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10/25/2024 10:04

DIfE feiert 30 Jahre EPIC-Potsdam-Studie

Dr. Ina Henkel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke

    Am 21. Oktober 2024 fand am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) ein feierliches Symposium anlässlich des 30-jährigen Bestehens der EPIC-Potsdam-Studie statt. Die auch als Brandenburger Ernährungs- und Krebsstudie bekannte und 27.548 Teilnehmende umfassende prospektive Kohortenstudie spielt mit ihren seit 1994 gewonnenen Erkenntnissen eine bedeutende Rolle für die weltweite Ernährungsforschung. Das Symposium bot einen spannenden Rückblick auf drei Jahrzehnte erfolgreicher Forschung, präsentierte Meilensteine und Zukunftspläne und gab Einblicke in beeindruckende Karrierewege von ehemaligen und aktuellen Wissenschaftler*innen.

    Eine einzigartige Erfolgsgeschichte

    Die European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC)-Potsdam-Studie, die als Teil der europäischen EPIC-Kohortenstudie zur Erforschung von Krebs und anderen chronischen Krankheiten initiiert wurde, steht beispielhaft für nachhaltige Ernährungs- und Präventionsforschung.

    In seiner Eröffnungsrede verdeutlichte der wissenschaftliche Vorstand des DIfE, Prof. Dr. Tilman Grune, wie sich die Studie seit ihren Anfängen im Jahr 1994 zu einer unverzichtbaren Datenbasis entwickelt hat, aus der die Forschenden wichtige Erkenntnisse zu den Zusammenhängen zwischen der Ernährung, dem Lebensstil und dem Auftreten von z. B. Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Typ-2-Diabetes gewinnen.

    „Dass die EPIC-Potsdam-Studie Erfolgsgeschichte schreibt, verdanken wir nicht nur unseren treuen Studienteilnehmenden, sondern auch unseren engagierten Mitarbeitenden und allen Fördermittelgebern, welche die notwendige Finanzierung sicherstellen“, betonte Grune in seiner Rede.

    Ferner würdigte er sowohl die visionäre Arbeit von apl. Prof. Dr. Heiner Boeing, der als "Vater" der EPIC-Potsdam-Studie gilt, als auch die erfolgreiche Fortführung dieser Pionierarbeit durch Prof. Dr. Matthias Schulze, der die Leitung der Studie 2019 übernahm. Ihr gemeinsames Wirken hat es ermöglicht, die Kohortenstudie als festen Bestandteil der Gesundheitsforschung in Deutschland zu etablieren.

    Die administrative Vorständin, Dr. Birgit Schröder-Smeibidl, hob zudem die kontinuierliche Entwicklung des Humanstudienzentrums und die zentrale Bedeutung seiner Dienstleistungen und Infrastruktur für die EPIC-Potsdam-Studie hervor. „Mit dem Neubau des Gerty-Cori-Hauses erhielten das Untersuchungszentrum und die Biobank adäquate und technisch modernste Räumlichkeiten, ein enormer Mehrwert für alle Humanstudien, aber insbesondere für EPIC-Potsdam. Mein herzlicher Dank gilt allen, die im Humanstudienzentrum mit hohem Engagement und Expertise gearbeitet haben beziehungsweise heute arbeiten“, so Schröder-Smeibidl.

    Partnerschaft für die Zukunft

    Ein Highlight des Vormittags war die Laudatio von Prof. Dr. Annette Schürmann, die in ihrer Funktion als Vorständin des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) nicht nur die wissenschaftlichen Erfolge der EPIC-Potsdam-Studie lobte, sondern auch die strategische Partnerschaft zwischen dem DZD und dem DIfE. „Die EPIC-Potsdam-Studie ist ein unglaublicher Schatz für die Diabetesforschung mit großem Potential. Die bisher rund 130 DZD-Publikationen mit Daten der EPIC-Potsdam-Studie sprechen für sich“, resümierte Schürmann. Insbesondere der am DIfE entwickelte Deutsche Diabetes-Risiko-Test sei ein wertvolles Ergebnis für die DZD-Forschung auf dem Weg zu einer Zukunft ohne Diabetes.

    Studienteilnehmende im Mittelpunkt

    Ein zentraler Bestandteil des Tages war der Austausch zwischen ehemaligen und aktuellen Mitarbeitenden der EPIC-Potsdam-Studie. Im Mittelpunkt standen neben den persönlichen Erinnerungen auch die inhaltliche Auseinandersetzung mit der beruflichen Entwicklung, die durch die Arbeit an der Studie möglich war.

    Den Auftakt machte Prof. Dr. Anja Kroke, die in den Anfangsjahren der Studie maßgeblich am Aufbau beteiligt war. Sie schilderte, wie wichtig eine solche Kohortenstudie für die langfristige Risikoabschätzung und die Entwicklung wissenschaftlich fundierter Ernährungsempfehlungen auf Grundlage belastbarer Daten sei.

    Auch Prof. Dr. Matthias Schulze, Leiter der Abteilung Molekulare Epidemiologie und aktueller Studienleiter, ließ die vergangenen Jahrzehnte Revue passieren und gab einen Ausblick auf zukünftige Herausforderungen. Er betonte die Bedeutung der 4.500 Teilnehmende umfassenden Substudie EPIC-DZD, die als Nachfolgeuntersuchung der EPIC-Potsdam-Studie seit 2014 durch die Förderung des DZD möglich ist. Außerdem stellte er die Bedeutung der EPIC-Potsdam-Studie als Teil der nationalen Forschungsdateninfrastruktur NFDI4Health heraus. Es sei wichtig, die Daten zu harmonisieren und zu standardisieren, um sie für kommende Forschungsprojekte noch besser nutzbar zu machen.

    Auch er dankte allen Beteiligten für ihr Engagement und hob besonders die Bedeutung der Proband*innen hervor. „Ich habe höchsten Respekt davor, dass sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über Jahrzehnte hinweg unserer Studie verschrieben haben und wir in allen Nachbeobachtungen eine bemerkenswerte Rücklaufquote verzeichnen konnten.“

    Nachhaltige Wirkung und neue Impulse

    Es folgten weitere Beiträge ehemaliger Wissenschaftler*innen der EPIC-Potsdam-Studie, die zeigten, wie die Arbeit an der Studie ihre Karrieren geprägt hat und welche Themen sie heute erforschen. Die Vorträge behandelten ein breites Themenspektrum – von der Identifizierung von Biomarkern zur Prävention chronischer Krankheiten, über präzisere Ansätze in der ernährungsbasierten Krankheitsprävention durch Metabolomics oder Lipidomics, bis hin zu Ernährungserhebungen in Regionen wie sub-Sahara Afrika. Zudem wurden praxisnahe Ansätze, wie die stetige Entwicklung der Risiko-Tests am DIfE, vorgestellt. Alle Präsentationen verdeutlichten die nachhaltige Wirkung der EPIC-Daten auf die individuelle Forschung und internationale Zusammenarbeit.

    Abschluss und Ausklang

    Den Abschluss des Symposiums bildeten vier Vorträge aktueller DIfE-Wissenschaftler*innen, die ihre neuesten Projekte basierend auf den umfassenden EPIC-Daten präsentierten. Diese spannenden Einblicke in die Forschung unterschiedlicher Abteilungen zeigten, wie die Studiendaten die DIfE-Forschung weiterhin vorantreiben und zur Prävention chronischer Erkrankungen beitragen.

    Im Anschluss fand ein entspanntes Get-together statt. Hier konnten sich die Gäste bei einem Quiz spielerisch mit der Geschichte der EPIC-Potsdam-Studie auseinandersetzen und bei einer kurzweiligen Bildershow in Erinnerungen aus drei ereignisreichen Studienjahrzehnten schwelgen.

    Hintergrundinformationen zur EPIC-Potsdam-Studie

    Die European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC)-Potsdam-Studie, auch als Brandenburger Ernährungs- und Krebsstudie (BEK) bekannt, ist eine bevölkerungsbasierte prospektive Kohortenstudie und Teil der EPIC-Studie, die Anfang der 1990-er Jahre im EU-Programm „Europa gegen den Krebs“ initiiert wurde. Ziel der EPIC-Studie ist die Untersuchung der Beziehungen zwischen Ernährung, Ernährungsstatus, Lebensstil und Umweltfaktoren sowie dem Auftreten von Krebs und anderen chronischen Krankheiten wie z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes.

    Die EPIC-Potsdam-Studienkohorte umfasst 27.548 Teilnehmende. Das sind circa 5 Prozent der gesamten EPIC-Kohorte mit rund 521.000 Teilnehmenden. Die 16.644 Brandenburgerinnen waren zu Studienbeginn überwiegend zwischen 35 und 64 Jahre alt und die 10.904 Brandenburger waren hauptsächlich im Alter von 40 bis 64 Jahren.

    Die EPIC-Potsdam-Studie dient mit ihrer umfangreichen Datenbasis als Grundlage für bevölkerungsbasierte epidemiologische Forschung am DIfE. Die Forschungsergebnisse tragen dazu bei, die wissenschaftliche Grundlage für mögliche Präventionsmaßnahmen zu schaffen und die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern. Aus den gewonnenen Daten konnten bisher u. a. zwei nicht-invasive Risiko-Tests generiert werden, die das individuelle Risiko ermitteln, innerhalb der nächsten zehn Jahre an einem Typ-2-Diabetes (DIfE – Deutscher Diabetes-Risiko Test®) oder Herzinfarkt und Schlaganfall (Herz-Kreislauf-Erkrankungs-Risiko-Test) zu erkranken.

    Die EPIC-Potsdam-Studie wurde bis 2019 von apl. Prof. Dr. Heiner Boeing geleitet. Anfang 2019 hat Prof. Dr. Matthias Schulze, Leiter der Abteilung Molekulare Epidemiologie, die wissenschaftliche Leitung der Studie übernommen.

    Studiendesign
    In einer prospektiven Kohortenstudie wie EPIC-Potsdam, wird eine Gruppe von zunächst gesunden Menschen auf bestimmte Expositionsmerkmale, wie z. B. das Ernährungsverhalten, untersucht. Über einen längeren Zeitraum werden die Studienteilnehmenden dann hinsichtlich des Auftretens von Erkrankungen beobachtet. Der Vorteil dieser Studienform besteht darin, dass Risikofaktoren bereits vor dem Auftreten einer Erkrankung erfasst werden und daher nicht Folge der Erkrankung sein können.

    Basisuntersuchung
    Zwischen 1994 und 1998 wurden potentielle Studienteilnehmende nach einem Zufallsverfahren aus den Einwohnermelderegistern von Potsdam und Umgebung gezogen und angeschrieben. Die Teilnehmenden wurden ins damalige Studienzentrum im Gesundheitsamt Potsdam eingeladen, umfangreich untersucht (z. B. Blutdruckmessung und Bestimmung der Körpermaße) sowie zu ihren Ernährungsgewohnheiten und ihrem Lebensstil befragt. Weiterhin wurden 30 ml Blut entnommen, fraktioniert und in mehreren Portionen bei -196°C in Flüssigstickstoff für spätere Analysen eingefroren.

    Nachbeobachtung
    Im nachfolgenden Studienzeitraum, der sogenannten „Nachbeobachtung“, wurden die Studienteilnehmenden bislang sechs Mal postalisch gebeten, Fragebogen zu ihren Ernährungsgewohnheiten und ihrem Lebensstil auszufüllen und inzwischen aufgetretene Erkrankungen mitzuteilen. Die Selbstangaben zu den Erkrankungen werden dann mit Hilfe von medizinischen Unterlagen, Registern oder Ärzten bestätigt und präzisiert. Bislang erfolgten sechs postalische Befragungsrunden mit einer Rücklaufquote von mindestens 80 Prozent.

    Durch die Förderung innerhalb des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) konnten von 2014 bis 2020 circa 4.500 Teilnehmende erneut ins Studienzentrum am DIfE zu einer umfangreichen Nachfolgeuntersuchung („EPIC-DZD“) eingeladen werden. Zu den Untersuchungen zählen z. B. eine detaillierte Ernährungserhebung mittels standardisierter Ernährungsfragebogen, anthropometrische Messungen (u. a. Größe, Gewicht, Taillen- und Hüftumfang), Ultraschalluntersuchungen des Bauchfetts, die Erfassung körperlicher Aktivität und Leistungsmerkmale, die Prüfung der geistigen Funktionen und die Sammlung biologischer Proben wie z. B. Blut, Urin und Stuhl. Aktuell läuft eine zweite Nachbeobachtungsphase, mit dem Ziel, rund 1.800 Teilnehmende der EPIC-DZD-Kohorte erneut zu untersuchen. Die Nachbeobachtung der Studienteilnehmenden, die Verwahrung der rund 1 Million EPIC-Bioproben sowie das Datenmanagement werden durch das Humanstudienzentrum des DIfE betreut.

    Finazierung
    Finanziert wird die EPIC-Potsdam-Studie seit ihrem Bestehen aus öffentlichen Geldern. Diese erhält das DIfE vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und vom Land Brandenburg (MWFK). Weitere Förderung erhielt das DIfE von der Europäischen Kommission für die Rekrutierung der Studienteilnehmenden sowie von der Deutschen Krebshilfe und der Europäischen Union für die Nachbeobachtung der EPIC-Potsdam-Kohorte. Die Integration der EPIC-Potsdam Studie in eine Nationale Forschungsdateninfrastruktur für personenbezogene Gesundheitsdaten (NFDI4Health) wird durch die DFG gefördert. Weitere projektbezogene Fördergelder kommen u. a. vom BMBF, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Europäischen Union (EU-Rahmenprogramme).


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Matthias Schulze
    Leiter der EPIC-Potsdam-Studie
    Tel.: 033 200 88 - 2434
    E-Mail: mschulze@dife.de


    More information:

    https://www.dife.de/news/veranstaltungen/30-jahre-epic-potsdam-studie/ Weitere Informationen zum Symposium


    Images

    Die Symposiumsreferent*innen (v. l. n. r.): Prof. Dr. Matthias Schulze, Prof. Dr. Krasimira Aleksandrova, Prof. Dr. Ina Danquah, Prof. Dr. Anja Kroke und Assist. Prof. Dr. Clemens Wittenbecher
    Die Symposiumsreferent*innen (v. l. n. r.): Prof. Dr. Matthias Schulze, Prof. Dr. Krasimira Aleksand ...
    Carolin Schrandt
    DIfE


    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research projects, Scientific conferences
    German


     

    Die Symposiumsreferent*innen (v. l. n. r.): Prof. Dr. Matthias Schulze, Prof. Dr. Krasimira Aleksandrova, Prof. Dr. Ina Danquah, Prof. Dr. Anja Kroke und Assist. Prof. Dr. Clemens Wittenbecher


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