Bereits früh in der Antike wurde die Umwelt durch den Menschen mit Blei kontaminiert. Das zeigen Untersuchungen an Sedimentkernen vom Meeresboden und aus dem küstennahen Umland der Ägäis. Durchgeführt wurden die Analysen von einem Forschungsteam unter Leitung von Geowissenschaftlern der Universität Heidelberg. Danach verursachte menschliche Aktivität in der Region bereits vor etwa 5.200 Jahren eine Bleiverschmutzung der Umwelt – wesentlich früher als bislang bekannt. Zusammen mit den Ergebnissen von Pollenanalysen an den Sedimentkernen bietet diese Kontamination zugleich Einblicke in den sozioökonomischen Wandel im ägäischen Raum.
Pressemitteilung
Heidelberg, 28. Januar 2025
Bleiverschmutzung im antiken Griechenland gibt Auskunft über gesellschaftlichen Wandel
Heidelberger Geowissenschaftler finden im Bereich der Ägäis bislang ältesten Hinweis auf durch Menschen verursachte Kontamination mit dem Schwermetall Blei
Bereits früh in der Antike wurde die Umwelt durch den Menschen mit Blei kontaminiert. Das zeigen Untersuchungen an Sedimentkernen vom Meeresboden und aus dem küstennahen Umland der Ägäis. Durchgeführt wurden die Analysen von einem Forschungsteam unter Leitung von Geowissenschaftlern der Universität Heidelberg. Danach verursachte menschliche Aktivität in der Region bereits vor etwa 5.200 Jahren eine Bleiverschmutzung der Umwelt – wesentlich früher als bislang bekannt. Zusammen mit den Ergebnissen von Pollenanalysen an den Sedimentkernen bietet diese Kontamination zugleich Einblicke in den sozioökonomischen Wandel im ägäischen Raum. Auch historische Ereignisse wie die Eroberung Griechenlands durch die Römer lassen sich daraus ablesen.
Der Bereich der Ägäis hat einige der frühesten Kulturen der europäischen Antike hervorgebracht. Das Forschungsteam ist der Frage nachgegangen, ab wann und in welchem Ausmaß sich frühe menschliche Aktivitäten in der Region auf Ökosysteme an Land, aber auch im marinen Raum ausgewirkt haben. Dazu analysierte es 14 Sedimentkerne aus dem Boden und küstennahen Umland des Ägäischen Meeres. Ein Kern aus einem Torfmoor lieferte dabei den Hinweis auf die früheste bekannte Umweltverschmutzung durch Blei. Datieren konnten die Wissenschaftler dieses Bleisignal auf einen Zeitpunkt vor etwa 5.200 Jahren – es ist damit rund 1.200 Jahre älter als der bislang früheste Beleg für eine auf menschliche Aktivität zurückzuführende Kontamination der Umwelt mit dem Schwermetall.
„Weil Blei unter anderem bei der Herstellung von Silber freigesetzt wurde, ist der Nachweis steigender Bleikonzentrationen in der Umwelt zugleich ein wichtiger Indikator für sozioökonomischen Wandel“, sagt Dr. Andreas Koutsodendris. Er ist Wissenschaftler in der Forschungsgruppe „Palynologie und Paläoumweltdynamik“ von Prof. Dr. Jörg Pross, die am Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg angesiedelt ist. In den von den Heidelberger Wissenschaftlern untersuchten Sedimentkernen sind neben Blei auch Pollen enthalten, mit denen sich die Vegetationsentwicklung im ägäischen Raum rekonstruieren lässt. Die Pollengehalte lieferten dem Forschungsteam Hinweise auf die Art und Weise, wie das Land genutzt wurde. „Kombiniert zeigen die Daten zur Bleikontamination und zur Vegetationsdynamik, wann der Übergang von landwirtschaftlichen zu fortgeschrittenen Geldgesellschaften stattfand und welche Folgen er für die Umwelt hatte“, betont Jörg Pross.
Ein signifikanter Anstieg der Bleikonzentration fand vor etwa 2.150 Jahren statt, flankiert von einer starken Rodung der Wälder und zunehmender landwirtschaftlicher Nutzung, wie sich aus der Zusammensetzung der Pollenspektren ablesen lässt. Von diesem Zeitpunkt an ist die Bleikontamination auch in Sedimenten aus dem Meeresboden der Ägäis nachweisbar – die weltweite früheste Dokumentation menschlich verursachter Bleibelastung im Ozean, wie Andreas Koutsodendris hervorhebt. „Diese Veränderungen decken sich zeitlich mit der Eroberung des hellenistischen Griechenlands durch die Römer, die sich in der Folge dessen Ressourcenreichtum zu eigen machten“, erläutert der Heidelberger Archäologe Prof. Dr. Joseph Maran. So forcierten die römischen Eroberer unter anderem den Abbau von Gold, Silber und anderen Metallen, wofür im Zuge der Erzgewinnung und Erzverhüttung auch Holz benötigt wurde.
Die Sedimentkerne aus dem Ägäischen Meer wurden bei Expeditionen mit den Forschungsschiffen METEOR und AEGAEO geborgen, die zwischen 2001 und 2021 stattgefunden haben. Finanziert wurden diese Forschungsreisen von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Europäischen Union. Die DFG hat auch die aktuellen Forschungsarbeiten gefördert. Beteiligt waren daran neben den Wissenschaftlern der Universität Heidelberg auch Forscherinnen und Forscher aus Berlin, Frankfurt (Main), Hamburg, Hohenheim, Tübingen sowie aus Griechenland. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Communications Earth & Environment“ veröffentlicht.
Kontakt:
Universität Heidelberg
Kommunikation und Marketing
Pressestelle, Telefon (06221) 54-2311
presse@rektorat.uni-heidelberg.de
Dr. Andreas Koutsodendris
Institut für Geowissenschaften
Telefon (06221) 54-6027
andreas.koutsodendris@geow.uni-heidelberg.de
A. Koutsodendris, J. Maran, U. Kotthoff, J. Lippold, M. Knipping, O. Friedrich, A. Gerdes, S. Kaboth-Bahr, A. Bahr, H. Schulz, D. Sakellariou and J. Pross: Societal changes in Ancient Greece impacted terrestrial and marine environments. Communications Earth & Environment (30 January 2025), DOI: 10.1038/s43247-024-01921-7
http://www.geow.uni-heidelberg.de/researchgroups/pross – Forschungsgruppe „Palynologie und Paläoumweltdynamik“
Im Rahmen von Expeditionen mit dem Forschungsschiff METEOR geborgen: Sedimentkerne aus dem ägäischen ...
© Andreas Koutsodendris
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
Environment / ecology, Geosciences, History / archaeology
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
Im Rahmen von Expeditionen mit dem Forschungsschiff METEOR geborgen: Sedimentkerne aus dem ägäischen ...
© Andreas Koutsodendris
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