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09/11/2024 12:54

„Ist die Wende zu Ende?“

Stefanie Terp Stabsstelle Kommunikation, Events und Alumni
Technische Universität Berlin

    Dr. Mathias Berek über die gleichnamige Erinnerungswerkstatt, die Deutungshoheit über die Wendezeit, Defizite in der Erinnerungskultur und was die 1990er-Jahre über das Wahlverhalten im Osten erzählen

    Nach Stationen in Spremberg, Apolda, Nordhausen, Bautzen und Freital ist die Erinnerungswerkstatt „Ist die Wende zu Ende? Ausstellung, Erinnerung, Gespräche“ nun an ihrer letzten Station im brandenburgischen Strausberg angekommen. Auf Tafeln und an Hörstationen werden Geschichten von Menschen erzählt, deren Erfahrungen aus der Wende- und Nachwendezeit in der Erinnerungskultur bislang eher marginalisiert sind – ehemalige Vertragsarbeiterinnen, Jüdinnen und Juden, Linke und Aktivist*innen, die gegen die Abwicklung ostdeutscher Betriebe kämpften.

    Interessierte sind herzlich willkommen; der Eintritt ist frei:

    Zeit: bis 20. September 2024
    Ort: Markt 16/17, 15344 Strausberg

    Die jeweiligen Öffnungszeiten und das Begleitprogramm sind zu finden unter: https://www.solidaritaetsgeschichten.de/ist-die-wende-zu-ende/strausberg/

    „Die Wanderausstellung beruht auf unserem Forschungsprojekt ‚Zusammenhalt und Ressentiment in Krisenzeiten: Erinnerungen an die Wende- und Nachwende-Zeit im Ost-West-Vergleich‘, in dessen Rahmen circa 50 Interviews geführt worden sind mit Menschen, die von den Transformationen der Wendezeit betroffen waren, aber sie auch mitgestaltet haben, und die von ihren Hoffnungen, Umbrüchen, Enttäuschungen und ihrem Engagement berichten“, sagt der Kulturwissenschaftler Dr. Mathias Berek, der das Projekt zusammen mit Dr. Felix Axster wissenschaftlich und organisatorisch leitet und am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin lehrt und forscht. Angesiedelt ist das Vorhaben am Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt, einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierten, bundesweiten Verbund, dessen Berliner Standort das Zentrum für Antisemitismusforschung ist.

    Ein wichtiger Teil der Erinnerungswerkstatt ist es, mit den Besucherinnen und Besuchern ins Gespräch zu kommen und ihnen die Möglichkeit zu geben, auch über ihre Erfahrungen zu berichten. Dafür wurde das künstlerische Team „Zurück in die Zukunft“ mit Anna Stiede und Hans Narva eingebunden, das musikalische Salons gestaltet und das Gespräch mit den Ausstellungsbesuchenden sucht. Auch deren Erzählungen werden dokumentiert, sodass nach und nach ein Archiv von Wende-Erinnerungen entsteht. Ein eigener Raum in der Ausstellung „VEB Museum“ des Deutschen Hygienemuseums in Dresden bündelt die Stimmen aus den Stationen der Erinnerungswerkstatt.

    Wer nicht ins Mikrofon sprechen will, kann auch die in der Ausstellung ausgelegten Postkarten ausfüllen, die mit Fragen versehen sind wie „Welche Hoffnungen verbanden Sie mit der Wende?“, „Welche Umbrüche haben Sie erlebt?“, „Konnten Sie während der Wende etwas bewirken?“ und „Haben Sie während der Wende Ohnmacht erlebt?“. Da ist unter anderem zu lesen: „Ich war schockiert, was sich unter uns Menschen abgespielt hat. Fast alle Freundschaften zerbrochen, das Böse nimmt seinen Lauf. Scheiß Kapitalismus.“. Ein anderer schreibt „Hauptberuf – Gast im eigenen Leben“ und eine dritte Stimme fragt: „Ohnmacht? Nein! Freiheit! Endlich keine Halstücher und Appelle mehr. Ich war erst 9 Jahre alt und habe trotzdem spüren können, dass wir nun freier sind. Warum wollen so viele nun wieder zurück?“

    Ein wichtiges Ziel des Forschungsprojektes und der Erinnerungswerkstatt sei es, der polarisierten Erinnerung zwischen erfolgreicher Wiedervereinigung und misslungener Wende Differenzierungen hinzuzufügen und herauszufiltern, welche Erfahrungen der 1990er-Jahre – gute wie schlechte – für heute relevant seien, so Dr. Mathias Berek im Interview.

    Jetzt das ausführliche Interview lesen mit Dr. Mathias Berek über die Deutungshoheit der Wende- und Nachwendezeit, Defizite in der Erinnerungskultur und was die 1990er-Jahre über heutiges Wahlverhalten im Osten Deutschlands erzählen: https://www.tu.berlin/go269806/

    Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
    Dr. Mathias Berek
    TU Berlin
    Zentrum für Antisemitismusforschung
    Tel.: 030/314-70250
    E-Mail: berek@tu-berlin.de


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    Criteria of this press release:
    Journalists
    History / archaeology
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
    German


     

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