Morteza Azimi beim Akademischen Festakt der JLU ausgezeichnet
Der afghanische Doktorand Morteza Azimi ist beim Akademischen Festakt der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) mit dem DAAD-Preis für internationale Studierende ausgezeichnet worden. Die Präsidialkommission folgte damit der Empfehlung von Prof. Dr. Jörn Ahrens vom Institut für Soziologie. „Unter schwierigen Bedingungen hat er nicht nur auf beeindruckende Weise sein von mir betreutes Promotionsprojekt entworfen und bis heute fast bis zur Abgabe gebracht, sondern hat sich auch fortwährend um andere gekümmert und sich gesellschaftlich engagiert“, begründete Prof. Ahrens seinen Vorschlag. Der DAAD-Preis für hervorragende Leistungen internationaler Studierender an den deutschen Hochschulen ist mit 1.000 Euro dotiert. Er soll dazu beitragen, den zahlreichen internationalen Studierenden in Deutschland ein Gesicht zu geben und sie mit Geschichten zu verbinden.
Im Fall von Morteza Azimi dürfte die Geschichte besonders ungewöhnlich sein: Im Jahr 2017 kam er gemeinsam mit seiner Frau Sosan aus Afghanistan nach Deutschland. Zuvor hatte er in Teheran sein Studium absolviert und auch bereits als Lehrer gearbeitet. Allerdings bietet der Iran afghanischen Geflüchteten kaum eine Perspektive, und auch die Rückkehr nach Afghanistan war der Familie verwehrt, weshalb die beiden sich gezwungen sahen, ihre Flucht fortzusetzen.
Bald nach seiner Ankunft in Deutschland hat Morteza Azimi auf eine Ausschreibung des Gießener Graduiertenzentrums GCSC reagiert. Unter den schwierigen Bedingungen einer überfüllten Unterkunft für Geflüchtete und mit nur begrenztem Zugriff auf akademische Ressourcen ist es ihm gelungen, ein Forschungsproposal zu erarbeiten, auf dessen Grundlage er innerhalb eines hochkompetitiven Auswahlverfahrens zunächst das Angebot für eine Mitgliedschaft am GCSC sowie im Anschluss ein Promotionsstipendium der JLU erhalten hat.
Prof. Ahrens hat das Paar in den vergangenen Jahren eng begleitet. Trotz einer über einen langen Zeitraum unsicheren Bleibeperspektive habe ihn „die Zuversicht des Paares, der grundständige Optimismus und der Wille, sozial etwas aufzubauen und sich weiterzubilden“, enorm beeindruckt, betonte er. Erst seit 2022 verfügt das Paar über eine gesicherte Perspektive in Deutschland.
Azimi hat sein Promotionsprojekt zu Fragen der Identitätsbildung afghanischer Geflüchteter in Deutschland und im Iran stringent und zielgerichtet verfolgt. Die Arbeit am Dissertationsprojekt befindet sich jetzt in der Endphase. Darüber hinaus hat sich Morteza Azimi wiederholt erfolgreich um Lehraufträge am Institut für Soziologie bemüht – mit großem didaktischem Erfolg bei den Studierenden.
Neben diesem ausgeprägten akademischen Engagement ist er auch beständig sozial engagiert. So unterstützt er unter anderem ehrenamtlich afghanische Geflüchtete bei amtlichen Terminen als Dolmetscher und durch Übersetzungsleistungen. Er engagiert sich darüber hinaus ehrenamtlich in der Stadt Bad Nauheim und hilft in diesem Rahmen syrischen und eritreischen Familien handwerklich beim Abbau und Aufbau ihrer Küchen.
Für Prof. Ahrens ist der Preisträger ein „durch und durch humanistischer Mensch. Dieser
Humanismus speist sich zum einen aus seinem Glauben, zum anderen aus einer der Aufklärung verpflichteten Werthaltung. Er ist insofern auch ein Beispiel dafür, wie sich beides unaufgeregt und problemlos vermitteln lässt“, betont der Sozialwissenschaftler. Azimis gesellschaftliches Engagement – etwa in einem Frankfurter Kulturzentrum – sei ebenso intrinsisch motiviert wie beständig.
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, Students
Cultural sciences, Politics, Social studies
transregional, national
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German
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