Kooperation entsteht oft durch „direkte Reziprozität“, bei der Hilfe auf Gegenseitigkeit basiert. Eine Studie zeigt, dass Strategien, die mehrere vergangene Züge eines Mitspielers berücksichtigen, die Kooperation fördern. Entscheidend ist, das gesamte Verhalten zu analysieren, statt nur die Häufigkeit der Kooperation. Dies betont die Bedeutung eines längeren Gedächtnisses und komplexer Strategien für nachhaltige Zusammenarbeit.
Die Fähigkeit zur Kooperation spielt eine entscheidende Rolle in vielen Bereichen des menschlichen Zusammenlebens – sei es in der Arbeit, in der Politik oder in persönlichen Beziehungen. Ein neues Forschungsergebnis zeigt, wie das Gedächtnis und die Erinnerung an vergangenes Verhalten die Bereitschaft zur Zusammenarbeit beeinflussen können. Diese Erkenntnis ist besonders relevant für die Gestaltung von sozialen und wirtschaftlichen Systemen, in denen Vertrauen und Zusammenarbeit zentral sind.
In vielen sozialen Interaktionen agieren wir nach dem Prinzip der „direkten Reziprozität“ – wir helfen anderen, weil wir erwarten, dass sie uns ebenfalls unterstützen, wenn wir Hilfe benötigen. Traditionell wurden Kooperationen häufig durch einfache Strategien erklärt, die nur das unmittelbar vorherige Verhalten berücksichtigen. Diese sogenannten Memory-1-Strategien, die nur die letzte Handlung eines Mitspielers einbeziehen, haben lange Zeit die wissenschaftliche Forschung dominiert. Doch in realen sozialen Situationen – wie etwa in Arbeitsgruppen, zwischen Politikern oder auch in zwischenmenschlichen Beziehungen – spielen oft auch frühere Handlungen eine Rolle. Besonders in komplexen und fehleranfälligen Umfeldern neigen Menschen dazu, frühere Erfahrungen zu nutzen, um ihre Entscheidungen zu treffen.
Die jüngste Studie, die in diesem Zusammenhang durchgeführt wurde, untersucht, wie längerfristiges Erinnerungsvermögen in sozialen Beziehungen zu einer besseren Kooperation führen kann. Dabei konzentrieren sich die Forscher auf sogenannte „reaktive-n-Strategien“, die auf den vergangenen Aktionen eines Mitspielers über mehrere Runden hinweg basieren. Sie fanden heraus, dass Strategien, die auch länger zurück liegendes Verhalten berücksichtigen, die Kooperation stabilisieren und langfristig fördern können. Diese Ergebnisse haben wichtige Implikationen für unser Verständnis von Kooperation in der Gesellschaft: Sie zeigen, dass eine langfristige Perspektive auf das Verhalten anderer – das „Gedächtnis“ für frühere Kooperationen oder Konflikte – eine stabile Zusammenarbeit ermöglichen kann.
Besonders in dynamischen sozialen Umfeldern, in denen Fehler und Missverständnisse oft vorkommen, sind diese Erkenntnisse von Bedeutung. Sie erklären, warum in Gruppen, bei denen langfristige Beziehungen wichtig sind (wie in Teams oder politischen Partnerschaften), die Bereitschaft zur Kooperation steigt, wenn man die gesamte Geschichte der Zusammenarbeit berücksichtigt. Für Unternehmen und Organisationen könnte dies beispielsweise bedeuten, dass eine Kultur des Vertrauens und der langfristigen Zusammenarbeit gefördert werden sollte, in der Fehler nicht sofort zu einem Abbruch der Kooperation führen.
Insgesamt zeigen die neuesten Ergebnisse, dass das Gedächtnis eine Schlüsselrolle bei der Förderung von Kooperation spielt – nicht nur in theoretischen Modellen, sondern auch im täglichen Leben und in der Gestaltung von sozialen Systemen. Sie bietet einen neuen Blickwinkel auf die Frage, wie langfristige Zusammenarbeit in einer Welt, die oft von kurzfristigen Interessen und Fehlern geprägt ist, erfolgreich gestaltet werden kann.
Dr. Nikoleta E. Glynatsi
Postdoktorandin
Max-Planck-Forschungsgruppe Dynamik von sozialem Verhalten
Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie
N.E. Glynatsi, E. Akin, M.A. Nowak, C. Hilbe, (2024)
Conditional cooperation with longer memory,
PNAS U.S.A. 121 (50) e2420125121,
https://doi.org/10.1073/pnas.2420125121
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, Students
Biology
transregional, national
Scientific Publications, Transfer of Science or Research
German
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