idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
11/05/2024 10:28

Land unter im Küstenmoor – Rostocker Forschende untersuchen die Rolle gläserner Mikroalgen an unserer Ostseeküste

Dr. Kirstin Werner Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

    Forschende der Angewandten Ökologie und Phykologie der Universität Rostock haben mit einer neuen Studie zur Wiedervernässung eines Küstenmoores auf der Insel Rügen aufschlussreiche Erkenntnisse über die Rolle von Mikroalgen gewonnen. Insbesondere die Kieselalgen, eine Gruppe von Mikroalgen mit einer glasartigen Zellwand, erweisen sich als wertvolle Bioindikatoren, um die ökologischen Folgen von Überflutungen an der Ostseeküste besser zu verstehen.

    Küstenmoore sind für das ökologische Gleichgewicht an der Ostseeküste von großer Bedeutung: sie dienen als CO2-Speicher, bieten Schutz vor Hochwasser und beherbergen eine Vielzahl einzigartiger Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen. Ziel der Renaturierung von Küstenmooren, die häufig durch landwirtschaftliche Nutzung entwässert wurden, ist die Wiederherstellung dieser wertvollen Ökosysteme. Die im Jahr 2019 vom WWF und der Ostseestiftung initiierte Wiedervernässung des Küstenmoores „Polder Drammendorf“ im Südwesten der Insel Rügen, ermöglichte den Wissenschaftlern des Graduiertenkollegs Baltic TRANSCOAST der Universität Rostock nun eine detaillierte Analyse der Umweltveränderungen, die durch die Wiedervernässung in diesem Gebiet ausgelöst wurden.

    Unter der Leitung von Prof. Ulf Karsten untersuchte das Team die Mikroalgen-Gemeinschaften vor und nach der Überflutung. Dabei stand besonders das sogenannte Mikrophytobenthos im Fokus: Diese auf dem Gewässergrund lebenden Mikroalgen leisten bis zu 30 Prozent der Photosynthese in Küstenökosystemen und tragen maßgeblich zur ökologischen Stabilität von Sedimenten bei. Die Kieselalgen mit ihrer glasartigen, mineralisierten Zellwand spielen dabei eine zentrale Rolle: Sie reagieren empfindlich auf Umweltveränderungen und dienen so als Bioindikatoren, die Veränderungen im Lebensraum dokumentieren und interpretierbar machen. Die „Glasschalen“ der Kieselalgen, die nach der Wiedervernässung gesammelt und analysiert wurden, gaben detaillierte Hinweise auf die neuen Umweltbedingungen im wiedervernässten Moor.

    Die Studie zeigt, wie flexibel und anpassungsfähig Kieselalgen, auch bekannt unter dem Begriff Diatomeen, auf Überflutungen reagieren und wie gut sie Umweltveränderungen in dynamischen Küstensystemen abbilden können. „So konnten wir die Auswirkungen der Überflutung im Küstenmoor und im angrenzenden Kubitzer Bodden aufzeigen und eine hohe Artenvielfalt dokumentieren, darunter auch einige bisher unbekannte Arten“, so der Erstautor der Studie Dr. Konrad Schultz. „Die Ergebnisse zeigen auch, dass die Flutung zu dauerhaften Veränderungen in der Zusammensetzung des Mikrophytobenthos im Moor und sogar zu vorübergehenden Veränderungen im Bodden geführt hat.“

    „Unsere Ergebnisse liefern wichtige Einblicke in die ökologischen Veränderungen von Küstenmooren nach Wiedervernässung und tragen dazu bei, zukünftige Renaturierungsprojekte gezielter zu planen“, betont Prof. Karsten. „Durch ihre Anpassungsfähigkeit und ihre Rolle als Bioindikatoren leisten Kieselalgen einen wichtigen Beitrag zur Identifizierung der wichtigsten sich ändernden Umweltfaktoren, zum Küstenschutz und letztendlich zum Verständnis dieser empfindlichen und einzigartigen Ökosysteme.“

    Die Studie unterstreicht die Bedeutung der Kieselalgen nicht nur als faszinierende Mikroorganismen, sondern auch als zentrale Instrumente in der Küstenumweltforschung. Die gewonnenen Erkenntnisse sind ein wichtiger Schritt hin zu nachhaltigen Ansätzen im Küstenschutz und leisten einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung und Wiederherstellung der sensiblen Ostseeküsten-Ökosysteme.

    Die Ergebnisse der Arbeit wurden in der internationalen und renommierten Fachzeitschrift „Science of the Total Environment“ veröffentlicht.


    Contact for scientific information:

    Angewandte Ökologie und Phykologie
    Universität Rostock
    Dr. Konrad Schultz
    Konrad.schultz@uni-rostock.de
    Telefon: +49 381 498 6344


    Original publication:

    Link zur Studie:
    Schultz, K., Dreßler, M., Karsten, U., Mutinova, P.T., Prelle, L. R. (2024). Benthic diatom community response to the sudden rewetting of a coastal peatland. Science of The Total Environment, Vol. 995. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0048969724072103?via%3Dihub


    Images

    Lichtmikroskopische Aufnahme von Glasschalen verschiedener, einzelliger Kieselalgen
    Lichtmikroskopische Aufnahme von Glasschalen verschiedener, einzelliger Kieselalgen
    Konrad Schultz
    Universität Rostock


    Criteria of this press release:
    Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars, Students, Teachers and pupils, all interested persons
    Environment / ecology
    transregional, national
    Research results, Transfer of Science or Research
    German


     

    Lichtmikroskopische Aufnahme von Glasschalen verschiedener, einzelliger Kieselalgen


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).