idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
01/28/2025 14:19

Neuer Heisenberg-Professor blickt hinter Kulissen der vormodernen Geschichtsschreibung zu Fürsten im Spätmittelalter

Kathrin Haimerl Abteilung Kommunikation
Universität Passau

    Prof. Dr. Grischa Vercamer ist neuer Heisenberg-Professor an der Universität Passau für Geschichte der ost- und mitteleuropäischen Kulturen im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit. In seiner Forschung hat er sich zum Ziel gesetzt, das Verständnis der Darstellung der Herrschaft von Fürsten im Spätmittelalter zu erweitern.

    Herrschaft galt im Mittelalter als von Gottes Gnaden gegeben. Man möchte meinen, dass die Religiosität des Fürsten somit eine zentrale Rolle in der vormodernen Geschichtsschreibung spielen sollte. Doch überraschenderweise tritt die Darstellung des frommen oder religiösen Fürsten in den Quellen seltener auf, als man dies erwarten würde.

    Dies ist eines der Themen, dem sich der Mediävist Prof. Dr. Grischa Vercamer in seiner Forschung an der Universität Passau widmet. Gefördert wird er dafür fünf Jahre lang im Rahmen des renommierten Heisenberg-Programms. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt damit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die ihre Berufbarkeit auf eine Professur durch eine Habilitation nachweisen können und durch besonders herausragende wissenschaftliche Leistungen ausgewiesen sind. Prof. Dr. Vercamer hat sich in einem hochkompetitiven Verfahren erfolgreich durchgesetzt und mehr als 800.000 Euro Mittel eingeworben.

    „Ich freue mich sehr, dass wir Herrn Kollegen Vercamer für die Universität Passau gewinnen konnten und gratuliere ihm zu diesem herausragenden Erfolg“, erklärt Prof. Dr. Ulrich Bartosch, Präsident der Universität Passau. „Seine Forschung zur Darstellung der Herrschaftsformen von Fürsten im Spätmittelalter ist ein bedeutsamer Beitrag zum Verständnis von Macht und Repräsentation in einer historischen Epoche, die bis heute unser Bild von politischer Autorität und kultureller Wahrnehmung prägt“, ordnet er die Bedeutung der Arbeit ein.

    Das Vorhaben von Prof. Dr. Vercamer, das im Januar 2025 gestartet ist, sieht zwei Teile vor:
    • Der spätmittelalterliche Fürst und seine Darstellung als christlicher und kriegerischer Herrscher in historiographischen Werken des böhmischen, österreichischen und süddeutschen Raums. Für die Darstellung des Fürsten als Krieger, Heerführer und Kriegsherr hat die DFG flankierend zur Heisenberg-Professur eine Sachbeihilfe zu einer Promotion gewährt, die Prof. Dr. Vercamer betreut.
    • Struktur und Wandel des deutschen Niederadels im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit vom 14. bis 16. Jahrhundert. Hier sind unter anderem Fallstudien zu den Niederadelslandschaften in der Mark Brandenburg und dem historischen Vogtland im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit geplant.

    „Vormoderne Geschichtsschreiber inszenierten das Bild ihrer fürstlichen Protagonisten mit einer bestimmten Intention, also oftmals idealtypisch positiv oder negativ“, erklärt der Heisenberg-Professor. „Die modernen Geschichtswissenschaften gewinnen das individuelle Bild eines vormodernen Fürsten und seiner herrschaftlichen Handlungen eben gerade aus historiographischen Werken, reflektieren dabei jedoch häufig zu wenig über die Komplexität der jeweiligen Werke und Intentionen der Autoren.“

    Prof. Dr. Vercamer hat sich zum Ziel gesetzt, hinter das derzeit vorherrschende Bild der Herrschaft der Fürsten zu blicken und „die Errungenschaften bisheriger Forschung zur Ideen- und Vorstellungsgeschichte zu bündeln und strukturell zu erweitern“. Er kann dazu auf eigene Vorarbeiten zurückgreifen, darunter auf seine 800 Seiten umfassende Habilitation zum Thema „Hochmittelalterliche Herrschaftspraxis im Spiegel der Geschichtsschreibung. Vorstellungen von ,guter‘ und ‚schlechter‘ Herrschaft in England, Polen und dem Reich im 12./13. Jahrhundert“. Aus seiner 650 Seiten umfassenden Dissertation zum Deutschordensland Preußen entwickelte er das europäisch vergleichende Forschungsfeld zum spätmittelalterlichen „Niederadel“.

    Die Universität Passau ist dem Forscher, der von 2020 bis 2024 als Vertretungsprofessor an der TU Chemnitz wirkte, bekannt: Er vertrat von 2018 bis 2020 den Lehrstuhl für mittelalterliche Geschichte. Den Großteil seiner wissenschaftlichen Karriere hat er in europäischen Hauptstädten verbracht, und zwar in Berlin, Edinburgh, Prag und Warschau. Von 2008 bis 2014 forschte er als Mediävist am Deutschen Historischen Institut in Warschau. Der ausgebildete Deutsch- und Geschichtslehrer fürs Gymnasium spricht u.a. fließend Polnisch.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Grischa Vercamer
    Lehrstuhl für Geschichte der ost- und mitteleuropäischen Kulturen im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit
    Universität Passau
    E-Mail: Grischa.Vercamer@uni-passau.de


    More information:

    https://www.digital.uni-passau.de/beitraege/2025/interview-mit-prof-dr-vercamer Macht und Herrschaft - vom Mittelalter bis heute; Interview mit Prof. Dr. Vercamer im Forschungsmagazin der Universität Passau


    Images

    Prof. Dr. Grischa Vercamer will mit seiner Forschung das Verständnis der Darstellung der Herrschaft von Fürsten im Spätmittelalter erweitern.
    Prof. Dr. Grischa Vercamer will mit seiner Forschung das Verständnis der Darstellung der Herrschaft ...
    Universität Passau
    Universität Passau


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, Students, Teachers and pupils, all interested persons
    History / archaeology
    transregional, national
    Personnel announcements, Research projects
    German


     

    Prof. Dr. Grischa Vercamer will mit seiner Forschung das Verständnis der Darstellung der Herrschaft von Fürsten im Spätmittelalter erweitern.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).