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02/13/2025 13:04

Künstliche Intelligenz im Wahlkampf: Bevölkerung lehnt Einsatz von KI in politischen Kampagnen überwiegend ab

Kathrin Voigt Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

    Kommunikationswissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz veröffentlichen Studie über die Akzeptanz, Wahrnehmung und Wirkung von KI-generierten Inhalten der Politik

    Künstliche Intelligenz (KI) wird mittlerweile auch in der politischen Kommunikation zunehmend verwendet. So setzen die Parteien im laufenden Bundestagswahlkampf Bilder und Videos ein, die mit künstlicher Intelligenz erzeugt wurden. Allerdings stößt dies nicht unbedingt auf Zustimmung. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Studie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) haben den Einsatz von KI in der Politik meist kritisch bewertet und tendenziell abgelehnt. "Die deutsche Bevölkerung sieht mehr Risiken als Chancen durch den Einsatz von KI-generierten politischen Inhalten und wünscht sich verbindliche Regeln zur Überprüfung und Transparenz", fasst Dr. Simon Kruschinski vom Institut für Publizistik der JGU die Ergebnisse zusammen. "Außerdem unterscheidet sich die emotionale Wirkung von KI-Bildern kaum von realen Fotografien, sie wirken beide über die Bildinhalte wie die dargestellte Stimmung oder das Bildthema", ergänzt Dr. Pablo Jost, der zusammen mit Simon Kruschinski die Studie geleitet hat. Angesichts der heißen Phase der Bundestagswahl und der zunehmenden Bedeutung von KI in der politischen Kommunikation sind die Erkenntnisse hochaktuell.

    KI-erzeugte Inhalte bringen Chancen mit sich, aber auch Risiken

    Mit künstlicher Intelligenz können Texte, Bilder oder Videos produziert werden, die kaum noch von echten erstellten Inhalten zu unterscheiden sind. Darin liegen Chancen für eine effizientere politische Kommunikation, aber auch Risiken wie zum Beispiel die vereinfachte Verbreitung von Desinformationen. Vor diesem Hintergrund hat das Forschungsteam aus der Publizistik eine Studie durchgeführt, um ein detailliertes Meinungsbild der deutschen Bevölkerung zum Einsatz von generativer KI in politischen Kampagnen zu erhalten. Dazu wurden 1.991 repräsentativ ausgewählte Bürgerinnen und Bürger befragt. Zudem wurde bei einem Online-Experiment mit 2.081 Teilnehmenden die Wirkung von KI-erzeugten und echten Kampagnenbildern untersucht.

    Die Ergebnisse zeigen, dass in der deutschen Bevölkerung Unsicherheit herrscht, inwiefern die Parteien die Technologie überhaupt einsetzen. Allerdings wird die Nutzung von KI in der Politik überwiegend skeptisch bis ablehnend beurteilt. Bei entsprechender Kennzeichnung und bei unterstützenden Aufgaben wie der Textkorrektur würde jedoch ein größerer Teil der Befragten eine Nutzung akzeptabel finden. Auch die Ergebnisse des Online-Experiments weist auf Herausforderungen beim KI-Einsatz in politischen Kampagnen hin: "Menschen haben Schwierigkeiten, zwischen KI-generierten und echten Kampagnenbildern zu unterscheiden. Ob KI-Inhalte erkannt werden und wie kritisch sie bewertet werden, hängt davon ab, ob die Botschaften eine KI-Kennzeichnung haben oder mit der eigenen Weltsicht übereinstimmen", erklärt Pablo Jost.

    Kennzeichnungspflicht, ethische Standards und Medienkompetenz erforderlich

    Wie das Forschungsteam weiter bemerkt, können die politischen Botschaften mithilfe von KI schneller und kostengünstiger erzeugt und einfacher genutzt werden. Dies birgt die Gefahr von Desinformation. So meint Simon Kruschinski: "Politische Kampagnen können mit KI gezielt Emotionen und Weltbilder ansprechen, wodurch sie unkritischer rezipiert und auch unkritischer weiterverbreitet werden können." Aber am Ende liegen die Herausforderungen nicht in der neuen Technologie selbst begründet, sondern in der Art, wie politische Kampagnen sie einsetzen. "Klare Kennzeichnungspflichten, ethische Standards und mehr Medienkompetenz unter der Bevölkerung sind nötig, um einen transparenten und verantwortungsvollen KI-Einsatz sicherzustellen", lauten die Empfehlungen der Kommunikationswissenschaftler.

    Zur Studie

    Die Studie "Künstliche Intelligenz in politischen Kampagnen: Akzeptanz, Wahrnehmung und Wirkung" von Dr. Simon Kruschinski, Dr. Pablo Jost, Hannah Fecher und Tobias Scherer, Forschende am Institut für Publizistik der JGU, wurde für die Otto Brenner Stiftung erstellt. Die Studie ist auf der Internetseite https://www.otto-brenner-stiftung.de/generative-ki-in-politischen-kampagnen/ zu finden. Darüber hinaus kann auf der Homepage https://www.campaigntracker.de/ angeschaut werden, welche Parteien und Kandidierende bei der Bundestagswahl KI-generierte Bilder und Videos auf Social Media einsetzen.



    Bildmaterial:
    https://download.uni-mainz.de/presse/02_publizistik_politische_kampagnen_ki_01.j...
    Bewertung von Künstlicher Intelligenz in der Politik: Frage "Wie beurteilen Sie ganz persönlich den Einsatz von KI in politischen Kampagnen (z.B. im Wahlkampf)?" – Antwort "Der Einsatz von KI zur Erstellung von politischen Kampagnen …" (Angaben in Prozent)
    Abb./©: Kruschinski, Jost, Fecher, Scherer

    https://download.uni-mainz.de/presse/02_publizistik_politische_kampagnen_ki_02.j...
    KI-generierte Kampagnenbotschaften aus dem Experiment
    Abb./©: Kruschinski, Jost, Fecher, Scherer

    https://download.uni-mainz.de/presse/02_publizistik_politische_kampagnen_ki_03.j...
    Anzeichen für die Verwendung von KI in der Bildgestaltung
    Abb./©: Kruschinski, Jost, Fecher, Scherer


    Weiterführende Links:
    https://www.polkom.ifp.uni-mainz.de/ – Lehr- und Forschungsbereich Politische Kommunikation am Institut für Publizistik der JGU
    https://www.otto-brenner-stiftung.de/sie-moechten/presseinfos-abrufen/detail/new... – Pressemitteilung der Otto Brenner Stiftung: "KI im Wahlkampf: Kritische Bewertung bei begrenzter Wirkung" (12.02.2025)
    https://www.otto-brenner-stiftung.de/ – Otto Brenner Stiftung
    https://download.uni-mainz.de/presse/video/02_publizistik_politische-kommunikati... – Dr. Simon Kruschinski über politisches Microtargeting


    Lesen Sie mehr:
    https://presse.uni-mainz.de/waehlermanipulation-durch-neue-technologien-deutschl... – Pressemitteilung "Wählermanipulation durch neue Technologien: Deutschland nicht mit den USA vergleichbar" (24.01.2024)
    https://presse.uni-mainz.de/medien-plaedieren-ueberwiegend-fuer-waffenlieferunge... – Pressemitteilung "Medien plädieren überwiegend für Waffenlieferungen an die Ukraine und sehen die deutsche Regierung kritisch" (15.12.2022)
    https://presse.uni-mainz.de/gesundheitskommunikation-muss-in-krisenzeiten-an-bed... – Pressemitteilung "Gesundheitskommunikation muss in Krisenzeiten an Bedürfnisse unterschiedlicher sozialer Gruppen angepasst werden" (17.03.2022)
    https://presse.uni-mainz.de/medien-berichten-deutlich-negativer-ueber-gefluechte... – Pressemitteilung "Medien berichten deutlich negativer über Geflüchtete als im Jahr 2015" (15.07.2021)


    Contact for scientific information:

    Dr. Simon Kruschinski und Dr. Pablo Jost
    Lehr- und Forschungsbereich Politische Kommunikation
    Institut für Publizistik
    Johannes Gutenberg-Universität Mainz
    55099 Mainz
    Tel.: +49 6131 39-29413
    E-Mail: simon.kruschinski@uni-mainz.de
    E-Mail: pablo.jost@uni-mainz.de
    https://www.polkom.ifp.uni-mainz.de/team/simon-kruschinski/
    https://www.polkom.ifp.uni-mainz.de/team/pablo-jost/


    Original publication:

    Simon Kruschinski, Pablo Jost, Hannah Fecher, Tobias Scherer
    Künstliche Intelligenz in politischen Kampagnen. Akzeptanz, Wahrnehmung und Wirkung
    Otto Brenner Stiftung (Hg.), Frankfurt am Main, 2025
    https://www.otto-brenner-stiftung.de/generative-ki-in-politischen-kampagnen/


    Images

    KI-generierte Kampagnenbotschaften aus dem Experiment
    KI-generierte Kampagnenbotschaften aus dem Experiment

    (Abb./©: Simon Kruschinski, Pablo Jost, Hannah Fecher, Tobias Scherer)

    Anzeichen für die Verwendung von KI in der Bildgestaltung
    Anzeichen für die Verwendung von KI in der Bildgestaltung

    (Abb./©: Simon Kruschinski, Pablo Jost, Hannah Fecher, Tobias Scherer)


    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Media and communication sciences, Politics, Social studies
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    KI-generierte Kampagnenbotschaften aus dem Experiment


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