt waren. Darunter sind wohlbekannte Strategien wie die von Netzflüglerlarven, die sich mit verschiedenem Pflanzen- und Tiermaterial auf dem Rücken Tarnung verschaffen, oder auch solche, die mit ihrem Aussehen bestimmte Pflanzenteile nachahmen.
„Besonders spektakulär ist zum Beispiel die mit Abstand älteste Larve einer Skorpionsfliege, bisher die zweite fossile überhaupt, die spezielle Haare auf dem Rücken trägt, um Tarnmaterial daran zu befestigen“, beschreibt Professorin Carolin Haug, Hauptautorin des Artikels und Zoologin an der Fakultät für Biologie. „Außerdem Larven von Pflanzenwespen, die in Blättern lebten und dort Gänge anlegten, während sie die dünne Schicht des Blattinneren verspeisten.“ Insgesamt zeige der im Fachmagazin iScience erschienene Artikel, dass bereits vor 100 Millionen Jahren eine große Vielfalt verschiedener Strategien existierte, um sich gegen Räuber zur Wehr zu setzen. „Die Vielfalt der Vergangenheit und das Auftauchen und Verschwinden verschiedener Erscheinungsformen zu betrachten, hilft, diese Prozesse besser zu verstehen, was im Angesicht der anhaltenden aktuellen Biodiversitätskrise von besonderer Bedeutung ist“, sagt Haug.
Prof. Carolin Haug
Systematische/Spezielle Zoologie
Fakultät für Biologie
Ludwig-Maximilians-Universität München
Tel.: 089 2180 74132
chaug@biologie.uni-muenchen.de
Carolin Haug, Joachim Haug, Gideon Haug, Patrick Müller, Ana Zippel, Christine Kiesmüller, Joshua Gauweiler & Marie K. Hörnig: Fossils in Myanmar amber demonstrate the diversity of anti-predator strategies of Cretaceous holometabolan insect larvae. iScience 2023
https://doi.org/10.1016/j.isci.2023.108621
Criteria of this press release:
Journalists
Biology, Environment / ecology, Geosciences
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).