Neue Wege zur Erforschung digitaler Kommunikation und nachhaltiger Agrarproduktion
Der Wissenschaftsrat hat auf Bitten der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) zwei strategische Erweiterungsanträge von Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft bewertet und als sehr überzeugend eingestuft.
Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI), Hamburg
Die öffentliche Kommunikation befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Soziale Medien und der Einfluss von Künstlicher Intelligenz (KI) spielen hierbei eine zentrale Rolle. Erscheinungsformen und Arbeitsweisen klassischer Nachrichtenmedien haben sich bereits dramatisch verändert. Wie funktionieren gesellschaftliche Kommunikationsprozesse und politische Meinungsbildung unter den Bedingungen der Digitalisierung? Wie werden sie durch KI-basierte Technologien beeinflusst? Diesen Fragen geht das Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI), Hamburg, nach.
Mit der strategischen Erweiterung will das HBI die informationstechnische Forschung des Instituts weiter ausbauen und so dazu beitragen, die Rolle von Kommunikation für alle relevanten gesellschaftlichen Prozesse zu verstehen. „Das Erweiterungsvorhaben ist geradezu überfällig, da das HBI die gesellschaftliche Kommunikation und Meinungsbildung sonst nicht in allen Facetten betrachten kann“, betont der Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Wolfgang Wick, und weiter: „Die Forschung zum Einfluss neuer und digitaler Medien ist von zentraler Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, der durch Desinformation und Hassrede in den sozialen Medien zunehmend gefährdet ist.“
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), Müncheberg
Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Ressourcenknappheit setzen die landwirtschaftliche Produktion zunehmend unter Anpassungs- und Veränderungsdruck. Für den nötigen Transformationsprozess im Agrarsystem will das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), Müncheberg, neue Wege gehen. Geplant ist die Einrichtung sogenannter Reallabore in ausgewählten Agrarlandschaften in Brandenburg und Hessen. Darin können Fragestellungen, wie z. B. Klimaschutz und Grünlandnutzung in Niedermoorregionen, bearbeitet werden. Landwirtschaftliche Produktion, Ökosystemleistungen und Biodiversität sollen dabei praxiswirksam zusammengedacht werden.
Um dies zu ermöglichen, strebt das ZALF die Erweiterung um das „Innovationszentrum für Agrarsystemtransformation“ (IAT) an. „Das Vorhaben ist innovativ im Hinblick auf den Forschungsmodus und die Fragestellungen, auch in internationaler Perspektive“, zeigt sich Wick überzeugt. Mit dem IAT ergänzt das ZALF seine Struktur um eine anspruchsvolle Transfereinheit, die transdisziplinäre Forschung durch Reallabore, die Vermittlung des Wissens und die systematische Vernetzung durch eine Akademie ebenso umfasst wie Infrastrukturprojekte.
Die GWK hatte den Wissenschaftsrat im Februar 2023 gebeten, zu den angestrebten strategischen Erweiterungen des HBI und des ZALF Stellung zu nehmen. Geprüft werden sollten jeweils die wissenschaftliche Qualität der Erweiterungsmaßnahme, ihre überregionale Bedeutung und ihre strukturelle Relevanz für das deutsche Wissenschaftssystem insgesamt. Abschließend sollten beide Anträge auf einer Skala von „exzellent“ bis „nicht hinreichend“ bewertet werden. Für seine Empfehlungen sollte der Wissenschaftsrat auch die jeweiligen Stellungnahmen der Leibniz-Gemeinschaft berücksichtigen, bei welchen der strategische Nutzen der Erweiterungen für die Leibniz-Gemeinschaft und deren institutionelle Passfähigkeit im Fokus standen.
www.wissenschaftsrat.de/download/2024/pm_2424.html
https://doi.org/10.57674/9e3q-za23 - Zur Stellungnahme HBI
https://doi.org/10.57674/g59h-nq19 - Zur Stellungnahme ZALF
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