Die Zeit stetig wachsender Studierendenzahlen geht zu Ende. Prognosen gehen davon aus, dass die Zahl der Studienanfänger ab 2027 stagnieren wird. Doch die Entwicklung ist uneinheitlich. Während in ganzen Regionen und manchen Fächern ein Rückgang stattfindet, stehen die Zeichen in anderen Disziplinen und an anderen Orten sogar auf Wachstum. Der Vorsitzende des Wissenschaftsrats (WR), Wolfgang Wick, hat in seinem jährlichen Bericht zu aktuellen Tendenzen im Wissenschaftssystem für maßgeschneiderte Strategien im Umgang mit dem demografischen Wandel geworben und für eine veränderte Perspektive vom Studienbeginn auf den Studienerfolg.
„Die Hochschulen bekommen die Chance, Fehlentwicklungen der Wachstumsperiode zu korrigieren, die Qualität der Lehre zu verbessern, den Anteil erfolgreicher Abschlüsse zu steigern und die Digitalisierung voranzutreiben“, betont Wick. Hierfür bräuchten sie die Unterstützung der Politik, die der Versuchung kurzsichtiger Einsparungen widerstehen müsse. „Eine Hochschule, die weniger Studierende aufnimmt und diese dafür besser betreut, muss belohnt und nicht durch Stellenabbau bestraft werden. Denn am Ende kann sie mehr und besser qualifizierte Absolventinnen und Absolventen für den vom Fachkräftemangel geplagten Arbeitsmarkt ausbilden. Hierauf und nicht auf hohe Einschreibungszahlen kommt es am Ende an“, unterstreicht Wick.
Zugleich ruft der WR-Vorsitzende die Hochschulen dazu auf, individuelle Strategien zu entwickeln. So könnten sie nicht ausgelastete Studienangebote in Abstimmung mit Hochschulen in ihrer Region abbauen, zusammenlegen oder durch attraktivere Angebote ersetzen. Außerdem könnten sie neue Zielgruppen erschließen durch Studienformate, die Berufstätigen, Eltern und beruflich Ausgebildeten ein Studium ermöglichen. Dies, so Wick, sei ein Wachstumsrezept der privaten Hochschulen, von dem staatliche Hochschulen lernen könnten.
Sehr beliebt sind deutsche Hochschulen bei Studierenden aus dem Ausland. Doch um diese dauerhaft als Fachkräfte für den deutschen Arbeitsmarkt gewinnen zu können, ist noch einiges zu tun. Hierbei könnten sich die Hochschulen auf Länder konzentrieren, die nach bisherigen Erfahrungen besonders große Chancen bieten, dass Absolventinnen und Absolventen nach ihrem Studium in Deutschland bleiben oder die sich für Fächer interessieren, in denen der Bedarf in Deutschland besonders hoch ist, etwa im MINT-Bereich.
Zugleich warnt Wick davor, dass die Hochschulen sich allein am Arbeitsmarkt orientieren. Internationale Studierende, die ins Ausland zurückkehren, seien wichtig für die Entwicklung ihrer Heimatländer und für die internationale Vernetzung Deutschlands. Auch müsse das Hochschulsystem weiterhin ein breites fachliches Spektrum bieten, um mit disziplinärer Vielfalt für Aufgaben der Zukunft gerüstet zu sein: „Wir dürfen nicht aufgrund von Nachfrageschwankungen Fächer und Institute kaputtsparen, die wir später nur langwierig und mit hohen Kosten wiederaufbauen müssen“, sagt Wick.
https://www.wissenschaftsrat.de/download/2024/pm_0124.html
https://doi.org/10.57674/30g4-6q75 - Zum Bericht des Vorsitzenden
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