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07/04/2004 16:34

Historische Instrumentenkunde als pädagogisches Konzept

Klaus P. Prem Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Augsburg

    Präsentation eines Projekts der Augsburger Musikwissenschaft bei den Augsburger "Tagen der Forschung 2004" ---

    Mit einer Serie von Schautafeln, die in Bild und Text die historische Entwicklung des Claviers nachzeichnen und erläutern, sowie mit einem von der Vorführung originaler Mechaniken und Tonbeispiele begleiteten Vortrag über Bau und Wirkungsweise historischer Tasteninstrumente beteiligen sich die Musikwissenschaftler der Universität Augsburg an den diesjährigen "Tagen der Forschung". Die Präsentation bietet einen exemplarischen Ausblick auf ein umfangreiches Projekt "Historische Instrumentenkunde als pädagogisches Konzept", das Prof. Dr. Franz Körndle und Dr. Erich Tremmel im Herbst am Lehrstuhl für Musikwissenschaft in Angriff nehmen wollen. Der Vortrag findet am Mittwoch dem 7. Juli, von 10.00 bis 12.00 Uhr im Seminarraum der Musikwissenschaft (Phil.-Gebäude, Universitätsstraße 10, Raum 2117) statt, die Schautafeln sind vom 6. bis zum 8. Juli jeweils ganztägig vor diesem Seminarraum zu sehen.

    Das Verständnis von Musik wird wesentlich vom Erkennen der Zusammenhänge von Komposition, Instrumentarium und Aufführungspraxis geprägt. Dies gilt insbesondere für die Werke vergangener Zeiten, die in den letzten Jahrzehnten konsequent erschlossen worden sind. An dieser Erschließung hatten die Protagonisten der Historischen Aufführungspraxis einen erheblichen Anteil. Demgegenüber hat die Erforschung des historischen Instrumentariums im Bereich der Musikwissenschaft an Intensität eher verloren. Mit der Schließung einschlägiger Forschungsstellen in Münster und Mainz sind in den letzten Jahren erhebliche Lücken bei der Dokumentation bedeutender Bestände entstanden.

    Vor diesem Hintergrund wird am Lehrstuhl für Musikwissenschaft der Universität Augsburg ab September 2004 ein Projekt zum Thema "Historische Instrumentenkunde als pädagogisches Konzept" versuchen, die Interaktionen des historischen Instrumentariums mit der jeweils zeitgenössischen Musik und ihre Konsequenzen für die Aufführungspraxis auf dem wissenschaftlich neuesten Stand aufzuarbeiten und sie nach einem pädagogischen Konzept darzustellen, bei dem die Möglichkeiten der modernen Medientechnik zum Einsatz kommen können. In dieser Ausrichtung kann eine gegenüber den bisherigen Versuchen ungleich stärkere Ausstrahlung erreicht werden, um die Relevanz des historischen Kulturguts zu demonstrieren und in der Öffentlichkeit Aufmerksam zu wecken.

    Ausgehend von der historischen Verwurzelung zentraler Sparten des Instrumentenbaus (Orgel, Hammerklaviere) in der Reichsstadt Augsburg im 17. und 18. Jahrhundert soll die Entwicklung der handwerklichen Ausfertigung von Musikinstrumenten dargelegt werden. Hierbei geht es ebenso um die technische Seite der Werkzeuge wie um die Beschaffenheit der verwendeten Hölzer und Metalle, wobei stets der Kontext zeitgenössischer Erfindungen einzubeziehen ist und auch der Alltag der Instrumentenmacher berücksichtigt werden muss, aus dem sich teils interessante Details ergeben: So ist es z. B. von erheblichem Gewicht, dass ein Orgelbauer wie der aus Schwaben stammende Karl Joseph Riepp, der seine Werkstatt im burgundischen Dijon unterhielt, auch vom Weinbau lebte und bei der Herstellung von großen Weinfässern die gleichen Prinzipien der Holzbearbeitungstechnik wirksam werden wie beim Orgelbau, da es in beiden Fällen gilt, jeweils größtmögliche Dichtigkeit zu erreichen.

    Als weiterem wichtigen Faktor hat der Wirkungsweise mechanischer Elemente große Aufmerksamkeit zu gelten, da sich an ihr die Konzepte der Erbauer am besten ablesen lassen und als roter Faden der Fortschrittsgedanke problematisiert werden kann: Zu allen Zeiten haben nämlich die Veränderungen an der technischen Ausstattung eine Beeinflussung des instrumentalen Klanges nach sich gezogen. So musste beim Hammerflügel nach dem Aufziehen stärkerer Saiten zur Erzielung eines lauten Tones die Rahmenkonstruktion verstärkt werden, um die Stabilität zu gewährleisten. Zugleich wurde für einen kräftigeren Anschlag die Mechanik so verändert, dass der Tastengang, also der Weg der Taste beim Niederdrücken, deutlich tiefer wurde. Dies verminderte die Leichtigkeit virtuosen Spiels und zog entsprechend tiefgreifende Änderungen bei der Ausbildung der Pianisten nach sich.

    Freilich sind diese Entwicklungen - die Paradigmenwechsel von der barocken Ornamentik über den galanten und empfindsamen Stil hin zu den Ausdrucksmöglichkeiten der Wiener Klassiker - letztlich auch Folgen der Aufklärung in der musikalischen Welt des 18. und auch noch frühen 19. Jahrhunderts. Der Weg führt hier über die eingängige Aufbereitung reichlich vorliegenden Bild- und Grafikmaterials und den Einsatz von Bild- und Tonaufnahmen, die die unterschiedlichen Entwicklungsstadien an erhaltenen Originalinstrumenten vergegenwärtigen.
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    KONTAKT UND WEITERE INFORMATIONEN:
    Prof. Dr. Franz Körndle, Telefon 0821/598-5640, franz.koerndle@phil.uni-augsburg.de
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    GESAMTPROGRAMM DER "AUGSBURGER TAGE DER FORSCHUNG 2004":
    http://www.uni-augsburg.de/tagederforschung


    More information:

    http://www.uni-augsburg.de/tagederforschung


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    Criteria of this press release:
    Art / design, Music / theatre
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research projects
    German


     

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