Er hat die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS) geprägt wie kein Zweiter: Nach 16 Jahren im Amt hat die H-BRS gestern (Montag, 28. Oktober 2024) feierlich Hochschulpräsident Hartmut Ihne in den Ruhestand verabschiedet. Laudatoren waren Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Professor Dr. Dr. h.c. Michael Hoch (Rektor der Uni Bonn) und Professor Hans-Hennig von Grünberg (Uni Potsdam). Rund 400 Weggefährten und Gäste aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft sowie der H-BRS nahmen an dem emotionalen Festakt im Audimax in Sankt Augustin teil.
„Mit der Verabschiedung von Prof. Dr. Hartmut Ihne geht eine Ära zu Ende. 16 Jahre lang hat er mit Weitsicht, Durchsetzungskraft und Haltung die Geschicke der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg entscheidend mitgeprägt“, würdigte ihn Wissenschaftsministerin Ina Brandes. „In seiner Amtszeit hat er die Hochschule international aufgestellt, thematisch auf die Höhe der Zeit gebracht und sich mit seinen Kolleginnen und Kollegen mit Nachdruck für das Promotionsrecht für Hochschulen für Angewandte Wissenschaften erfolgreich eingesetzt.“ Mit Blick auf das Promotionskolleg der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in NRW fügte sie hinzu: „Zum Glück bleibt uns Professor Dr. Ihne auch im Un-Ruhestand erhalten. Lieber Herr Professor Ihne, ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit mit Ihnen im Vorstand des Promotionskollegs NRW.“
Der Bonner Uni-Rektor Michael Hoch betonte die gute Zusammenarbeit zwischen Uni und H-BRS. „Das ist das, was uns in der Region stark macht“, sagte er. Die H-BRS habe seit ihrer Gründung eine phantastische Entwicklung gemacht. Das zeige sich zum Beispiel in den stark angestiegenen Studierendenzahlen oder den innovativen Studiengängen. „Das ist natürlich auch wesentlich auf die Präsidentschaft von Hartmut Ihne zurückzuführen“, so Hoch. Krisen wie die Pandemie oder die Flutkatastrophe am Campus Rheinbach habe er erfolgreich bewältigt. Er sei ein sehr guter Stratege. Zudem habe er immer auf neue Themen gesetzt – wie die Nachhaltigkeit, die Künstliche Intelligenz oder die Digitalisierung.
Sehr persönliche Worte für Hartmut Ihne fand sein langjähriger Weggefährte Hans-Hennig von Grünberg (Professor an der Uni Potsdam und ehemaliger Präsident der Hochschule Niederrhein). Ihne sei jemand, der die Richtung anzeige und Menschen begeistern könne, lobte er mit Blick auf Ihnes Rolle bei der Erlangung des eigenständigen Promotionsrechts für die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) vor zwei Jahren. „Dass es zu der Gründung dieser Institution kam, ist ein Meilenstein in der Geschichte der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften und dieser Meilenstein hat viel mit dem Wirken von Hartmut Ihne zu tun. Und mit seiner besonderen Fähigkeit, die Politik in Land und Bund zu beatmen“, wie von Grünberg es ausdrückte. Aber er sprach auch über den privaten Hartmut Ihne, der Stil habe in Kleidung, Habitus, Bildung und Sprache, der zugleich heimatverbundener Karnevalist sei und internationaler Denker, der seinen Kant verinnerlicht habe.
In Grußworten würdigten den scheidenden Hochschulpräsidenten die Vorsitzende des Hochschulrates, Sylvie Hambloch-Gesinn, der Senatsvorsitzende Professor Dr. Andreas Gadatsch , Kanzlerin Angela Fischer, die ehemalige AStA-Vorsitzende Masharika Zamil für die Studierenden, der Vorsitzende der Hochschulgesellschaft, Stefan Raetz, und der CDU-Politiker Axel Voss (Mitglied im Europäischen Parlament). „Analyse, Beharrlichkeit, Resilienz, Blick für das Wesentliche und nicht zuletzt Visionsfähigkeit zeichnen Herrn Ihne aus – und sein Handeln, immer freundlich und humorvoll“, sagte etwa Sylvie Hambloch-Gesinn. „Hartmut Ihne war stets ein Visionär, der es verstand, Menschen und Themen erfolgreich zusammenzubringen“, betonte Angela Fischer. „Er hatte stets ein offenes Ohr für uns Studierende“, sagte Masharika Zamil.
Wie wichtig die H-BRS für die Region ist, zeigte sich in einer kleinen Gesprächsrunde von Moderatorin Sybille Schütt mit der Bonner Oberbürgermeisterin Katja Dörner und dem Landrat des Rhein-Sieg-Kreises, Sebastian Schuster. Ihne sei eine extrem prägende Figur für die Hochschule und darüber hinaus die Wissenschaftsregion Bonn-Rhein-Sieg gewesen, waren sich beide einig.
Die Hochschule hatte die Verabschiedung mit „Danke, Hartmut Ihne!“ überschrieben. „Der Abschied von etwas so Bedeutsamen wie die über viele Jahre vertraute Arbeit hat eine besondere, existenzielle Dimension“, sagte Ihne selbst. Der Abschied habe vielfältige Facetten, und die wichtigste Facette sei hier der Dank an die Menschen, mit denen man über lange Zeit in der Arbeit an einem komplexen Werk verbunden sei. Und so gab der scheidende Hochschulpräsident den Dank in seiner Rede zurück – den Laudatoren, der Hochschulgemeinde und den Vertreterinnen und Vertretern der Region, der Landes- und der Bundesebene.
Hochschule sei etwas ganz Wunderbares, so Ihne weiter. „Ich habe es immer als Privileg empfunden, in der Wissenschaft arbeiten zu können. So viele kluge, fähige Menschen, allen Alters, aller Geschlechter, aller Herkünfte, aller Wissensrichtungen! Eine inspirierende, bunte Welt der Ideen und Visionen, der Diskurse und Erkenntnisse! Und großer Freiheiten. Immer ein Hauch von Zukunft“, sagte er. „Ich empfinde große Dankbarkeit für das, was ich tun konnte und tun durfte.“
Die zweieinhalbstündige Festveranstaltung bereicherten „Die drei Faltigen“ musikalisch und der Schauspieler Hanno Friedrich mit drei Gedichtrezitationen.
Zum Hintergrund:
Professor Dr. Hartmut Ihne ist seit 16 Jahren Präsident der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Er hat sein Amt am 1. November 2008 als erster Präsident der H-BRS angetreten, als Nachfolger von Gründungsrektor Wulf Fischer. Während seiner Amtszeit entwickelte Ihne die H-BRS erfolgreich weiter und prägte sie stark. Er steht für die Entwicklung von der Fachhochschule hin zu einer sehr forschungsstarken Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW). Dieser Wandel drückt sich auch in der Verleihung des eigenständigen Promotionsrechts für das Promotionskolleg (PK) NRW aus, einer Einrichtung der nordrhein-westfälischen HAW. Hartmut Ihne hat dafür lange gekämpft – und er wird diese Entwicklung als Vorstandsmitglied im PK NRW auch weiter begleiten. In Ihnes Amtszeit wuchs die H-BRS stark. 2008 gab es weniger als 5000 Studierende, heute sind es etwa 9000. Das Studienangebot wurde deutlich erweitert, inzwischen sind 41 Studiengänge an den drei Standorten Sankt Augustin, Rheinbach und Hennef im Angebot. Eine Herzensangelegenheit für den scheidenden Präsidenten ist das Thema Nachhaltigkeit, das er an der Hochschule frühzeitig etabliert und NRW-weit vorangetrieben hat. Er misst den angewandten Wissenschaften bei der Ausgestaltung der sozial-ökologischen Transformation eine wichtige Rolle zu. Ihne steht auch für die gesellschaftliche Verantwortung der Wissenschaft. Ende des Monats geht Hochschulpräsident Ihne nun in den Ruhestand. Seine Nachfolgerin an der Spitze der H-BRS ist die Wirtschaftswissenschaftlerin Marion Halfmann, die zuletzt als Professorin an der Hochschule Niederrhein arbeitete.
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Nathan Dreessen
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