Prof. Dr. Carolin Müller-Spitzer (IDS Mannheim) hat gemeinsam mit Prof. Dr. Katharina Wrohlich (DIW Berlin) und Prof. Dr. Evelyn Ferstl (Universität Freiburg) im diesjährigen Leibniz-Wettbewerb die Finanzierung für ein umfassendes Projekt in der Förderlinie „Kooperative Exzellenz“ eingeworben. In diesem Programm fördert die Leibniz-Gemeinschaft „besonders innovative Vorhaben, die durch Kooperationen ihre besondere wissenschaftliche Strahlkraft und Stärke gewinnen.“ Das Projekt trägt den Titel: „GENELLI – GENder: An Empirical Look into the Language-Cognition Interface. The relationship between linguistic, population-related and stereotypical gender ratios in German“.
In einem innovativen interdisziplinären Ansatz verbindet das GENELLI-Projekt Linguistik, Ökonomie und Kognitionswissenschaft, um das Zusammenspiel zwischen Sprachgebrauch, ökonomischer Realität und stereotypen Überzeugungen der Menschen zu untersuchen.
Die Ungleichheit der Geschlechter ist nach wie vor ein drängendes Problem in unserer Gesellschaft. Frauen sind in vielen Entscheidungspositionen unterrepräsentiert und der Gender-Pay-Gap liegt nach wie vor bei 18 %. Ob und wie Sprache zu dieser Ungleichheit beiträgt, hat eine intensive wissenschaftliche und öffentliche Debatte ausgelöst, v.a. in Bezug auf genderinklusive Sprache. Im Deutschen werden maskuline Personenbezeichnungen immer noch häufig in einem geschlechtsübergreifenden Sinn verwendet, um Personen unbekannten Geschlechts anzusprechen (der Kunde) oder sich auf gemischte Gruppen zu beziehen (viele Lehrer). Psycholinguistische Studien zeigen, dass dies einen sog. ‚male bias‘ auslösen kann, d.h. dass unbewusst eine assoziative Verbindung zu männlichen Personen hergestellt wird. Die Stärke eines solchen ‚male bias‘ wird aber nicht nur von der sprachlichen Form, sondern auch von den tatsächlichen Geschlechterverhältnissen in den jeweiligen Gruppen sowie von den psychologischen Stereotypen beeinflusst, die mit den Personenbezeichnungen verbunden sind. Um die Wechselwirkung zwischen diesen verschiedenen Dimensionen angemessen zu untersuchen, ist ein interdisziplinärer Ansatz erforderlich. Die Kooperation zwischen dem Projekt „Empirische Genderlinguistik“ am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS Mannheim), der Forschungsgruppe „Gender Economics“ am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und dem Lehrstuhl „Kognitionswissenschaft und Genderforschung“ (Universität Freiburg) bringt dafür Forschende aus den Bereichen Linguistik, Wirtschaftswissenschaften und Psychologie zusammen. Mit dem GENELLI-Projekt werden zwei Ziele verfolgt: Erstens wird eine umfangreiche Datenbank von Personenbezeichnungen im Deutschen aufgebaut, zu denen linguistische, ökonomische und stereotype Geschlechterverhältnisse erhoben werden. Zweitens dient diese Datenbank als Grundlage für empirische Studien, um Fragen zum Zusammenspiel von Sprache, Geschlecht und Kognition zu erforschen.
Das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim ist die gemeinsam vom Bund und allen Bundesländern getragene zentrale wissenschaftliche Einrichtung zur Dokumentation und Erforschung der deutschen Sprache in Gegenwart und neuerer Geschichte. Es gehört zu den über 90 Forschungs- und Serviceeinrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft. Näheres unter: http://www.ids-mannheim.de, https://x.com/ids_mannheim, http://www.facebook.com/ids.mannheim, http://www.instagram.com/ids_mannheim/ und http://www.leibniz-gemeinschaft.de.
Pressekontakt:
Dr. Annette Trabold
Leiterin Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Deutsche Sprache
R 5, 6-13
68161 Mannheim
Tel.: + 49 621 1581-119
Wissenschaftliche Ansprechpartnerinnen:
Prof. Dr. Carolin Müller-Spitzer, Leibniz-Institut für Deutsche Sprache, mueller-spitzer(at)ids-mannheim.de.
Prof. Dr. Evelyn Ferstl, Universität Freiburg, evelyn.ferstl(at)cognition.uni-freiburg.de.
Prof. Dr. Katharina Wrohlich, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), kwrohlich(at)diw.de.
Criteria of this press release:
Journalists
Language / literature
transregional, national
Research projects
German
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