Fachgesellschaften organisieren Fachcommunities und stellen einen zentralen Ort für die Institutionalisierung von Fachkulturen dar. Sollen Vielfalt und Chancengerechtigkeit in der Wissenschaft stärker verankert werden, bedarf es ihrer fachkulturellen Abstützung in und durch die Fachcommunities. Daher ist es von Interesse, welche Rolle Vielfalt und Chancengerechtigkeit in der Arbeit der Fachgesellschaften spielt.
Fachgesellschaften sind als Form, in der sich wissenschaftliche Gemeinschaften organisieren, nur wenig erforscht (abgesehen von meist historiografisch angelegten Darstellungen zu einzelnen Gesellschaften). Wenn es von Interesse ist, wie bestimmte Anliegen und Orientierungen Eingang in eine Fachkultur finden, dann muss interessieren, wie die zentralen fachkulturellen Agenturen – die Fachgesellschaften – dies fördern, behindern oder durch Neutralität nicht fördern bzw. nicht behindern. Ein Thema, das sowohl innerwissenschaftliche Entwicklungen als auch gesellschaftliche Erwartungen betrifft, ist das der Vielfalt und Chancengerechtigkeit.
Innerwissenschaftlich geht es hierbei darum, Talente zu erkennen und Talententfaltungen zu fördern, verschiedene Arten von Produktivität zu ermöglichen und für den Erkenntnisfortschritt zu nutzen, letztlich: die dynamische Entwicklung der jeweiligen Disziplin dadurch zu sichern, dass keine personellen Potenziale verschenkt werden. Dies trifft auf die gesellschaftliche Erwartung, dass die Wissenschaft keine Barrieren gegen Chancenwahrnehmung aufbaut oder kontinuiert, dass sie für Heterogenität aufgeschlossen ist und entsprechend inklusiv agiert.
Grundsätzlich können sich Fachgesellschaften dem Handlungsfeld in doppelter Weise widmen: (a) indem sie ihre je eigene Struktur und Arbeitsweise vielfalts- und diskriminierungsbewusst gestalten; (b) indem sie darauf hinwirken, dass sich ihre Disziplin und Professionen vielfalts- und diskriminierungsbewusst entwickeln. Dabei ist in Rechnung zu stellen, dass Fachgesellschaften Freiwilligenorganisationen sind. Dementsprechend können Aktivitäten der Mitglieder niemals erzwungen, sondern allenfalls durch Überzeugungs- und Motivationsarbeit angeregt werden.
Hierzu wurde eine entsprechende Ersterschließung unternommen. Im Ergebnis können der Aktivitätsstatus der Fachgesellschaften zu Vielfalt und Chancengerechtigkeit umrissen, typische und untypische Formen der Befassung dargestellt, limitierende Rahmenbedingungen herausgearbeitet und Handlungsoptionen formuliert werden.
Insgesamt lassen sich drei relevante Entwicklungen der letzten Jahre herausstellen: ein generell gestiegenes Bewusstsein für Vielfalt und Chancengerechtigkeit; erhöhte Anteile von Frauen und damit einhergehend erhöhte Sichtbarkeit von Frauen in den einzelnen Fächern und Fachgesellschaften; schließlich eine stärkere Selbstorganisation der Mitglieder – vor allem des ‚Nachwuchses‘ –, die über Arbeitsgruppen und Netzwerke Vielfaltsthemen einbringen. Hier fließen gesellschaftliche Prozesse der Bewusstmachung, wissenschaftliche Diskurse, einschlägige Rechtsetzungen und Rechtsprechungen, verbesserte Datenlagen, wissenschaftspolitische Initiativen sowie die verstärkte Präsenz von personalisierten Rollenmodellen in Wissenschaft und Gesellschaft zusammen.
Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
Christiane Arndt, Email: christiane.arndt@hof.uni-halle.de
Christiane Arndt / Anne Mielke: Vielfalt und Chancengerechtigkeit: Aktivitäten von und in Fachgesellschaften (HoF-Arbeitsbericht 124), unt. Mitarb. v. Peer Pasternack, Institut für Hochschulforschung (HoF), Halle-Wittenberg 2024, 124 S. ISBN 978-3-937573-93-9
Online unter https://www.hof.uni-halle.de/web/dateien/pdf/ab_124.pdf
https://www.hof.uni-halle.de/publikation/vielfalt-chancengerechtigkeit-fachgesel...
Arndt/Mielke: Vielfalt und Chancengerechtigkeit
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Cultural sciences, Media and communication sciences, Politics, Social studies, Teaching / education
transregional, national
Scientific Publications, Transfer of Science or Research
German
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