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07/26/2004 15:37

Starthilfe für ausländische Studierende: Internationales Studienzentrum der Universität Heidelberg

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Momentan zählt die Ruperto Carola rund 5 700 ausländische Studierende - Das sind knapp 20 Prozent aller Studenten in Heidelberg - ein deutlicher Beweis für die Beliebtheit der Neckarstadt

    Neu ankommende Studierende stehen oft vor gewaltigen Problemen, müssen sie sich doch nicht nur an eine fremde Umgebung gewöhnen, sondern meist auch an eine fremde Kultur. Und wenn dann noch sprachliche und/oder fachliche Hürden auftauchen, wächst die Gefahr des "Uni-Schocks" und eines daraus resultierenden Studienabbruchs. Abhilfe schafft hier das "Heidelberger Modell", das eine Verschränkung von Vorstudienbereich und Studium darstellt, und mittels interdisziplinärer Zusammenarbeit für eine verbesserte Studierfähigkeit sorgt.

    "Vor allem dann, wenn junge Menschen aus ihrer Heimat einen zu hohen Erfolgsdruck spüren, wachsen die Versagensängste", erklärt Dr. Horst Hornig, der Initiator dieses Modells, vom Internationalen Studienzentrum (ISZ) der Universität Heidelberg. "Wenn man sich vorstellt, dass in den Heimatländern oft große finanzielle Entbehrungen in Kauf genommen werden, um der Tochter oder dem Sohn ein Hochschulstudium in Deutschland zu ermöglichen, kann man die Erwartungen verstehen: Doch vor den großen Studienerfolgen steht nicht selten die Ernüchterung, wenn die sprachlichen oder fachlichen Grundlagen schlicht nicht gegeben sind, und beispielsweise ein Heimatschulabschluss zum direkten Studienbeginn nicht anerkannt werden kann."

    Bei den ausländischen Studienbewerbern bestehen hinsichtlich der Studienvoraussetzungen große Unterschiede. Daher werden sie in zwei Gruppen eingeteilt: Zur Gruppe I gehören diejenigen Bewerber, die einen dem deutschen Schulsystem vergleichbaren Schulabschluss (Abitur) vorweisen. Sie können direkt mit dem Fachstudium beginnen, wenn sie die sprachlichen Voraussetzungen durch das Bestehen der "Deutschen Sprachprüfung für den Hochschulzugang ausländischer Studienbewerber" (DSH) bestanden haben. Die anderen Studienbewerber gehören zur Gruppe II und werden am Internationalen Studienzentrum sprachlich und fachlich (Fachsprachen- und Fachausbildung) auf ihr Studium vorbereitet. Sie legen in der Regel nach zwei Semestern die so genannte "Feststellungsprüfung" (DSH einschließlich Fachprüfungen) ab, und können dann nach erfolgreichem Bestehen mit ihrem Fachstudium beginnen.

    Die ersten Studienkollegs wurden bereits in den 60er Jahren eingerichtet, um die Quote ausländischer Studienabbrecher in den Griff zu bekommen. Da dies jedoch nicht im ursprünglich erhofften Maße gelang, wird die Institution seit jeher kritisiert. "Zu Unrecht", wie Dr. Hornig findet. "Denn oft werden die schwierigen Verhältnisse vergessen, in denen sich die Betroffenen befinden: Sprachprobleme, die unbekannte Kultur, fehlende Basiskenntnisse sowie das Lernverhalten der meisten Studienbewerber, die rezeptives Lernen gewohnt sind - und nicht eigenständiges, strukturierendes Arbeiten mit dem Lehrstoff."

    Folglich genügt es nicht, alleine mit Sprachkursen auf das Studium vorzubereiten. Notwendig ist vielmehr auch das fachliche Training, wie es im "Heidelberger Modell" durchgeführt wird. Hierbei werden Vorfach- und Grundstudium als genau aufeinander abgestimmte Teile des künftigen Studiums betrachtet. Realisiert wird dies am Beispiel der Verschränkung von Studienkollegsarbeit (Vorstudienbereich) und Grundstudium der Wirtschaftswissenschaften (Fachstudium) durch die "Interdisziplinäre Zusammenarbeit der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Heidelberg und dem Studienkolleg des ISZ, das für die Fachausbildung zuständig ist (INZUST-Modell)". Kern dieses Projekts ist die "abnehmerdefinierte" Ausbildung im Studienkolleg, das heißt, die stoffliche und hochschuldidaktische Verknüpfung der Lerninhalte, die der Studienkollegiat in seinem künftigen Studienfach benötigt. Dies impliziert unter anderem auch die Gewöhnung an das hochschulgemäße Lernen, das ein hohes Maß an Eigeninitiative verlangt.

    Die praktische Ausbildungsarbeit basiert dabei auf den Überlegungen des Heidelberger Erziehungswissenschaftlers Felix von Cube, die vorsehen, den Lerner (im Modell übertragen auf die Studienkollegiaten) mit Problemen steigenden Anspruchs zu fordern. Jedoch steht hierbei stets die Lösbarkeit im Vordergrund, so dass die Kollegiaten mittels immer neuer Erfolgserlebnisse jene Leistungsfähigkeit aufzubauen in der Lage sind, die für ein erfolgreiches Studium benötigt wird. Ziel ist, durch die Progression lösbarer Problemstellungen eine sichere Studierfähigkeit zu erreichen.

    Praktisch umgesetzt wird dies beispielsweise durch die zweisemestrige Einbindung der Kollegiaten und von Dozenten des Studienkollegs in das Grundstudium der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Heidelberg. Während im ersten Semester noch die sprachlichen und fachlichen Grundlagen geschaffen werden, beginnt im zweiten Semester - dem Prüfungssemester des Studienkollegs - die eigentliche Verschränkungsphase. Parallel zum Kolleg steht die Teilnahme an Vorlesungen und Übungen auf dem Programm. "Die Studierenden können auf der Basis einer "Freischussregelung" an Klausuren propädeutischer Fächer des Grundstudiums teilnehmen - und im Fall des Bestehens werden die Leistungen für das Vordiplom anerkannt. Somit führt der Studienkollegbesuch keinesfalls zu einer Studienzeitverlängerung, wie immer wieder kritisiert wird, sondern ganz im Gegenteil zu einer Verkürzung!"

    Dr. Horst Hornig, der die Ergebnisse des Modellversuchs vor vier Jahren in seiner Dissertation "Hochschuldidaktische Konzeptionen zur Erreichung der Studierfähigkeit ausländischer Studienbewerber - dargestellt an Beispielen interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und dem Studienkolleg Heidelberg" dokumentierte, ist vom Erfolg dieses Modells überzeugt. "Möglich wurde das Projekt aber nur, weil sich die Leitung und die Mitarbeiter des Internationalen Studienzentrums, die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Heidelberg und das Akademische Auslandsamt der Universität Heidelberg der Verantwortung für ausländische Studierende bewusst waren und mir stets hilfreich zur Seite standen", so Dr. Hornig. "Natürlich sind viele Studenten, die in die Gruppe II eingestuft werden, zunächst einmal frustriert. Immerhin bedeutet die Teilnahme an den Kursen einen nicht unerheblichen Mehraufwand. Doch schlägt diese Frustration spätestens mit den ersten Erfolgen ins Gegenteil um - meist erledigen diese Kollegiaten - pro Semester sind es circa 20 - das restliche Studium wesentlich besser, als sie es sich selbst zugetraut hätten. Und die Tatsache, dass die nach einem erfolgreichen Freischussversuch ausgestellten Scheine problemlos in ganz Baden-Württemberg anerkannt werden, macht die Sache noch attraktiver." Dr. Hornig schlug sogar vor, dieses Modell auch auf deutsche Studienbewerber auszudehnen, um die hohen Abbrecherquoten deutscher Studierender zu senken.

    Das Internationale Studienzentrum (ISZ) ist eine Zentrale Einrichtung der Universität Heidelberg. Es hat das Ziel, ausländische Studierende sprachlich und fachlich auf ein Studium in Deutschland vorzubereiten. Am ISZ können auch studienvorbereitende und studienbegleitende Deutschkurse unterschiedlichen Niveaus besucht sowie ausländische Studienbewerber auf die "Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang ausländischer Studienbewerber" (DSH) und die "Feststellungsprüfung im Studienkolleg" vorbereitet und diese Prüfungen abgelegt werden. Weiterhin werden Orientierungshilfen für das Studium in Heidelberg und an anderen deutschen Universitäten angeboten sowie Kurse zu Themen der deutschen Geschichte und Kultur sowie der sozialen und wirtschaftlichen Struktur Deutschlands mit Exkursionen durchgeführt. Die Teilnehmer an den Kursen des Internationalen Studienzentrums sind ordentliche Studierende der Universität Heidelberg.
    Heiko P. Wacker

    Rückfragen bitte an:
    Kolleg für deutsche Sprache und Kultur,
    Max-Weber-Haus,
    Ziegelhäuser Landstraße 17,
    69117 Heidelberg
    Tel. +49 (0) 6221 457410, Fax 457430
    t94@ix.urz.uni-heidelberg.de

    Studienkolleg,
    Im Neuenheimer Feld 684,
    69120 Heidelberg
    Tel. +49 (0) 6221 545940, Fax 545942
    studienkolleg@urz.uni-heidelberg.de

    Rückfragen von Journalisten auch an:
    Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de

    und
    Irene Thewalt
    presse@rektorat.uni-heidelberg.de


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    transregional, national
    Science policy, Studies and teaching
    German


     

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