Was ist Migration? Das fragt der neue Sonderforschungsbereich (SFB), »Produktion von Migration«. An dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten SFB ist das Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) mit Isabella Löhr, Leiterin der Abteilung V: »Globalisierungen in einer geteilten Welt«, beteiligt. Sie betreut gemeinsam mit Jochen Oltmer das Teilprojekt von Dominic Sauerbrey im Bereich »Figuren«, der ab 1. Juni am ZZF und am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) in Osnabrück die Zunahme der gesellschaftlichen Produktion fluchtbezogener Figuren untersucht, die sich seit den 1970er Jahren im deutschen Sprachraum beobachten lässt.
Warum wird die Schwedin, die in Deutschland lebt, nicht als Migrantin bezeichnet, in Deutschland geborenen Kinder und Enkel türkischer Einwanderer aber schon? Was ist der Unterschied zwischen Migration und Mobilität? Wie und warum verändern sich Bezeichnungen für Eingewanderte und ihre Nachkommen? An Fragen wie dieser wird der an der Universität Osnabrück angesiedelte und im April 2024 gestartete Sonderforschungsbereich in den nächsten Jahren arbeiten. Beteiligt sind rund 50 Forscherinnen und Forscher aus Geographie, Geschichte, Psychologie, Sprach-, Rechts-, Religions-, den Bildungs- und Sozialwissenschaften. Sie forschen in wissenschaftlichen Einrichtungen in Osnabrück, Berlin/Potsdam, Dortmund, Flensburg, Frankfurt am Main und Münster mit dem Ziel, eine reflexive Theorie der gesellschaftlichen Produktion von Migration zu erarbeiten.
»Für das ZZF bietet der SFB eine hervorragende Möglichkeit, die zeitgeschichtliche Auseinandersetzung mit Migration mit den Diskussionen in den Sozialwissenschaften zu verknüpfen und so neue, vielversprechende Perspektiven zu entwickeln«, sagt Isabella Löhr.
Sauerbreys Projekt untersucht die Entstehung fluchtbezogener Figuren im deutschsprachigen Raum seit den 1970er Jahren, indem es qualitative und quantitative Ansätze verbindet. Es soll untersucht werden, wann, wie und in welchen Kontexten Figuren wie „der Flüchtling“, „der Wirtschaftsflüchtling“ oder „der unbegleitete Minderjährige“ entstehen und gesellschaftlich wirksam werden. Das Projekt wird auf einer breiten empirischen Basis von Textkorpora aus der DDR, dem ehemaligen Westdeutschland und der Bundesrepublik seit 1990 (u.a. Parlamentsprotokolle, Zeitungsartikel, Rechtstexte) signifikante Figuren mithilfe statistischer Analysen identifizieren. Diese werden anschließend einer qualitativen, zeithistorisch kontextualisierenden Tiefenbohrung unterworfen, um den jeweiligen Prozess zu untersuchen, in dem die Figuren hervorgebracht und kontrovers verhandelt wurden.
»Das Projekt ist empirisch breit aufgestellt, was es möglich macht, die vielfältigen Zusammenhänge zwischen medialer Berichterstattung, politischen Debatten und institutionellen Maßnahmen zu untersuchen«, erläutert Dominic Sauerbrey. »So können die unterschiedlichen Begriffe und Stereotype registriert werden, mit denen nach Deutschland geflüchtete Menschen beschrieben und wahrgenommen werden. Und wir können fragen, weshalb sich manche davon als Figuren etablieren, die dann etwa in Form rechtlicher und statistischer Kategorien den gesellschaftlichen Umgang mit Asyl prägen, und andere nicht«.
Prof. Dr. Isabella Löhr
Dominic Sauerbrey
https://www.imis.uni-osnabrueck.de/sfb_1604/profil.html Mehr Informationen zum Sonderforschungsbereich
https://www.imis.uni-osnab-rueck.de/sfb_1604/teilprojekte/projektbereich_a_figur... Mehr Informationen zum Teilprojekt des ZZF Potsdam
https://zzf-potsdam.de Website des ZZF Potsdam
Criteria of this press release:
Journalists
History / archaeology, Language / literature, Social studies
transregional, national
Cooperation agreements, Research projects
German
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