Die scheidende Ampelregierung hatte den Auftakt für eine Modernisierung der Gesetzgebung zur Reproduktionsmedizin gegeben: Das Vorhaben war im Koalitionsvertrag verankert; die einberufene Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin hatte im April 2024 Empfehlungen für eine Legalisierung der Eizellspende und für eine mögliche eng begrenzte Liberalisierung der altruistischen Leihmutterschaft ausgesprochen – gesetzgeberische Maßnahmen blieben indes aus.
Die Deutsche Gesellschaft für Andrologie e.V. (DGA) fordert die künftige Bundesregierung deshalb dringend auf, die überfällige Reform auf ihre Agenda zu nehmen und auf Basis der Empfehlungen der Expertenkommission zum Wohle der Patientinnen und Patienten eine zeitgemäße Kinderwunschmedizin in Deutschland zu ermöglichen.
„Die Ampel-Regierung hat die Chance vertan, die veraltete Gesetzgebung in der Reproduktionsmedizin zu reformieren und entsprechend der enormen medizinisch-wissenschaftlichen Fortschritte in einem einheitlichen Gesetz zu regeln. Einen weiteren Aufschub darf es angesichts der wachsenden Bedeutung der Fortpflanzungsmedizin nicht geben“, mahnt die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Andrologie e.V. Prof. Dr. Sabine Kliesch.
Deutschland braucht eine moderne Kinderwunschmedizin
Neben dem mehr als 30 Jahre alten zentralen Embryonenschutzgesetz (ESchG) und dem Transplantationsgesetz regeln in Deutschland weitere gesetzliche Bestimmungen und Richtlinien die Zulässigkeit von Fortpflanzungstechniken. Eine Leihmutterschaft ist verboten, und auch die Eizellspende ist hierzulande, anders als in den meisten europäischen Ländern, untersagt. „Damit wird die Erforschung des Zusammenspiels von Ei- und Samenzellen bei der Entstehung des neuen Lebens seit Jahren gebremst, und wir müssen hinnehmen, dass Frauen die hohe Qualität der medizinischen Versorgung in Deutschland nicht in Anspruch nehmen können, sondern für eine anonyme Eizellspende ins Ausland gehen, was unnötige medizinische Risiken für Mutter und Kind sowie fehlende Rechtssicherheit mit sich bringt“, kritisiert die DGA-Präsidentin.
Die Fachgesellschaft hatte das Votum der interdisziplinären Expertenkommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin begrüßt und in einer Pressemitteilung im Frühjahr 2024 für eine gesetzgeberische Umsetzung plädiert. Darin unterstützt die DGA die Empfehlung für eine Legalisierung der Eizellspende, die vor allem den Schutz der Spenderinnen und das Kindeswohl im Sinne des Rechts auf Kenntnis der Abstammung regeln soll. Unter sehr engen Voraussetzungen und tragfähigen Regelungen hält die DGA auch eine Liberalisierung der altruistischen Leihmutterschaft für denkbar.
Immer mehr Fertilitätsbehandlungen: Politik darf die Reproduktionsmedizin und ihre Patient:innen nicht länger ignorieren
Heute fordert die Fachgesellschaft die künftige Regierung auf, Verantwortung zu übernehmen und gesetzgeberische Maßnahmen zu ergreifen, um der zunehmenden gesellschaftlichen Bedeutung der Reproduktionsmedizin gerecht zu werden. Neueste Daten aus dem aktuellen Jahrbuch des Deutschen IVF-Registers sprechen für sich: Allein 2023 haben 68.656 Frauen eine reproduktionsmedizinische Behandlung in einem der 141 Mitgliedszentren des Registers in Anspruch genommen. Seit dem Beginn der elektronischen Erfassung 1997 kamen in Deutschland 412.230 Kinder durch In-vitro- Fertilisation (IVF) zur Welt. Das entspricht der Einwohnerzahl zweier Großstädte wie Mülheim an der Ruhr und Magdeburg zusammen.
„Unsere Gesellschaft, allen voran die Politik, muss zur Kenntnis nehmen, dass Fruchtbarkeitsstörungen inzwischen zu den Volkskrankheiten gehören. Wir wissen auch, dass die Fruchtbarkeit sowohl durch sozioökonomische Faktoren als auch durch Umwelteinflüsse und angeborene Störungen beeinträchtigt wird, was zu einem weiteren Anstieg von Fertilitätsbehandlungen führt. Dafür braucht es endlich einen zeitgemäßen rechtlichen Rahmen, der adäquate reproduktionsmedizinische Forschung und eine bessere Versorgung von Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch ermöglicht“, betont DGA-Pressesprecher Dr. Jann-Frederik Cremers.
Weitere Informationen:
Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Andrologie e.V.
Bettina-Cathrin Ihnen
Sabine Martina Glimm
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Criteria of this press release:
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Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Politics, Social studies
transregional, national
Science policy, Transfer of Science or Research
German
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