idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
05/22/2024 10:39

Bislang unbekannter Lebensraum der Haselmaus nachgewiesen

Theresa Hübner Pressestelle
Universität Bayreuth

    Bayreuther Forschende haben erstmals nachgewiesen, dass die in Deutschland streng geschützte Haselmaus nicht nur Gehölzstrukturen als Lebensraum nutzt, sondern auch Schilfbestände.

    ---

    What for?

    Die Haselmaus ist besonders durch die Zerstörung ihrer Lebensräume seltener geworden und nach Anhang IV der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) streng geschützt. Bisher ist man davon ausgegangen, dass die in Deutschland heimische Haselmaus (Muscardinus avellanarius) vor allem Gehölzstrukturen für Aufenthalt, Nahrungssuche und zum Anlegen der Nester nutzt. Beispielsweise bei Baumaßnahmen wird das Vorkommen der Haselmaus daher bislang nur in Waldlebensräumen und Hecken geprüft. Der Nachweis, dass sie Schilfbestände nutzt, ist für den Naturschutz und die Anpassung von Schutzmaßnahmen somit von großer Bedeutung.

    ---

    Die Zerstörung von Lebensräumen bedroht viele Wildtiere. Zu den daher streng geschützten Arten gehört auch die Haselmaus, die meist als strikt arboreale, also nur in Wäldern und Gehölzbeständen vorkommende Art beschrieben wird. Nun konnten Bayreuther Forschende erstmals zeigen, dass Haselmäuse Schilfbestände als Habitat nutzen. Die Studie ist kürzlich im Journal of Vertebrate Biology erschienen und entstand im Rahmen der Masterarbeit von Geoökologie-Studentin Raja Wipfler.

    In vorangegangenen Untersuchungen fanden sich bereits erste Hinweise auf Haselmäuse in Schilfbeständen. „Diesen Hinweisen sind wir in der Studie mittels telemetrischer Untersuchungen nachgegangen“, sagt Prof. Dr. Manuel Steinbauer vom Lehrstuhl Sportökologie, der die Arbeit betreut hat. Hierfür wurden acht Haselmäuse im Regnitztal südlich von Bamberg gefangen und jeweils mit einem Funksender ausgestattet. Anschließend wurden sie in ihren natürlichen Lebensraum entlassen, in dem sich Schilfbestände und Gehölzstrukturen in direkter Nähe zueinander befinden. Wipfler trackte die Mäuse für jeweils mindestens drei Nächte, um die Aufenthaltsorte der nachtaktiven Tiere zu überwachen.

    Die Forschenden fanden heraus, dass die Haselmäuse Schilf und den angrenzenden Gehölzbestand zu ungefähr gleichen Teilen nutzen: Nachts lagen 41,1 % der Messpunkte im Schilf, 50,7 % im Gehölzbestand und 8,2 % in anderer Vegetation. Bei genauerer Betrachtung der Daten fielen Vorlieben der beobachteten Mäuse auf: Sechs der acht Haselmäuse nutzten das Schilf und den Gehölzbestand. Hingegen nutzte eine Maus ausschließlich das Schilf und eine weitere ausschließlich das Gehölz als Lebensraum. Zudem wurde nachgewiesen, dass die Haselmäuse sich nicht nur während ihrer aktiven Phasen in der Nacht im Schilf aufhalten, sondern diesen Lebensraum auch tagsüber zum Schlafen nutzen. Die Forschenden fanden außerdem ein Haselmaus-Nest im Schilf.

    Als Gründe für die Nutzung von Schilf führten Wipfler, Steinbauer und Christian Strätz vom Büro für ökologische Studien Bayreuth unter anderem den Schutz vor Raubtieren an. Schilf könnte auch als Lebensraum für Insekten, die eine Nahrungsquelle für Haselmäuse sind, sowie als Nistmaterial eine Rolle spielen. Zudem könnten Haselmäuse ins Schilf ausweichen, um die Konkurrenz um Nahrung und Nistplätze mit den größeren und stärkeren Gelbhalsmäusen (Apodemus flavicollis) sowie den Waldmäusen (Apodemus sylvaticus) zu vermeiden.

    Die Feldarbeiten für die Studie erfolgten im Frühjahr und Sommer 2022, nachdem Christian Strätz , Raja Wipfler und Dr. Elisabeth Obermeier vom Ökologisch Botanischen Garten der Universität Bayreuth im Jahr 2019 mittels selbst entwickelter Niströhren erste Hinweise auf Haselmäuse in Schilfbeständen gefunden hatten.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Manuel Steinbauer
    Professur Sportökologie
    Tel.: +49 (0) 921 / 55-5834
    E-Mail: manuel.steinbauer@uni-bayreuth.de


    Original publication:

    Hazel dormice use reed beds for nocturnal activity and daytime resting. Raja Wipfler, Christian Strätz, Manuel Steinbauer. Journal of Vertebrate Biology, 73(23118):23118.1-9 (2024)

    DOI: https://doi.org/10.25225/jvb.23118


    Images

    Haselmaus
    Haselmaus

    JRG/Adobe Stock


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Biology, Environment / ecology, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Haselmaus


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).