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02/05/2025 15:32

Neue Leitlinie: Brustschmerz in der hausärztlichen Praxis

Natascha Hövener Pressekontakt
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V.

    Brustschmerzen gehören zu den häufigsten Beratungsanlässen in der hausärztlichen Praxis. Die Gründe sind äußerst vielfältig – der oft befürchtete Herzinfarkt ist eher selten die Ursache. Trotzdem ist es wichtig, sich schnell orientieren und gefährliche Verläufe ausschließen zu können. Diese Orientierung vermittelt die neue S3-Leitlinie „Brustschmerz“, die die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) als Update Ende letzten Jahres veröffentlicht hat.

    In der hausärztlichen Praxis gehören Brustschmerzen mit Ziehen, Brennen, Stechen im Thoraxbereich zu den häufigsten Beratungsanlässen. Mitunter kommen noch Angst oder Panik dazu, weil die Patientinnen und Patienten einen Herzinfarkt befürchten. Die Ursachen für Brustschmerzen sind in knapp der Hälfte aller Fälle muskuloskelettal bedingt. Auch Atemwegsinfekte oder psychische Störungen können zu Schmerzen im Brustbereich führen, ebenso wie stabile Erkrankungen der Koronargefäße oder Magendarm-Probleme.

    Die Leitlinie „Brustschmerz“ erleichtert es den Hausärztinnen und Hausärzten, sich in kurzer Zeit zu orientieren und schafft Sicherheit im Umgang bei der Herausforderung, gefährliche Verläufe – zum Beispiel bei einem akuten Koronarsyndrom – schnell zu erkennen und die Patientinnen und Patienten in die Klinik zu überweisen. „In der hausärztlichen Praxis geht es oft um das Spannungsfeld von ‚nichts übersehen‘ und ‚Überversorgung vermeiden‘. Unsere Hauptaufgabe ist es, die vorhandene Evidenz in den Leitlinien so aufzubereiten, dass wir den Hausärztinnen und Hausärzten ein Werkzeug an die Hand geben können, dass sie sich in diesem Spannungsfeld sicher bewegen können“, kommentiert Prof. Martin Scherer, Präsident der DEGAM.

    Bei der S3-Leitlinie handelt es sich um eine Überarbeitung der bisherigen Version. Die zentralen Botschaften wurden übernommen. Das Kernstück der Leitlinie stellt nach wie vor der Marburger Herzscore dar, der eingesetzt wird, um das Risiko für eine koronare Herzerkrankung unkompliziert in der Praxis zu berechnen. Der Marburger Herzscore wird auch in der Nationalen Versorgungsleitlinie KHK empfohlen, so dass hier beide Leitlinien inhaltlich ineinandergreifen. „Unsere S3-Leitlinie hat nach wie vor ein hohes Evidenz-Niveau, da es viele gute Studien gibt, die im hausärztlichen Setting durchgeführt wurden und bei kardiologischen Fragestellungen relevant sind“, berichtet Prof. Stefan Bösner, einer der Autoren der Leitlinie und als Hochschullehrer und niedergelassener Hausarzt tätig.

    „Als wissenschaftlicher Fachgesellschaft ist es uns ein großes Anliegen, Über-, Unter- und Fehlversorgung in der Medizin abzubauen. Dabei sind unsere Leitlinien wichtige Elemente, weil sie helfen, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden. Das gilt bei kardiologischen Fragestellungen in besonderem Maße, da gerade in der Kardiologie hierzulande eine massive Überdiagnostik stattfindet“, so Martin Scherer weiter. In Deutschland werden zum Beispiel mehr als in jedem anderen Land Herzkatheter-Untersuchungen durchgeführt – ohne, dass die Herzgesundheit hierzulande messbar verbessert werden konnte.

    „Praxen, die die Inhalte der Leitlinie kennen und den Marburger Herzscore in ihre Abläufe einbeziehen, brauchen in vielen Fällen keine weitere kardiologische Diagnostik. Das entlastet alle – die Patientinnen und Patienten, die beruhigt sind und auch die fachärztlichen Kolleginnen und Kollegen, die weniger Patienten weiter abklären müssen“, so Stefan Bösner abschließend.

    Wie bei allen anderen Leitlinien auch setzt sich die DEGAM für den Wissenstransfer in die hausärztliche Praxis ein, um die Inhalte zur Leitlinie in der Fort- und Weiterbildung unterzubringen.

    Hier finden Sie die S3-Leitlinie Brustschmerz: https://www.degam.de/leitlinie-s3-053-023

    Pressekontakt:
    Natascha Hövener
    Pressesprecherin
    Telefon: 030 – 20 966 98 16
    E-Mail: hoevener@degam.de

    Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)
    Schumannstraße 9, 10117 Berlin
    Präsident: Prof. Dr. med. Martin Scherer (Hamburg)
    http://www.degam.de

    Über die DEGAM

    Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) ist eine wissenschaftliche Fachgesellschaft. Ihre zentrale Aufgabe ist es, die Allgemeinmedizin als anerkannte wissenschaftliche Disziplin zu fördern und sie als Rückgrat der Patientenversorgung weiterzuentwickeln. Die DEGAM ist Ansprechpartnerin bei allen Fragen zur wissenschaftlichen Entwicklung der Allgemeinmedizin an den Hochschulen, zur Fort- und Weiterbildung sowie zum Qualitätsmanagement. Sie erarbeitet eigene wissenschaftlich fundierte Leitlinien für die hausärztliche Praxis und beteiligt sich auch an interdisziplinären Leitlinien anderer Fachgesellschaften. Die Aktivitäten der Nachwuchsförderung werden überwiegend von der Deutschen Stiftung für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DESAM) realisiert.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. med. Martin Scherer, Präsident der DEGAM
    E-Mail: m.scherer@uke.de

    Prof. Dr. med. Stefan Bösner, Autor der Leitlinie (Universität Marburg)
    boesner@staff.uni-marburg.de


    More information:

    https://www.degam.de/leitlinie-s3-053-023 - S3-Leitlinie der DEGAM zu Brustschmerzen in der hausärztlichen Praxis


    Images

    Der oft gefürchtete Herzinfarkt ist bei Brustschmerzen in der Praxis eher selten die Schmerz-Ursache
    Der oft gefürchtete Herzinfarkt ist bei Brustschmerzen in der Praxis eher selten die Schmerz-Ursache
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    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, Students, all interested persons
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Advanced scientific education, Transfer of Science or Research
    German


     

    Der oft gefürchtete Herzinfarkt ist bei Brustschmerzen in der Praxis eher selten die Schmerz-Ursache


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