Mit dem am vergangenen Donnerstag angelaufenen Dokumentarfilm "Super Size Me" sorgt das Thema Fast Food nun auch hierzulande für Kontroversen. Auch in Deutschland, so die alarmierenden Prognosen, führen Bewegungsmangel und Fehlernährung insbesondere bei Jugendlichen und Kindern immer häufiger zu Übergewicht und Fettleibigkeit. Nicht Wenige sehen in dem Trend zum Konsum von Fast Food-Produkten eine der Hauptursachen für diese beunruhigende Entwicklung. Doch einseitige Schuldzuweisungen an Fast Food-Industrie oder -Konsument/innen dienen der Lösung des Problems nicht. Vielmehr muss Ernährung in den Alltag eingebettet und im Zusammenhang mit unterschiedlichen Lebensstilen betrachtet werden. Nur so ist es möglich, wirksame Strategien für eine geteilte Ernährungsverantwortung zu entwickeln.
Innerhalb des laufenden Verbundforschungsprojektes "Ernährungswende" haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Frankfurter Instituts für sozial-ökologische Forschung (ISOE) die Ernährungsstile der Deutschen untersucht. In einer repräsentativen Studie sind sie der Frage nachgegangen, welche Orientierungen und welche Verhaltensweisen den Ernährungsalltag prägen.
Dabei haben sie herausgefunden, dass etwa 12 Prozent aller Deutschen über 18 Jahre als "Fast Fooder" eingeschätzt werden können. Die "Fast Fooder" bevorzugen einen Ernährungsstil, der durch Spontanität und Außer-Haus-Ernährung gekennzeichnet ist. Sie essen unregelmäßig, kochen selten und nehmen warme Mahlzeiten gerne im Fast Food-Restaurant, der Kantine oder Mensa ein. Fast Food ist vor allem bei Jugendlichen und jüngeren Erwachsene sehr beliebt. Bei den 18- bis 25-Jährigen lassen sich knapp die Hälfte diesem Ernährungsstil zuordnen.
Es stellt sich die Frage, ob mit den "Fast Foodern" eine Generation von dauerhaften "Außer-Haus-Essern" heranwächst, oder ob es sich um einen Ernährungsstil handelt, der an eine bestimmte Lebensphase gebunden ist. Für diese Annahme spricht, dass die "Fast Fooder" überwiegend als Singles leben.
"Entscheidende Zäsuren für den Ernährungsalltag stellen die Gründung eines gemeinsamen Haushalts oder die Geburt eines Kindes dar.", betont Dr. Doris Hayn vom ISOE. Vor allem Frauen übernehmen dann eine stärkere Verantwortung für die Ernährung im Haushalt.
Nicht immer gelingt es allerdings, die verschiedenen Anforderungen von Familie und Beruf im Ernährungsalltag in Einklang zu bringen. Vor allem die "gestressten Alltagsmanagerinnen", die bei der Hausarbeit und Familienführung weitgehend auf sich allein gestellt sind, klagen über Zeitmangel und Überlastung. Mangels geeigneter Angebote in Schulen und Betreuungseinrichtungen lassen viele Eltern ihren Kindern freie Hand bei der Entscheidung, was und wo sie essen wollen. Damit wird die Ernährungsverantwortung an Kinder und Jugendliche übertragen, die damit vielfach überfordert sind.
Mit einseitigen Schuldzuweisungen ist es also nicht getan. Im Sinne einer Ernährungswende kommt es vielmehr darauf an, die Ernährungsverantwortung zwischen Eltern und ihren Kindern, Schulen und deren Trägern so zu verteilen, dass sie den heutigen Alltagsanforderungen gerecht wird. Dazu sind einerseits Standards für die Verpflegung in Ganztagsschulen und Kindertagesstätten zu definieren, um so eine Entlastung der Eltern zu ermöglichen. Andererseits sollte das Bedürfnis von Kindern und Jugendlichen und auch Erwachsenen nach Fast Food-Angeboten ernst genommen und gemeinsam mit Anbietern gesunde, umweltverträgliche und hochwertige Angebote für den Fast Food-Bereich entwickelt werden.
Im Rahmen des Forschungsvorhabens "Ernährungswende" werden Strategien für eine nachhaltige Ernährung entwickelt. "Ernährungswende" ist ein Gemeinschaftsprojekt des Forschungsverbundes Ökoforum, unter der Leitung des Öko-Instituts e.V., an dem das Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE), das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), das KATALYSE-Institut für angewandte Umweltforschung und das Österreichische Ökologie Institut für angewandte Umweltforschung beteiligt sind. Das Forschungsvorhaben wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Förderschwerpunkt "Sozial-ökologische Forschung" gefördert.
Weitere Informationen zum Forschungsverbund "Ernährungswende" und den einzelnen Teilprojekten finden Sie unter www.ernaehrungswende.de
Für Fragen und weitere Informationen zum Teilprojekt "Ernährung im Alltag":
Pressekontakt:
Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE)
Wissenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Michaela Kawall
Hamburger Allee 45
60486 Frankfurt am Main
Tel.: 069 - 707 69 19 - 30
Fax: 069 - 707 69 19 -11
E-Mail: kawall@isoe.de
www.isoe.de
Gesamtprojektleitung des Verbundprojektes Ernährungswende:
Dr. Ulrike Eberle
Öko-Institut - Institut für angewandte Ökologie
Binzengrün 34a
D-79114 Freiburg
Tel.: 0761 - 45 295 - 0
Fax: 0761 - 47 54 37
E-Mail: u.eberle@oeko.de
www.oeko.de
http://www.isoe.de/projekte/ernaehrf.htm
http://www.isoe.de/ftp/presse/PM_EW_Super_Size_Me.pdf
Criteria of this press release:
Biology, Environment / ecology, Media and communication sciences, Oceanology / climate, Social studies
transregional, national
Research projects, Research results
German
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