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05/17/2024 11:22

NACHGEFRAGT zum Klinik-Atlas "Transparenz und Qualitätssicherung sind extrem wichtig für eine hohe Patientensicherheit"

Markus Wolters Geschäftsstelle
Deutsche Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin e. V.

    Anlässlich des jetzt von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgestellten "Klinik-Atlas" erklärt der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL), Harald Renz, warum die Labormedizin über sogenannte "Ringversuche" die Qualität der Laborergebnisse gewährleistet - und weshalb die aktuelle Transparenzoffensive auch an anderen Stellen des Gesundheitswesens richtig ist.

    DGKL News: Herr Prof. Renz, das Online-Transparenzregister für Kliniken geht nun an den Start. Was halten Sie von diesem Vorhaben?

    Renz: Bei der Transparenz geht es ja um die Frage der Qualität in der Versorgung. Das heißt, die Qualität in der stationären Versorgung, also im Krankenhaus, in der Praxis, also in der ambulanten Versorgung. Wir als Labormediziner setzen uns schon seit langer Zeit für ein hohes Qualitätsniveau ein und halten es auch für wichtig und zeitgemäß, dass die Qualität, entsprechend veröffentlicht wird, sodass sich jeder, Patient, Anwender, als auch Anbieter ein entsprechendes Bild machen kann.

    DGKL News: Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) wirft dem Bundesgesundheitsminister Intransparenz beim Online-Transparenzregister vor, weil wichtige Qualitätsmerkmale der DDG fehlen. (wir berichteten: DGKL: Klinik-Atlas: Deutsche Diabetes Gesellschaft wirft Lauterbach Intransparenz vor). Wie sieht das bei den Qualitätskriterien der Labormedizin aus?

    Renz: Zu den Qualitätskriterien in der Labormedizin gehört beispielsweise die Teilnahme an der internen und externen Qualitätssicherung. Bei der externen Qualitätssicherung handelt es sich um sogenannte „Ringversuche“. Man kann natürlich darüber nachdenken, die Ergebnisse bei der Teilnahme der Ringversuche entsprechend zu veröffentlichen seitens der Laboratorien, die diese Untersuchungen durchführen und sich an Ringversuchen beteiligen. Ein weiterer Level der Qualitätssicherung ist die Akkreditierung nach entsprechenden ISO-Normen. Auch dieses sollte transparent und einheitlich dargestellt werden. Wichtig wäre hierbei eine einheitliche Vorgehensweise und Vorgabe, wenn jeder Provider das nach eigenem „Gusto“ macht, dann wird es ein gewisser Wildwuchs und trägt nicht wirklich zur Vergleichbarkeit der Qualität bei.

    DGKL News: Und worauf sollten wir als einfache Patienten achten?

    Renz: In der Regel haben die Patienten selber ja keinen direkten Kontakt zum Labormediziner. Der Kontakt zum Labormediziner läuft in aller Regel über den jeweiligen behandelten Arzt. Insofern müssen und können sich die Patienten nur darauf verlassen, dass der behandelte Arzt mit einem Labor zusammenarbeitet, dass die Qualitätskriterien entsprechend erfüllt. Man müsste sich aber in der Tat überlegen, wie man die Qualität in der medizinischen Diagnostik beteiligten Labore auch den Patienten gegenüber transparent macht.

    DGKL News: In Sachen Transparenz hat auch die AWMF etwas gefordert. Nämlich die Veröffentlichung aller klinischen Studien, auch dann, wenn die Ergebnisse negativ ausfallen. Birgt das nicht die Gefahr, dass am Ende zu viel veröffentlicht wird?

    Renz: Ganz im Gegenteil! Nehmen wir mal ein Beispiel: Ein bestimmtes Medikament wird getestet in 10 verschiedenen klinischen Studien. Eine dieser Studien ist positiv und wird veröffentlicht, neun Studien sind negativ. Diese negativen Studien werden nicht veröffentlicht. Wird daraus nicht deutlich, wie schnell ein schiefes Bild in der (wissenschaftlichen) Öffentlichkeit entsteht?

    DGKL News: Die Diskussion über mehr Transparenz im Gesundheitswesen ist nicht neu. Trotzdem haben wir das Gefühl, dass sie derzeit massiv an Fahrt aufnimmt. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?

    Renz: Naturgemäß bringen solche Themen leider etwas „Unruhe“ mit sich, aber das sollte uns nicht abhalten. Transparenz und Qualitätssicherung sind extrem wichtig für eine hohe Patientensicherheit.

    DGKL News: Und was könnte die Politik besser machen, um Patienten diese medizinische Transparenz im Alltag näherzubringen?

    Renz: Die Herausforderung besteht darin, innerhalb der Patientensicherheit eine möglichst einfach gestrickte Lösung zu erarbeiten, die von allen Stakeholdern entsprechend angewandt werden kann - und die gleichzeitig gerade den Laien auch die Möglichkeit gibt einzuordnen, wo entsprechende Versorger im Gesundheitswesen in Bezug auf Qualitätssicherheit steht. Das ist nicht ganz einfach, wenn man die Heterogenität der Versorgungsleistung im Gesundheitswesen (z. B. ambulant, stationär, maximal Versorger, basis Versorger, Spezialversorger etc.) berücksichtigt. Hier sind wir gerne bereit an Lösungen mitzuarbeiten, zumindest was die Laboratoriumsmedizin anbelangt.

    DGKL News: Herr Prof. Renz, vielen Dank für Ihre Zeit.

    Die Fragen stellten die DGKL-Nachrichtenredakteure Marita Vollborn und Vlad Georgescu.

    Abdruck bei Nennung der Quelle (www.dgkl.de) honorarfrei.


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    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
    Medicine
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

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