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12/05/2024 11:54

Erste Repatriierung menschlicher Überreste aus Oldenburg. Ahnen kehren nach über 130 Jahren nach Australien zurück

Dipl. Biol. Lena Nietschke Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Landesmuseum Natur und Mensch

    Oldenburg/Berlin. Am 5. Dezember 2024 hat das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg erstmals in seiner Geschichte menschliche Überreste aus seiner ethnologischen Sammlung zurückgegeben. Zwei Ahnen kehren nach über 130 Jahren in ihre Heimatregion im nordöstlichen Queensland, Australien, zurück. Die Übergabe fand in einer feierlichen Zeremonie in Berlin statt, gemeinsam mit Ahnen aus dem Ethnologischen Museum Berlin. Die Ahnen aus Oldenburg werden in die Obhut der australischen Regierung gegeben, da ihre Herkunftsgemeinschaft bislang nicht bekannt ist.

    I.E. Natasha Smith, Australische Botschafterin in Berlin: „Die heutige Rückführung zeigt die Anerkennung deutscher Institutionen und Regierungen für die Bedeutung, die Ahnen der First Nations ihren Traditional Custodians zurückzugeben. Wir würdigen und begrüßen die Bereitschaft des Ethnologischen Museums Berlin und des Landesmuseums Natur und Mensch Oldenburg, die Rückgabe dieser Vorfahren zu unterstützen und Ungerechtigkeiten der Vergangenheit anzuerkennen. Die australische Regierung setzt sich weiterhin aktiv dafür ein, dass unsere First Nations peoples ihre im Ausland befindlichen Ahnen zurückführen können, damit diese nach Australien heimkehren.“

    „Wir müssen uns der Verantwortung für das koloniale Erbe unserer Sammlung stellen. Die Rückgabe der Ahnen ist ein wichtiger Schritt, um das historische Unrecht anzuerkennen.“, sagt Ursula Warnke, Direktorin des Landesmuseums.

    Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin sagt: „Die menschlichen Überreste, die wir heute an die Nachkommen übergeben, stammen alle von Bestattungsorten. Sie hätten nie in unser Museum gelangen dürfen. Wir freuen uns daher sehr, dass die Vorfahren heute ihre Heimreise nach Australien antreten, und wir sind uns voll und ganz bewusst, dass dies schon längst hätte geschehen müssen. Ich danke ganz besonders den Vertretern der Ugar Community, dass sie die Reise zu uns auf sich genommen haben, um ihre Ahnen würdig nach Hause zu begleiten."

    Ivonne Kaiser, Provenienzforscherin im Landesmuseum sagt: „Der Dialog mit der australischen Regierung und mit Herkunftsgemeinschaften zeigt uns, wie tiefgehend und bedeutsam dieser Prozess für alle Beteiligten ist. Er kann Raum schaffen für Heilung und Versöhnung.“

    Die beiden Ahnen gelangten im späten 19. Jahrhundert in die Sammlung des damaligen Naturhistorischen Museums. Trotz intensiver Forschung konnte die genaue Herkunftsgemeinschaft nicht ermittelt werden. In Australien werden die Ahnen daher zunächst der australischen Regierung übergeben, damit sie näher zu ihrer Heimat betreut werden können, während weitere Arbeiten zur Bestimmung der Traditional Custodians durchgeführt werden.

    Australiens Repatriation Policy

    Das Indigenous Repatriation Program der australischen Regierung engagiert sich seit mehr als einer Dekade bei der Rückführung menschlicher Überreste aus Übersee. Das Programm hilft den Communities Ahnen in den Sammlungen in Übersee zu identifizieren, stellt Rückgabegesuche und unterstützt aktiv bei der Rückführung. Mithilfe des Repatriation Program können die Ahnen nach Hause gebracht werden und nach oft mehr als 100 Jahren endlich ihre Ruhe finden. Den Verstorbenen wird damit ihre Würde zurückgegeben.

    Anbahnung

    Auf diese erste Repatriierung hat das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg lange hingearbeitet. Von 2019 bis 2021 untersuchte ein durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste (DZK) gefördertes Projekt die Provenienz menschlicher Überreste aus kolonialen Kontexten. Die Forschungen kombinierten nicht-invasive anthropologische Analysen mit der Auswertung historischer Archivalien.

    Das Landesmuseum ist bestrebt, die koloniale Geschichte seiner Sammlung aktiv aufzuarbeiten und Verantwortung zu übernehmen. Es bekennt sich klar zu den Grundsätzen des sogenannten Ersten Eckpunktepapier zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten von Bund, Ländern und Kommunen (2019) und wird weiterhin eng mit Herkunftsgemeinschaften an der Rückführung von Human Remains arbeiten.

    Weitere Informationen zur Haltung im Umgang mit menschlichen Überresten des Landesmuseums finden Sie hier:
    https://www.naturundmensch.de/themen/koloniale-kontexte


    Contact for scientific information:

    Dr. Ursula Warnke, Direktorin Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg
    u.warnke@landesmuseen-ol.de
    Dr. Ivonne Kaiser, Provenienzforscherin am Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg
    i.kaiser@landesmuseen-ol.de


    More information:

    http://Weitere Informationen zur Übergabe in Berlin entnehmen Sie auch der Pressemitteilung der SPK:
    https://www.preussischer-kulturbesitz.de/newsroom/presse/pressemitteilungen.html
    http://Offizielles Bildmaterial finden Sie im Anschluss an die Zeremonie im Pressebereich der SPK:
    https://www.preussischer-kulturbesitz.de/newsroom/presse/pressebilder.html


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    Criteria of this press release:
    Journalists
    Cultural sciences, History / archaeology, Social studies
    transregional, national
    Cooperation agreements, Science policy
    German


     

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