Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs), die rund 6.000 wissenschaftlich arbeitende Psychologinnen und Psychologen vertritt, und der Fakultätentag Psychologie (FTPs), in dem alle psychologischen Institute an Universitäten in Deutschland organisiert sind, richten gemeinsam klare Forderungen an die Politik und bieten ihre Expertise zur Unterstützung an.
„Die Psychologie bietet wertvolle Perspektiven, um die großen Herausforderungen unserer Zeit anzugehen. Wir betrachten es als unsere Verantwortung, unsere Expertise aktiv in einen intensiveren Austausch zwischen Wissenschaft und Politik einzubringen“, betont Eva-Lotta Brakemeier, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychologie.
Die Kernanliegen im Überblick:
1. Stärkerer Einbezug psychologischer Expertise zur Krisenbewältigung sowie zur Förderung von Resilienz und Demokratie
Die globalen Herausforderungen wie die Klimakrise, geopolitische Konflikte und die Bedrohung demokratischer Strukturen erfordern wissenschaftlich fundierte Ansätze, die menschliches Verhalten und Entscheidungen in den Mittelpunkt stellen. Die Psychologie bietet relevantes Fachwissen, um Ursachen zu analysieren, psychische Gesundheit und Resilienz zu stärken und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Politik ist essenziell.
2. Verbraucherschutz durch Titelschutz des Berufs „Psychologe/Psychologin“
Um Verbraucherschutz und Qualität zu gewährleisten, soll der Titel „Psychologe/Psychologin“ gesetzlich geschützt werden. Damit einhergehend empfehlen wir verbindliche curriculare Mindeststandards für psychologische Studiengänge, die sich an europäischen Mindeststandards und entsprechenden Empfehlungen der DGPs orientieren.
3. Gesicherte Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung
Seit der Novellierung des Psychotherapeutengesetzes 2020 fehlen gesetzliche Regelungen für die angemessene Finanzierung der Weiterbildung neu-approbierter Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten. Besonders im ambulanten Bereich sind sozialgesetzliche Anpassungen erforderlich, um Vergütung und hauptberufliche Anstellungen sicherzustellen. Eine sichere Finanzierung ist essenziell, um den Nachwuchs in der psychotherapeutischen Versorgung in Praxis und Wissenschaft zu sichern.
4. Novellierung des Arbeitssicherheitsgesetzes
Um den wachsenden psychischen Belastungen am Arbeitsplatz entgegenzuwirken, sollte das Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG) novelliert werden, um Arbeits- und Organisationspsychologinnen und -psychologen als offizielle Beraterinnen und Berater für Betriebe bei der Gestaltung gesunder und sicherer Arbeitsplätze einzubeziehen. In dieser Funktion können sie bei der Gefährdungsbeurteilung und der Entwicklung nachhaltiger Arbeitskonzepte eine Schlüsselrolle übernehmen.
5. Intensivere Berücksichtigung psychologischer Expertise in sozialrechtlichen Gutachten
Psychologische Expertise soll in sozialrechtlichen Verfahren stärker einbezogen werden, um die Qualität und Genauigkeit von Gutachten zu verbessern. Trotz der zentralen Bedeutung psychologischer Beurteilungen wird diese Expertise derzeit zugunsten medizinischer Bewertungen marginalisiert, was zu negativen Auswirkungen für Betroffene und die sozialen Sicherungssysteme führen kann.
6. Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG)
Die Planbarkeit wissenschaftlicher Karrieren muss durch eine Reform des WissZeitVG verbessert werden. Dies erfordert zwingend zusätzliche Finanzmittel. Insbesondere im Bereich Klinische Psychologie und Psychotherapie sind Sonderregelungen erforderlich, um fachliche und wissenschaftliche Weiterqualifikationen zu fördern und parallel zu ermöglichen.
7. Psychologie in Schulen: Resilienz und mentale Gesundheit stärken
Psychologisch relevante Themen wie Resilienz, Emotionen und psychische Gesundheit finden in Schulen bisher kaum Beachtung, obwohl sie entscheidend für die Förderung von Chancengleichheit, sozialer Kompetenz und psychischer Widerstandskraft sind. Die DGPs und der Fakultätentag Psychologie fordern daher den Ausbau der Schulpsychologie, die Einführung von Psychologie als Schulfach sowie den Einsatz interdisziplinärer Teams, um Kinder und Jugendliche besser auf die Herausforderungen unserer Zeit vorzubereiten.
„Wir möchten betonen, dass unsere Anliegen keine standespolitischen Forderungen sind, sondern eine Antwort auf die wachsende Bedeutung psychischer Gesundheit für die Gesellschaft und die Wirtschaft“, erklärt Conny H. Antoni, Vorsitzender des Fakultätentages Psychologie. „Wir rufen die Parteien auf, die genannten Themen in der kommenden Legislaturperiode zu unterstützen und aktiv in die politische Agenda aufzunehmen.“
Weiterführende Informationen:
Die Positionspapiere zu den Forderungen von DGPs und FTPs können hier abgerufen werden: https://www.dgps.de/aktuelles/details/forderungen-zur-bundestagswahl/
Kontakt bei Rückfragen:
Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier
Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychologie
Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie (KLIPs)
Universität Greifswald
E-Mail: praesidentin@dgps.de
Senior-Prof. Dr. Conny H. Antoni
Vorsitzender des Fakultätentages Psychologie
Seniorforschungsprofessur Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie
Universität Trier
E-Mail: antoni@uni-trier.de
Pressekontakt:
Dr. Anne Klostermann
Pressestelle DGPs
Tel.: 030 28047718
E-Mail: pressestelle@dgps.de
Über die DGPs:
Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs e.V.) ist eine Vereinigung der in Forschung und Lehre tätigen Psychologinnen und Psychologen. Die über 5800 Mitglieder erforschen das Erleben und Verhalten des Menschen. Sie publizieren, lehren und beziehen Stellung in der Welt der Universitäten, in der Forschung, der Politik und im Alltag. Die Pressestelle der DGPs informiert die Öffentlichkeit über Beiträge der Psychologie zu gesellschaftlich relevanten Themen. Darüber hinaus stellt die DGPs Journalistinnen und Journalisten eine Datenbank aus Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fachgebiete zur Verfügung, die Auskunft zu spezifischen Fragestellungen geben können. Wollen Sie mehr über uns erfahren? Besuchen Sie die DGPs im Internet: www.dgps.de
Über den Fakultätentag Psychologie:
Der Fakultätentag Psychologie (FTPs) ist die hochschulpolitische Vertretung der wissenschaft-
lichen Psychologie an den deutschen Universitäten. Der Fakultätentag ist Ansprechpartner bei
Gesprächen auf politischer Ebene, um die Interessen der psychologischen Institute deutscher
Universitäten gebündelt zu vertreten. Er soll außerdem der Kommunikation zwischen den
Instituten dienen, wenn es um die Diskussion und Abstimmung von Fragen z.B. der Organisation von Studium und Lehre, der Inhalte von Studiengängen oder der Schwerpunktsetzungen geht. https://fakultaetentag-psychologie.de/
Criteria of this press release:
Journalists
Psychology
transregional, national
Science policy
German
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