Kardiologen setzen ein weltweit erstmals zertifiziertes kathetergeführtes Trikuspidalklappen-Ersatzsystem ein. Maßgeschneiderte Therapie am Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen
Muss die Trikuspidalklappe ersetzt werden, so war dies bisher nur auf chirurgischem Weg möglich. Bei zu hohem Operationsrisiko können Herzspezialisten jetzt auch ein erstmals zugelassenes Katheter-Klappenersatzsystem einsetzen. Prof. Dr. Volker Rudolph und sein Team der Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie/Angiologie bieten einen solchen kathetergestützten Ersatz der Trikuspidalklappe im Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, an. Die Klappe steht damit ab sofort außerhalb von Studien am HDZ NRW für die Routineversorgung zur Verfügung.
„Insbesondere bei sehr starken Beeinträchtigungen der Herzklappenfunktion stellt das neue Ersatzsystem eine Erweiterung der Therapiemöglichkeiten für eine schonende Wiederherstellung der Trikuspidalklappe dar“, erläutert Professor Rudolph. „Wir hoffen, zukünftig mehr Patienten mit einem solchen maßgeschneiderten kathetergestützten Verfahren helfen zu können. Da aber noch Langzeitergebnisse zu der neuen Klappe fehlen, wird sie derzeit nur bei Patienten eingesetzt, bei denen ein chirurgischer Eingriff nicht möglich ist.“
Einen erfolgreichen Eingriff des Transkatheter-Klappenersatzes führten Professor Rudolph, Oberarzt Dr. Kai Peter Friedrichs und die Kardiologin Maria Ivannikova gemeinsam im Herzkatheterlabor bei einem 82-jährigen Patienten durch, dessen undicht gewordene Trikuspidalklappe ersetzt werden musste. Dabei führten sie unter Röntgenkontrolle die aus Rinderperikardgewebe bestehende Klappe über einen Leistenzugang mit dem Herzkatheter bis zum Herzen vor, wo sie sich dank eines selbstexpandierenden Nitinol-Rahmens exakt entfaltete. Der Patient hat den Eingriff gut überstanden.
Die dreizipfelige Trikuspidalklappe ist das Einlassventil zur rechten Herzkammer, von der das sauerstoffarme Blut in die Lunge gepumpt wird. Sie verhindert, dass Blut während des Pumpvorgangs zurück in die rechte Vorkammer fließt. Ist die Klappe undicht (insuffizient), leiden Betroffene unter Atemnot, Rhythmusstörungen, Entkräftung, Trinkschwäche und Flüssigkeitsansammlungen in der Bauchhöhle oder in den Beinen. Typisch ist auch eine bläuliche Verfärbung der Haut.
„Eine Trikuspidalklappenerkrankung ist selten angeboren. Sie kann durch Verschleiß, Infektionen oder meist ohne Veränderungen der Klappe selbst in Folge anderer Erkrankungen des Herzens oder der Lunge entstehen“, sagt Professor Rudolph. „Das ist in aller Regel durch ein charakteristisches Herzgeräusch durch ein Stethoskop zu hören.“ Mittels einer Herzultraschalluntersuchung (Echokardiografie) und EKG wird der Schweregrad der Erkrankung festgestellt.
Welche Patienten profitieren von einem kathetergeführten Trikuspidalklappenersatz?
„Die bisherigen Studien belegen eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität bei Betroffenen, die aufgrund des Schweregrades ihrer Erkrankung bisher nicht adäquat behandelt werden konnten“, sagt Professor Rudolph. „Innovationen wie diese sind daher ganz wichtig, weil sie den Betroffenen nicht nur einen langen Leidensdruck nehmen, sondern wesentlich dazu beitragen, die Versorgungsqualität insgesamt durch immer bessere individuelle Therapieangebote, je nach Komplexität, Alter, Schweregrad und Begleiterkrankungen unserer Patientinnen und Patienten, stetig zu verbessern.“
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Hintergrundinformation:
Für die Herzmedizin am Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, war 2023 das Jahr besonderer Premieren und Innovationen. Erst Ende Oktober wurde hier erstmals in Europa eine neue biologische Mitralklappenprothese implantiert, die längere Haltbarkeit verspricht. Zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen setzten die Herzspezialisten erstmals einen Einkammer-Defibrillator mit Elektrode außerhalb des Herzens ein. Ebenso innovativ ist eine neue, erstmals in diesem Jahr am HDZ eingesetzte und besonders langlebige Generation von Kapselschrittmachern ohne Kabel. Und auch die Allerkleinsten profitieren von der High Tech-Herzmedizin, wie ein höchst seltener Herzkathetereingriff bei einem Frühgeborenen im Kinderherzzentrum im April dieses Jahres zeigte.
Als Spezialklinik zur Behandlung von Herz-, Kreislauf- und Diabeteserkrankungen zählt das Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, mit 36.000 Patientinnen und Patienten pro Jahr, davon 14.800 in stationärer Behandlung, zu den größten und modernsten Zentren seiner Art in Europa.
Die Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie/Angiologie des HDZ NRW unter der Leitung von Prof. Dr. med. Volker Rudolph ist spezialisiert auf die Behandlung der Koronaren Herzkrankheit, Herzklappenfehler, Herzmuskelerkrankungen und entzündliche Herzerkrankungen. In der Klinik werden jährlich mehr als 5.000 kathetergestützte Verfahren durchgeführt. Modernste diagnostische und bildgebende Verfahren sowie alle modernen Kathetertechniken sichern die bestmögliche und schonende medizinische Versorgung der Patienten. Die Klinik ist Europäisches und Nationales Exzellenz-Zentrum zur Bluthochdruckbehandlung, anerkanntes Brustschmerzzentrum (CPU – Chest Pain Unit) sowie als überregionales Zentrum zur Versorgung Erwachsener mit angeborenem Herzfehler (EMAH) zertifiziert.
Weitere Informationen:
Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen
Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum
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Leitung: Anna Reiss
Georgstr. 11
32545 Bad Oeynhausen
Tel. 05731 97-1955
Fax 05731 97-2028
E-Mail: info@hdz-nrw.de
Univ.-Prof. Dr. med. Volker Rudolph
Direktor der Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie/Angiologie
Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen
Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum
Herzkatheterlabor im Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen
(Foto: HDZ NRW).
HDZ NRW
Prof. Dr. Volker Rudolph, Dr. Kai Peter Friedrichs, Maria Ivannikova, HDZ NRW
(Fotos: HDZ NRW).
Criteria of this press release:
Journalists, all interested persons
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Social studies
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Transfer of Science or Research
German
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