idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
11/13/2024 10:40

Ohne Tiernutzung: Antikörper aus Algen für Schwangerschaftstests

Klaus Jongebloed Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

    Startup entwickelt neues Verfahren – DBU fördert

    Osnabrück. Es kommt nicht alltäglich vor, dass junge Startups aus Deutschland eine Neuheit mit branchenveränderndem Potential auf den Markt bringen. Doch genau das plant das aus der Universität Hannover heraus gegründete Unternehmen Phaeosynt mit ihren aus Kieselalgen gewonnenen Antikörpern für medizinische Diagnostik. Bisher ist die gesamte Branche dafür größtenteils auf tierische Zellen oder lebende Tiere angewiesen. Phaeosynt will das ändern. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Startup mit 125.000 Euro.

    „Aus ethischer Sicht unbedingt förderwürdig“

    „Die medizinische Biotechnologie ist ein hochinnovativer Bereich mit hohem, gesellschaftlichem Mehrwert, aber auch erheblichen Ressourcenaufwendungen“, erläutert Alexander Bonde. Der DBU-Generalsekretär weiter: „Das Umweltentlastungspotential des Konzepts von Phaeosynt ist erheblich, auch aus ethischer Sicht ist das Verfahren unbedingt förderwürdig.“ Das Unternehmen fokussiert sich laut Gründerteam Stephanie Pfeil-Coenen, Dr. Alina Eilers und Stas Hans auf die Herstellung artfremder Proteine in Kieselalgen; meistens handelt es sich dabei um Antikörper. Diese werden häufig in der medizinischen Diagnostik eingesetzt. Zu den bekanntesten Beispielen einer solchen Nutzung zählen die während der Corona-Pandemie eingeführten Covid-19-Schnelltests, aber auch Schwangerschaftstests.

    Pflanzliche Alternative spart Ressourcen, Energie und Platz

    Aktuell wird nach Phaeosynt-Angaben ein Großteil der benötigten Antikörper mithilfe tierischer Zellen hergestellt. „Wir lösen mit unseren Antikörpern aus Kieselalgen gleich mehrere Probleme der bisherigen Produktion“, so Eilers. Zunächst benötigen demnach tierische Zellkulturen für die Züchtung zur Antikörpergewinnung erheblich mehr Ressourcen, Energie und Platz als ihre pflanzlichen Pendants. „Diese gedeihen schon bei niedrigeren Temperaturen, nämlich 20 statt üblicherweise 37 Grad Celsius, und haben somit weniger Energiebedarf“, erläutert Eilers. Zudem sei die Algenkultivierung wesentlich simpler und robuster.

    Ziel des Startups: Antikörperproduktion ohne Rückgriff auf Tiere

    „Noch immer werden einige diagnostische Antikörper in lebendigen Tieren gezüchtet“, erklärt Eilers einen weiteren Nachteil der aktuellen Produktionsstandards. Dies betrifft zunächst polyklonale Antikörper, die nach Immunisierung eines Tieres aus der Blutbahn entnommen werden. Dieser Tierversuch bildet laut Eilers oft den ersten Schritt jedes tierisch produzierten Antikörpers. Eine weitere Methode funktioniere mithilfe von im Bauchraum platzierten Krebszellen, die wiederum die gewünschten Antikörper generieren. Nach mehrfacher Gewinnung der Antikörper sterben laut Eilers die Tiere aufgrund der Größe der Tumore. Das Verfahren sei zwar innerhalb der Europäischen Union (EU) noch mit Sondergenehmigung zulässig, überwiegend finde eine derartige Antikörperproduktion jedoch in Asien statt. Durch eine pflanzliche Alternative ist man für diese Antikörperproduktion nicht mehr auf Tiere angewiesen. Auch zusätzliche Transportkosten sowie der erhebliche Ressourcenverbrauch für allein wegen Antikörpergewinnung gehaltene Tiere könnten eingespart werden. „Für uns ist das Projekt deshalb sowohl ethisch als auch marktwirtschaftlich ein großer Gewinn“, so Eilers.

    Erster tierversuchsfreier Schwangerschaftstest in Planung

    Die Firma plant, sich auf die Herstellung solcher Antikörper zu spezialisieren, zwei Patente sind bereits eingereicht. Für mehr Sichtbarkeit ihrer Technologie will Phaeosynt zunächst den ersten veganen und tierversuchsfreien Schwangerschaftstest auf Basis von Kieselalgen auf den Markt bringen. Dazu bestehe eine Kooperation mit der Weimarer Firma Senova, die die Herstellung der Tests aus Biokunststoff übernimmt. Dies ist laut dem zuständigen DBU-Referenten Dr. Hans-Christian Schaefer jedoch nur der erste Schritt. „Die medizinische Diagnostik ist besonders abseits solcher verbrauchernahen Produkte ein riesiges Feld. Die DBU-Förderung kann zur Etablierung von Phaeosynt am Markt beitragen – zum Nutzen von Krankenhäusern, Laboren und zuliefernden Unternehmen.“

    „Musterbeispiel für umweltfreundliche Biotechnologie“

    Das junge Startup hat laut Schaefer besonders in zwei Aspekten überzeugt: Neben der forschungsbasierten Expertise besäßen die Verantwortlichen einen guten Sinn für das Marktgeschehen. Dies zeige die Idee des tierversuchsfreien Schwangerschaftstests als Einstiegsprodukt. „Mit der guten Mischung aus Praxis- und Forschungsnähe ist Phaeosynt ein Musterbeispiel für umweltfreundliche Biotechnologie“, so Schaefer.


    More information:

    https://www.dbu.de/news/ohne-tiernutzung-antikoerper-aus-algen-fuer-schwangersch... Online-Pressemitteilung


    Images

    Vom Labor in den Markt: Das Startup Phaeosynt will aus Kieselalgenkulturen produzierte Antikörper unter anderem in Schwangerschaftstests einsetzen. Das ist umweltentlastend und vermeidet Tierversuche.
    Vom Labor in den Markt: Das Startup Phaeosynt will aus Kieselalgenkulturen produzierte Antikörper un ...

    Phaeosynt GmbH


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, Environment / ecology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research projects
    German


     

    Vom Labor in den Markt: Das Startup Phaeosynt will aus Kieselalgenkulturen produzierte Antikörper unter anderem in Schwangerschaftstests einsetzen. Das ist umweltentlastend und vermeidet Tierversuche.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).