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03/18/2025 07:58

Studie „REPCHANCE Europe“: Abgeordnete mit Migrationsgeschichte in Europas nationalen Parlamenten unterrepräsentiert

Stefanie Kaufmann Dimeski Kommunikation
Robert Bosch Stiftung

    - In Deutschland, Spanien, der Schweiz, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich sind Menschen mit Migrationsgeschichte in den Parlamenten nach wie vor unterrepräsentiert. Der Anteil ist in den Niederlanden mit 19 % am höchsten, während er in Spanien mit nur 2 % am niedrigsten ausfällt.

    - Obwohl die Repräsentation zwischen 2012 und 2021 insgesamt zugenommen hat, verläuft der Fortschritt nur langsam – mit Ausnahme von Deutschland (+7 Prozentpunkte) und dem Vereinigten Königreich (+4 Prozentpunkte).

    - In Deutschland liegt der Anteil der Abgeordneten mit Migrationsgeschichte nach der Bundestagswahl 2025 bei rund 11,6 Prozent – kaum verändert zu 2021 (11,3 Prozent).

    Berlin/Stuttgart, 18. März 2025 – Abgeordnete mit Migrationsgeschichte sind in vielen europäischen Ländern nach wie vor unterrepräsentiert, so das Ergebnis der aktuellen Studie „REPCHANCE Europe“, die von der Robert Bosch Stiftung gefördert wurde. Die Studie zu fünf europäischen Demokratien (Deutschland, die Niederlande, Spanien, die Schweiz und das Vereinigte Königreich) zeigt, dass trotz bescheidener Fortschritte in den letzten zehn Jahren der Anteil der Abgeordneten mit Migrationsgeschichte weiterhin deutlich hinter ihrem Anteil an der Bevölkerung in den einzelnen Ländern zurückbleibt.

    Dabei weisen die Studienergebnisse auf deutliche Unterschiede hin. Die Niederlande liegen mit einem Anteil von 19 % an der Spitze, gefolgt vom Vereinigten Königreich mit 15 %, der Schweiz mit 14 % und Deutschland mit 11 %. Im Gegensatz dazu liegt Spanien mit nur 2 % weit zurück. In allen fünf Ländern ist die Repräsentation im Untersuchungszeitraum zwar gestiegen – allerdings unterschiedlich schnell. Deutschland verzeichnete den größten Anstieg (+7 Prozentpunkte), während Spanien nur minimale Verbesserungen erzielte. Das Vereinigte Königreich und die Schweiz konnten moderate Zuwächse von 4 bzw. 2 Prozentpunkten verzeichnen.

    Professor Dr. Andreas Wüst, Koordinator der vergleichenden Studie und Studienleiter für Deutschland, bemerkt: „Es geht nicht darum, eine exakte proportionale Vertretung zu erreichen, sondern darum, faire Chancen für alle zu gewährleisten. Die politischen Parteien müssen die politische Chancengleichheit für Menschen mit Migrationsgeschichte sicherstellen – doch einige Parteien weisen nach wie vor erhebliche Defizite bei Kandidaten, Mandatsträgern und Amtsträgern auf.“

    Politische Zugehörigkeit und Hürden für politische Ambitionen

    Die Studie zeigt, dass Abgeordnete mit Migrationsgeschichte vor allem in Deutschland und der Schweiz häufiger linken Parteien angehören, während dies im Vereinigten Königreich und in den Niederlanden weniger ausgeprägt ist. Die Entscheidung, ein politisches Amt anzustreben, wird oft durch das Aufwachsen in politisch engagierten Familien beeinflusst. Häufig ist auch die Mobilisierung durch Parteifunktionäre der entscheidende Auslöser für eine Kandidatur. Der Wahlerfolg hängt maßgeblich von Faktoren wie der Platzierung auf der Parteiliste und den Aussichten ab, den entsprechenden Wahlkreis zu gewinnen.

    Wenn Abgeordnete mit Migrationsgeschichte ihr Amt antreten, sehen sie sich häufig mit systemischen und persönlichen Hürden konfrontiert – von Diskriminierung über Hassreden bis hin zur Instrumentalisierung für symbolische Zwecke, wie die Studie zeigt. Besonders Frauen sind zusätzlich mit den Herausforderungen von Rassismus und Sexismus konfrontiert. Zudem wird von Politikern mit Migrationsgeschichte oft erwartet, dass sie sich vor allem mit Migrations- und Integrationsfragen befassen – eine Erwartung, die viele nicht teilen und die ihre politischen Ambitionen kaum fördert, da ihre Expertise auf wenige Themen reduziert wird.

    Politische Empfehlungen für mehr Inklusion

    Um diesen Herausforderungen zu begegnen, schlagen die Forschenden konkrete Maßnahmen vor. Diese reichen von einer Ausweitung des Wahlrechts über Bildungsinitiativen zur Funktionsweise des politischen Systems bis hin zu Forderungen an die Parteien, Chancengleichheit zu gewährleisten. Dr. Ferdinand Mirbach, Senior-Experte im Team Einwanderungsgesellschaft der Robert Bosch Stiftung, betont: „Eine stärkere politische Repräsentation von Menschen mit Migrationsgeschichte ist für eine funktionierende Demokratie unerlässlich. Politische Parteien, die Zivilgesellschaft und Institutionen müssen aktiv Möglichkeiten schaffen und Barrieren abbauen, um sicherzustellen, dass eine Vielzahl von Stimmen bei der Entscheidungsfindung gehört werden.“

    Um die politische Repräsentation zu verbessern, fordern die Studienautor:innen stärkere Antidiskriminierungsmaßnahmen, verbesserte Rekrutierungs- und Förderprozesse innerhalb der politischen Parteien sowie robuste Schutzmaßnahmen gegen Hassreden und Gewalt, die sich gegen Politiker:innen von Minderheiten richten.

    Über die Robert Bosch Stiftung
    Die Robert Bosch Stiftung arbeitet in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Globale Fragen. Mit ihrer Förderung setzt sie sich für eine gerechte und nachhaltige Zukunft ein. Die Stiftung ist gemeinnützig, unabhängig und überparteilich. Sie geht auf das Vermächtnis von Robert Bosch zurück. Der Unternehmer und Stifter formulierte darin den doppelten Auftrag, das Fortbestehen des Unternehmens zu sichern und sein soziales Engagement weiterzuführen.
    https://www.bosch-stiftung.de

    Über REPCHANCE Europe
    „REPCHANCE Europe“ untersucht die parlamentarische Vertretung von Politikern mit Migrationsgeschichte in Deutschland, den Niederlanden, Spanien, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich. Die Studie erstreckt sich über zehn Jahre (2012-2021) und kombiniert quantitative Daten mit 175 qualitativen Interviews, um politische Karriereverläufe und die Faktoren zu verstehen, die das politische Engagement beeinflussen. Die Studie wurde von Forschenden der Hochschule für angewandte Wissenschaften München, der Universität Neuenburg, der Universität Amsterdam und Science Po Paris durchgeführt. „REPCHANCE Europe“ wird von der Robert Bosch Stiftung, der Stiftung Mercator Schweiz und Porticus gefördert.

    Zur Studie: https://www.bosch-stiftung.de/de/publikation/repchance-europe

    Nehmen Sie an unserer Online-Veranstaltung zur Vorstellung der Studienergebnisse am 27. März 2025 teil: https://www.bosch-stiftung.de/de/veranstaltungen/repchance-europe-drivers-and-ob....


    Original publication:

    https://www.bosch-stiftung.de/de/publikation/repchance-europe


    More information:

    https://www.bosch-stiftung.de/de/repchance


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    Criteria of this press release:
    Journalists
    Social studies
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

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