Schlafen ist erholsam und hat unter anderem auf den Stoffwechsel einen erheblichen Einfluss. Inwieweit die Dorngrasmücke (Curruca communis) – ein im Sommer in großen Teilen Europas und im Winter südlich der Sahara heimischer Zugvogel – diesen Fitness-Vorteil während ihrer interkontinentalen Flugreisen nützt, untersuchte eine aktuelle Studie, die unter Leitung der Veterinärmedizinischen Universität Wien entstand. Demnach setzen diese gefiederten Langstreckenreisenden nur teilweise auf die energetischen Vorteile aus dem Schlaf. Stattdessen konzentrieren sie sich eher auf die Nahrungssuche.
In ihrer Studie untersuchten Forscher:innen aus Italien und Österreich bei der Dorngrasmücke die Beziehung zwischen Schlafverhalten und -haltung, Stoffwechselzustand und Energieerhaltungsstrategien während des Vogelzugs. Die Feldarbeit wurde auf der Insel Ponza durchgeführt, rund 50 km vor der Westküste Italiens gelegen und ein bedeutender Zwischenlandeplatz an einer der wichtigsten Zugrouten für paläarktische Sperlingsvögel.
Metabolische Vorteile aus dem Schlaf werden nicht voll ausgeschöpft
„Wir konnten bestätigen, dass das Schlafen in gebückter Haltung zu Energieeinsparungen im Stoffwechsel führt, was in einer geringeren Wachsamkeit und einer damit verbundenen höheren Gefährdung durch Raubtiere resultiert. Allerdings zeigten die Dorngrasmücken keine Veränderungen ihres Schlafverhaltens als Reaktion auf die Menge der gespeicherten Energiereserven“, umreißt Ivan Maggini vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV) der Vetmeduni die zentralen Forschungsergebnisse.
Dies deutet laut Maggini darauf hin, dass die Singvögel die metabolischen Vorteile des Schlafs zumindest in der beobachteten Phase ihres Zuges nicht voll ausschöpfen. „Wir vermuten, dass Dorngrasmücken für eine optimale Energieakkumulation und zur Maximierung der Effizienz bei ihren Zwischenlandungen der Nahrungssuche gegenüber dem Schlaf den Vorzug geben“, so der Forscher.
Wichtige neue Erkenntnisse für den Naturschutz
Die dahinter stehenden ökologischen Ursachen erfordern laut den Forscher:innen weitere Studien und einen vergleichenden Ansatz. Vor allem auch deshalb, da bislang nur Langstrecken-Zugvögel untersucht wurden, so dass bisher unbekannt ist, wie Arten mit kürzeren Wanderungen mit dem Schlaf umgehen. Generell sind Studien zum Schlaf von Bedeutung für den Naturschutz, da sie zeigen, wie Zugvögel die verschiedenen Rastplätze nutzen. Dazu Maggini: „Diese Erkenntnisse sind unerlässlich, um die Lebensbedingungen an diesen Rastplätzen zu erhalten und zu verbessern, da davon das Überleben zahlreicher Vogelarten abhängt.“
Schlaf ist während des Vogelzugs überlebenswichtig
Rastplätze, an denen sich die Vögel ausruhen und ihre Energiereserven wieder auffüllen, spielen eine wichtige Rolle bei der Bewältigung der mit dem Vogelzug verbundenen Herausforderungen. Der Schlaf gilt zwar für alle Organismen als lebenswichtig, doch während der Migration, wo das Energiemanagement zu einer Überlebensfrage wird, gewinnt er noch an Bedeutung – dies konnten bereits vorangehende Studien wissenschaftlich eindeutig belegen.
Dr.rer.nat. Ivan Maggini
Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung
Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni)
Ivan.Maggini@vetmeduni.ac.at
Der Artikel „Sleep Posture Influences Metabolic Rate and Vigilance in the Common Whitethroat (Curruca Communis)“ von Maia Pastres, Ivan Maggini, Massimiliano Cardinale, Leonida Fusani und Andrea Ferretti wurde in „Integrative and Comparative Biology“ veröffentlicht.
Sleep Posture Influences Metabolic Rate and Vigilance in the Common Whitethroat (Curruca Communis)
https://academic.oup.com/icb/advance-article/doi/10.1093/icb/icae031/7673075
https://www.vetmeduni.ac.at/universitaet/infoservice/presseinformationen/pressei...
Criteria of this press release:
Journalists, all interested persons
Biology, Zoology / agricultural and forest sciences
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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